Wie Betrüger eine Neumarkter Rentnerin reinlegen wollten

3.9.2020, 06:35 Uhr
Wie Betrüger eine Neumarkter Rentnerin reinlegen wollten

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  "Eine  junge Frau fragte mit lieber Stimme: Rate mal, wer dran ist", sagt die 70-Jährige Neumarkterin, die nun andere vor der perfiden Masche warnen möchte.

Vieles, was die Betrügerin ihr auftischte, war stimmig: Dass die junge Frau nicht wollte, dass ihre Eltern von ihren Finanznöten wissen, denn die Beziehung ist nicht einfach; dass sie sich in Möning aufhalte, wo familiäre Beziehungen hingehen; dass sie 48 000 Euro zur Überbrückung brauche, weil sie eine Anzahlung für eine Wohnung leisten müsse.

Die junge Frau kannte die Schalterstunden der Neumarkter Sparkassenfilialen. Die Rentnerin wollte den Betrag überweisen – doch das lehnte die Anruferin ab. "Ich geh doch nicht mit so einem Betrag in der Handtasche durch die Gegend", sagte die nun nicht mehr so Gutgläubige.

Betrüger hatten angeblich mit einem Notar telefoniert

Als die Anruferin nach einem "Telefonat mit einem Notar" vorschlug, die Rentnerin könne ihr auch Wertgegenstände geben, war endgültig deren Misstrauen geweckt: "Ein Notar ist doch keine Pfandleihe", dachte sie, setzte sich mit den echten Verwandten in Verbindung - der Schwindel flog auf. Sie erstattete Anzeige bei der Neumarkter Polizei.

 

 

Dort ist diese Masche bekannt. Allein am Dienstag haben vier Menschen Anzeige erstattet: Neben dem Vorfall in Neumarkt hat auch in Berching eine Unbekannte bei drei Frauen im Alter von 63, 68 und 79 Jahren angerufen: Sie sei eine Polizeibeamtin, es habe in der Straße einen Einbruch gegeben; ob die Frauen etwas bemerkt haben. Dabei ging es darum, Wertgegenstände "in Sicherheit zu bringen". Alle drei Frauen brachen die Gespräche ab.

Neumarkter Polizei kennt den Trick

"Eine moralisch verwerfliche Masche", sagt Martin Meier von der Polizei in Neumarkt. Solche Fälle gebe es seit Jahren und dauerhaft, eine Taktik, bei der die Hilfsbereitschaft gerade von Älteren ausgenutzt werde. Die Täter agieren oft vom Ausland. "Sie suchen im Internet oder Telefonbuch nach Vornamen, die auf ältere Bürger schließen lassen."

 

Florian Beck, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, rät, den Vornamen im Telefonbuch abkürzen zu lassen: G. Schmidt statt Gertraud Schmidt. Auch er kennt die üble Masche der Betrüger; rund 400 Anrufe von falschen Enkeln und Polizisten hat es 2019 gegeben.

Enkel-Betrügerin erleichtert Rentner um 200.000 Euro

Erst im August ist ein Ehepaar aus Weiden einer Enkel-Betrügerin aufgesessen und hat fünf Kilogramm Gold, Wert: 200 000 Euro, hergegeben.

"Das tut richtig weh", sagt Beck zu diesen Taten, neben den finanziellen Schäden "schämen sich die Leute, sie fühlen sich dumm - das sind sie aber nicht, denn die Betrüger sind Profis". 

Die Polizei warnt

Die Polizei mahnt in diesem Zusammenhang immer wieder zur Vorsicht. Geben Sie am Telefon keine persönlichen Daten oder Informationen zu Ihren wirtschaftlichen Verhältnissen heraus. Personen, die solche Anrufe erhalten, sollen sich umgehend mit der Polizei in Verbindung setzen.

Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Zeitdruck erzeugt wird oder Geheimhaltung verlangt wird. Angehörige werden gebeten, insbesondere alleinstehende, ältere Verwandte auf die Masche der Betrüger hinzuweisen.


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