Zu verkaufen: Bender braut den letzten Sud ein

21.9.2020, 06:25 Uhr
Zu verkaufen: Bender braut den letzten Sud ein

© Foto: André De Geare

"Historische Brauereiliegenschaft – seit 1482" steht in einer Immobilien-Anzeige der Neumarkter Nachrichten. Mehr als 14 000 Quadratmeter misst die Fläche, auf der drei Baudenkmäler stehen. Der Kaufpreis: "auf Anfrage". 

Damals, noch weit vor Corona, hieß es, im Mai 2020. Um ein paar Monate hat Atzler die lange Brautradition noch verlängert. "Nächste Woche braue ich den letzten Sud ein", sagt er.

 

 

Nun ist auch klar, dass die Familie Atzler auch die Brauereigaststätte verkaufen will. Noch ist das Wirtshaus geöffnet. Auch der frühere Partystadl "Kuhstall", der jüngst zum reinen Bistro umgewidmet wurde. Nur wie lange noch: "Vielleicht noch bis nächstes Jahr", sagt der Inhaber. Kommt drauf an, wann und wer das große Anwesen in der Ortsmitte erwirbt. Und was der- oder diejenige damit vor hat.

Gemeinde Mühlhausen kauft das Brauhaus  nicht

Eins ist sicher: Die Gemeinde Mühlhausen hat nicht die Absicht, den Bender zu kaufen. Das machte der Bürgermeister deutlich. "Das Schönste für die Gemeinde wäre natürlich, wenn sich jemand findet, der auch brauen will", sagt Martin Hundsdorfer und verweist auf all die kleinen, aber erfolgreichen Landbrauereien in Mittelfranken und der Oberpfalz.

Party-Girl Micaela Schäfer trat als DJane beim Faschingsball im Kuhstall beim Bender in Mühlhausen auf.

Party-Girl Micaela Schäfer trat als DJane beim Faschingsball im Kuhstall beim Bender in Mühlhausen auf. © Anton Karg

Auch Atzlers Sohn André, der ausgebildeter Braumeister ist, habe beim Bender ein hervorragendes Bier gebraut, sagt Hundsdorfer. Doch auch er möchte die Brauerei nicht weiterführen. Die Suche nach einem Pächter, vor eineinhalb Jahren auch noch eine Überlegung, hat sich offenbar zerschlagen.

Der Umfang der Liegenschaft ist enorm und für potenzielle Investoren nicht unknifflig. Denn Brauhaus und Gastwirtschaft sind denkmalgeschützt. Dazu kommen der Saal mit Bühne für 350 Personen, zwei Kegelbahnen, der Tanzschuppen "Kuhstall", ein Getränkeshop, außerdem noch zwei Mietshäuser.

Auch der Verlust des großen Bendersaals würde eine Lücke im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde hinterlassen, sagt Hundsdorfer. Gemeinde und Vereine nutzten ihn seit jeher für größere Veranstaltungen. "Der Theaterverein verliert seine Bühne, unsere Kegler sind schon draußen."

Noch aber hat der Bürgermeister die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die seit dem Mittelalter bestehende Brautradition von einem neuer Brauer fortgeführt werden kann.

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