"Whistleblower" übt Kritik an Hygienekonzept des Landratsamtes

18.11.2020, 08:51 Uhr

© Foto: Wolfgang Fellner

"Ich bin Mitarbeiter im Landratsamt Neumarkt und wende mich mit folgenden Zeilen an Sie, da ich intern bereits alle Stellen ausgeschöpft habe und ich dies nun als letzte Chance sehe, etwas zu verändern", schreibt der Mitarbeiter, der sich in der E-Mail "Whistleblower666666" nennt, an die Neumarkter Nachrichten.

Seine Vorwürfe: Das LRA, zum Beispiel die Kfz-Zulassungsstelle, sei weiterhin ohne Terminvereinbarung zugänglich. Die Kunden gelängen ohne weiteres ins Amt und könnten sich dort frei bewegen, teilweise stünden auch Kunden ohne Maske in den Büros der Mitarbeiter, weil sie sich verirrt haben. Somit könnten sich Personen, die zur Risikogruppe zählen, nicht ausreichend schützen.

Für die Mitarbeiter würden keine Möglichkeiten geschaffen, den Kontakt untereinander auf das Mindeste zu beschränken. Den Mitarbeitern werde jegliche Anfrage auf Homeoffice verweigert.

 

Es sei für die Mitarbeiter ein Kampf, an Masken heranzukommen, die Begründung hierfür sei, dass eine Maske mehrmals benutzt werden könne und die Anschaffungskosten zu hoch seien. Mitarbeiter sollen sogar bei Krankheitssymptomen in die Arbeit gehen und die Maske dann in ihrem Einzelbüro tragen.

"Nur noch Termine"

Dabei wäre die Lösung seiner Meinung nach einfach, auch im öffentlichen Dienst das Infektionsrisiko um ein Vielfaches zu senken, "indem man nur noch mit Terminvereinbarung das Amt betreten darf oder auch die Nutzung von Homeoffice ausweitet".

Beim ersten Lockdown sei dies schließlich auch möglich gewesen. "Herr Landrat Gailler kann sich ohne Weiteres in seinem Büro verschanzen, aber wir Mitarbeiter werden ohne ausreichenden Schutz alleine gelassen", lautet der abschließende Vorwurf.


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Landkreissprecher Michael Gottschalk weist die Kritik in allen Einzelpunkten zurück. Am einzigen Eingang zum Landratsamt sei ein Sicherheitsdienst postiert, der auf Abstand und Mund-Nasen-Schutz bei den Besuchern achtet. Es gebe verschiedene Maßnahmen, um die Mitarbeiter vor Corona-Infektionen zu schützen, etwa Ausweichbüros, die Arbeit im Homeoffice und transparente Trennwände bei Publikumsverkehr.

Home-Office wird gewährt

Homeoffice werde durchaus gewährt, bisher sei noch kein Antrag verweigert worden. Aktuell seien zehn Mitarbeiter nach der gültigen Dienstvereinbarung im Homeoffice, acht im Zusammenhang mit einem Verdacht auf Coronainfektion.

Zu Spitzenzeiten haben laut Gottschalk bis zu 35 Mitarbeiter des Landratsamtes von zuhause aus gearbeitet.

Masken würden an die Mitarbeiter bei Bedarf ausgegeben, aber nicht auf Vorrat in großen Mengen. Bei Erkältungssymptomen sollen die Mitarbeiter zuhause bleiben und sich testen lassen. Dies sei Ende Oktober eindeutig als Verhaltensregel vorgegeben worden, so Gottschalk.

"Wollen für die Bürger da sein"

Allerdings betont er auch, dass sich die Behörde nicht "komplett wegsperren" wolle: "Wir wollen und müssen schon für die Bürger da sein, da sind wir in der Pflicht." Verkäufer oder Kassenkräfte im Einzelhandel seien schließlich auch täglich im Kundenkontakt. Eine gewisse Präsenz im Amt sei deshalb erforderlich und auch zumutbar.

 

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