Wenige Klubs aus dem Kreis Neumarkt stärker gefährdet

27.3.2020, 18:00 Uhr
Wenige Klubs aus dem Kreis Neumarkt stärker gefährdet

© Foto: André De Geare

Herr Hoidn, können Sie sich noch an den Moment erinnern, im dem sie realisiert haben, welche Dimension die Virus-Krise annimmt?

Die Entwicklung war ja wirklich so dynamisch, dass sich die Dinge vom einen auf den anderen Tag überholt haben. Am 6. März haben wir in meinem Heimatverein noch regulär unsere Jahresversammlung abgehalten. Mit den konkreten Einschnitten bei der Teilnehmerzahl von Großveranstaltungen hat sich dann eine Kettenreaktion ergeben, die zur Faschingszeit kaum absehbar war. Umso bemerkenswerter finde ich, wie geschlossen der Amateur- und Breitensport die Empfehlungen umgesetzt hat.

Nacheinander setzten einzelne Sportverbände zum Wochenende am 14. März die Wettkämpfe aus. Welche Rolle spielt der BLSV?

Zunächst steht so eine riesige Dachorganisation vor denselben Herausforderungen wie ein Unternehmen, muss seine Handlungsfähigkeit etwa über Home-Office sicherstellen. Feriencamps oder Übungsleiter-Fortbildungen kann man absagen, aber die Vergabeverfahren für Bau-Zuschüsse sollen weiter gehen. Der größte Punkt ist aber sicherlich die Vereinsberatung. Aus München kamen schnell die ersten Informationsschreiben, die ich an unsere Vertreter vor Ort weitergeleitet habe.

Oft steht die Kommunikation von Verbänden in der Kritik. Wie fielen diesmal die Rückmeldungen aus?

Wenige Klubs aus dem Kreis Neumarkt stärker gefährdet

Ich bin stolz darauf, wie konsequent unsere Vereine die Linie unterstützen, ohne zu zögern von einer Stunde auf der anderen gehandelt haben. Schon vor der offiziellen Anordnung gab es einige, die Spiel- und Trainingsbetrieb eingestellt haben. Beschwerden gab es bisher keine, aber natürlich häufen sich nun die Anfragen zur finanziellen Schadenserfassung.

Die läuft über ein Online-Meldesystem. Können Sie einen Zwischenstand für den Kreis Neumarkt geben?

Größere Sorgen sind mir bisher nicht zu Ohren gekommen. Es fallen Spieltags- und Gastronomieeinnahmen weg, doch die Mitgliedsbeiträge als stärkstes Pfund sind meiner Kenntnis nach unbetroffen. Eine Rückzahlungsverpflichtung dürfte eher bei entfallenen Kurs- oder Zusatzangeboten für Fitness-Studio und Kampfsport greifen, die oft separat abgerechnet werden. Wir reden da dann noch über eine handvoll von Klubs, die Schwierigkeiten bekommen könnten, je länger die Pause dauert. Eine Kündigungswelle und noch mehr abgesagte Sportveranstaltungen würden am Ende wohl alle spüren. Ich hoffe, dass man die Lage in den nächsten Wochen in den Griff bekommt.

Unter dem Strich fahren also in der Krise diejenigen besser, die auf das stets beschworene Ehrenamt bauen.

Ja und Nein. Auf dem Dorf bewährt sich dieses System bei Vereinen mit wenigen Sparten und einer niedrigen dreistelligen Mitgliederzahl immer noch. Die kurzfristige Aufstellung von Lieferdiensten für Senioren unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung. Gleichzeitig befindet sich der Sport im Wandel, wodurch größere vor allem städtische Vereine kaum daran vorbeikommen, sich als moderner Dienstleister zu professionalisieren. Das kann eine hauptamtliche Geschäftsführung sein, aber auch die Einbindung von Teilzeitkräften und Freiwilligen im Sozialen Jahr.

Verstärkt die aktuelle Situation den Druck zu Fusionen?

Ich finde, da muss immer der Einzelfall betrachtet werden. Einerseits herrscht an den Standorten ein gewachsener und berechtigter Stolz, andererseits würde ich einen Zusammenschluss befürworten, wenn stattdessen zwei Vereine sterben. Unabhängig von Corona halte ich eine strategische Bestandsaufnahme über die nächsten Jahre hinaus für sinnvoll. Wo in Mannschaftssportarten quer durch die Altersklassen immer wieder der Nachwuchsmangel durchschlägt, können Kooperationen helfen.

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