Stresstest Corona: Klinikum Neumarkt hat vier Stationen stillgelegt

10.1.2021, 16:20 Uhr
Stresstest Corona: Klinikum Neumarkt hat vier Stationen stillgelegt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Am Klinikum Neumarkt waren an einigen Tagen alle 22 Betten der Intensivstation belegt. Fünf, sechs oder acht davon mit Corona-Patienten. Die Gefahr: Die zusätzliche Dauer-Belastung kann irgendwann die eingespielte Notfallversorgung zum Kollaps bringen. Das Klinikum hat reagiert, Stationen stillgelegt und Personal umgeschichtet.

"Die Versorgung von Notfallpatienten ist weiterhin jederzeit gesichert", heißt es aus dem Klinikum. "Sollte es zu einer massiven Ausweitung der Covid-19-Pandemie kommen, können wir unsere Intensivkapazitäten auf 35 Betten ausweiten."

 

Derzeit sind vier internistische und chirurgische Stationen von den insgesamt 22 Stationen des Klinikums vorübergehend nicht in Betrieb. Das Klinikum stellt verschiebbare Behandlungen ganz oder teilweise zurück, um Covid-19-Patienten behandeln zu können. Dies hat das bayerische Gesundheitsministerium angewiesen.

Pfleger, Schwestern und Mediziner werden so verteilt in personalintensive Bereiche wie Notfallzentrum, die Holding-Area, wo Patienten mit Verdacht auf Covid-19 liegen, Quarantäne-/Corona-Stationen und die Intensivmedizin. Alle Mitarbeiter dort wurden in den hygienischen Anforderungen nach den Vorgaben des Robert Koch-Instituts (RKI) geschult. Das klinische Personal, das auf der Intensivstation die Fachärzte und die Pflegeexperten für Intensivmedizin unterstützt, wurde in Abläufe der Intensivstation eingewiesen.

Corona ist ein Stresstest für das Klinikum Neumarkt

Bis zu 35 Intensivbetten kann das Klinikum bereitstellen. Das sind 13 mehr als im Regelbetrieb. Tatsächlich bedeutet es einen Zuwachs von über 50 Prozent. Die Pandemie ist ein Stresstest für die Krankenhäuser.

Wie stemmt eine Einrichtung diesen Kraftakt? "Als Schwerpunktversorger sind wir in der Lage, dies relativ kurzfristig umzusetzen, indem wir unter anderem auf anästhesiologische Beatmungsgeräte im Bestand zugreifen", sagt Alfons Bauer, stellvertretender Vorstand des Klinikums. Im Operationszentrum werden etwa zwei mobile Beatmungsgeräte je OP-Saal vorgehalten.

Personal wird aus der Anästhesiolpogie abgezogen

Den zusätzlichen Personalbedarf, sei es im Arzt- oder im Pflegedienst, rekrutiert das Klinikum aus der Anästhesiologie und anderen Fachabteilungen im Haus. "Die Konzentration des Personals hätte allerdings zur Folge, dass der Normalbetrieb des Klinikums weiter nach unten angepasst werden müsste", sagt Bauer.

Denn die Technik ist nur die eine Seite: In vielen Kliniken war nicht die Zahl der Betten, sondern das qualifizierte Personal die Engstelle. Hier sieht sich das Klinikum Neumarkt gut aufgestellt.

Auf der Intensivstation arbeiten tagsüber doppelt so viele Ärzte

"Im Rahmen der ersten Corona-Welle im März / April 2020 haben wir die ärztliche Tagesbesetzung fast verdoppelt und die tägliche Schichtbesetzung im Pflegedienst um den Faktor 2,6 erhöht im Vergleich zum Januar / Februar 2020", sagt Bauer.

Aktuell halte man dreimal so viele Pflegefachkräfte auf der Intensivstation vor als vor der Pandemie und bereite sich damit bereits auf eine mögliche Ausweitung der Intensivkapazitäten vor.

Wer alltäglich mit Corona-Patienten umgeht, hat auch ein großes Risiko, sich anzustecken. Einen größeren Ausbruch gab es bisher nicht. In den vergangenen Monaten mussten Beschäftigte sich regelmäßig in Quarantäne begeben oder sind am Corona-Virus erkrankt. "Dies hat bisher auch zu keinem Aufnahmestopp in unserem Haus geführt, aber natürlich die Arbeitsprozesse im Klinikbetrieb eingeschränkt", sagt Bauer

300 Mitarbeiter sind bereits geimpft

Bei den Corona-Impfungen haben die Mitarbeiter des Klinikums, die auf besonders sensiblen Stationen oder mit besonders gefährdeten Patienten arbeiten, deshalb Vorrang. In den Corona-Stationen, der Intensivstation, dem Notfallzentrum, Akutgeriatrie oder Onkologie haben das ärztliche und pflegerische Personal sowie die Service-Mitarbeiter, etwa Reinigungskräfte, die Möglichkeit, sich freiwillig impfen zu lassen. Fast 300 von über 2100 Mitarbeitern des Klinikums haben dies bisher getan.

 

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