Wettbewerbe im Holzfällen begeistern Oberpfälzer

14.8.2020, 07:31 Uhr
Wettbewerbe im Holzfällen begeistern Oberpfälzer

Am heimischen Bildschirm kam Peter Bauer erstmals in Berührung mit jenen exotischen Wettbewerben im Holzfällen, die ursprünglich von Waldarbeitern in Ozeanien und Nordamerika begründet worden sein sollen und um die Jahrtausendwende nach Europa überschwappten. Noch näher ans Geschehen rückte der gelernte Zimmermann aus Schmidmühlen dann 2008 als Besucher der Deutschen Meisterschaft in Marburg. "Seitdem hat mich das Fieber gepackt", erklärt der 40-Jährige, dessen Leidenschaft im Bekanntenkreis freilich zunächst Staunen hervorrief. "Inzwischen wissen die meisten, worum es geht oder interessieren sich selbst dafür."

"Mehr als Jux und Tollerei"

Mit roher Zerstörungsgewalt jedenfalls, betont Bauer, sei das Treiben nur höchst unzureichend beschrieben. "Da steckt schon viel mehr dahinter als Jux und Tollerei. Es braucht viel Übung und Disziplin, der Erfolg hängt vom Zusammenspiel von Kraft, Technik und Ausrüstung ab." Zusätzlich komme der Erfahrung durch die zunehmende Leistungsdichte an der Spitze eine entscheidende Rolle zu, weiß der Spätstarter aus der Oberpfalz.

Schließlich stellte er sich erst mit 29 Jahren am Stützpunkt im unterfränkischen Mellrichstadt vor, während mancher Konkurrent schon im Jugendalter in die vom großen US-Markenhersteller Stihl unter dem Begriff "Timbersports" vermarktete Szene einsteigt. Immerhin behauptete sich Peter Bauer bei seiner nationalen Titelpremiere 2012 vor 4000 Zuschauern auf Platz 4 und gehörte bei der WM 2016 zum deutschen Mannschaftsaufgebot.

80 PS Motorsäge für 6500 Euro

"Entweder man macht es richtig oder gar nicht", beschreibt Bauer den Ansporn, sich neben dem Vollzeit-Beruf als Statiker bis zu zehn Stunden pro Woche etwa mit den Feinheiten des perfekten Schnittwinkels auseinanderzusetzen. Für die Zeiterfassung in der heimischen Werkstatt zeichnen nicht selten die Ehefrau oder älteste Tochter per Stoppuhr verantwortlich. Eine Tätigkeit in der Holzindustrie sei wiederum keine zwingende Voraussetzung. "Die Bewegungen sind im regulären Alltag doch eher unüblich", verweist Bauer auf ein gemischtes Feld "vom Bänker bis zum Forstwirt". Dabei hält sich eine Mehrheit im Fitnessstudio oder mit Ausdauersport in Form, er selbst bevorzugt Schwimmen und Radfahren.

Die vielleicht größte Hürde beim Einstieg bestand allerdings darin, genug Trainingsmaterial aus Pappeln zu beschaffen. "Es dauerte ein paar Jahre, bis ich meine Kontakte hatte", konstatiert Bauer. Eine finanziell "teure Angelegenheit" sei das Hobby ohnehin schon durch den immensen Bedarf an Gerätschaften. Zwischen 20 und 30 Äxte unterschiedlicher Gewichte und Schliffe hat der Oberpfälzer in seinem Arsenal. "Das ist die gleiche Wissenschaft wie beim Wachsen im Skisport." Locker übertroffen wird hingegen der Wert einer edlen Axt von knapp 750 Euro durch den Neupreis einer auf 80 PS modifizierten Motorsäge von bis zu 6500 Euro. Der geschickte Umgang mit der sogenannten Hot Saw nimmt lediglich wenige Sekunden in Beschlag und gilt dennoch als inoffizielle Königsdisziplin eines jeden mitunter durch Prämien im mittleren vierstelligen Bereich dotierten Wettbewerbs.

+++ Ein Dettenheimer in der Elite der Sportholzfäller +++

Mehrkampf in sechs Disziplinen

Weitere Herausforderungen im sechsteiligen Mehrkampf unter dem Dach der Timbersports-Serie: Mit zwei Meter langer Zugsäge eine Scheibe vom waagrechten Stamm abschneiden (Single Buck) beziehungsweise stehend auf einem Holzblock von oben denselbigen zerteilen (Underhand Chop) – beides im Höchsttempo und dadurch noch anspruchsvoller in der Koordination. Die nötige Sicherheit vor Verletzungen soll ein strenges Regelwerk garantieren, das zum Beispiel Gitternetzstrümpfe vorschreibt. "Bisher ist noch alles dran. Mehr als kleine Muskelverhärtungen hatte ich bisher nicht", kommentiert Peter Bauer das vermeintliche Risiko der Branche, in der jeder zwangsläufig die nötige Akribie an den Tag lege.

Wettbewerbe im Holzfällen begeistern Oberpfälzer

© Stihl Timbersports

Wobei die individuell gelebte Professionalität eben nicht überall die gleiche Qualität hervorbringt. "International sind uns Australien, Neuseeland, USA und Kanada einfach noch um Generationen voraus", weiß Bauer. Hierzulande dagegen existieren kaum Strukturen für Sportholzfäller, die sich bislang nicht in Vereinen organisieren und von punktueller Unterstützung von Sponsoren abhängig sind.

"Man ist als Einzelkämpfer auf sich gestellt", denkt Bauer speziell an die schwierigen vergangenen Monate zurück. Nachdem er die eigentlich im Frühjahr aufzubauenden Grundlagen gerne mit Gleichgesinnten in einer Gruppe zu Lernzwecken zur Schau gestellt hätte, tritt er nun am 23. August nahezu ohne Vorbereitung bei den kurzfristig terminierten Deutschen Meisterschaften im Mellrichstadt an. Auch wenn den Siebtplatzierten von 2018 langwierige Schulterbeschwerden (von einem Berufsunfall) zurückwarfen und die Erwartungen dämpfen, freut sich der Oberpfälzer auf das Kräftemessen und besonders seine Lieblings-Disziplin Springboard. 

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