Zu wenig Schutzmasken im Altenheim

1.4.2020, 15:00 Uhr
Zu wenig Schutzmasken im Altenheim

© Sven Hoppe, dpa

Vor einer Woche hat Helma Amon damit angefangen, in ihrem Wohnzimmer Mundschutz für das Caritas-Seniorenheim St. Johannes in der Ringstraße zu nähen. Anfangs brauchte sie pro Maske eineinhalb bis zwei Stunden, inzwischen ist die geübte Hobbyschneiderin, die früher im Kaufhaus Hackner gearbeitet hat und regelmäßig für das Seniorenheim die Berufskleidung ausbessert, viel schneller fertig.

Wer für sich selbst oder für andere einen Mundschutz nähen will, dem empfiehlt Helma Amon diese Anleitung.

Ein Muster samt Nähanleitung und das Material, kochfeste Baumwolle, hat ihr das Seniorenheim vorbeigebracht, sie hat aber auch noch geeigneten Stoff auf ihrem Dachboden gefunden und verwendet. Sie nimmt zwei Lagen Stoff, schneidet ihn zurecht, legt ihn in drei Falten und bringt an den Rändern Gummiband an, fertig ist die Maske.

180 Stück hat die 72-jährige Neumarkterin bereits genäht. "Die brauchen im Heim täglich 120 Stück", sagt Amon. Nach Gebrauch werden die Schutzmasken gewaschen und wieder verwendet.

Zu wenig Schutzmasken im Altenheim

© Foto: Wolfgang Fellner

Sieglinde Herrler, Leiterin des Caritas-Seniorenheims St. Johannes, ist froh, dass sie Ehrenamtliche wie Helma Amon hat, die Schutzmasken nähen. Sei es doch ganz schwer, auf dem Markt Mundschutz zu bekommen. Auch Schutzkittel fehlen in der Einrichtung. "Die müssen wir uns dann wohl aus Plastiksäcken selbst basteln", sagt Herrler frustriert. Immerhin habe man letzte Woche eine Lieferung mit Desinfektionsmittel bekommen, auch Seife sei ausreichend vorhanden.

Ganz ähnlich ist die Situation im evangelischen Senioren- und Pflegeheim Martin-Schalling-Haus in der Seelstraße. "Im Augenblick haben wir noch einen gewissen Bestand an Schutzmasken hier", sagt der Einrichtungsleiter Lutz Reichert.

Die FFP2-Masken beziehe er von einem Lieferanten in der Nähe, allerdings zu einem relativ hohen Preis von 15 Euro das Stück. "Ich bin schon den ganzen Vormittag damit beschäftigt, andere Angebote zu prüfen", sagt Reichert, es sei aber nicht leicht, seriöse von unseriösen zu unterscheiden. "Manche Anbieter wollen Vorkasse, da kauft man dann die Katze im Sack."

"Wir müssen sparsam sein"

Eigentlich müssten die Masken nach jedem Bewohnerkontakt gewechselt werden, im Martin-Schalling-Haus werden sie – notgedrungen – zwischendurch desinfiziert und bis zu drei Tage lang benutzt. "Wir müssen sparsam sein", so Reichert. Auch er überlegt inzwischen mit seinen Mitarbeitern, wie sie sich mit selbst genähtem Mundschutz und einem aus Laminierfolie gebastelten Visier helfen können. "Das wäre vielleicht nicht die schlechteste Lösung", sagt Reichert.

Sieglinde Herrler und Lutz Reichert hoffen, dass sie so in ihren Einrichtungen Zustände wie in dem Seniorenheim in Würzburg vermeiden können. Noch hat das Martin-Schalling-Haus keinen infizierten Bewohner, allerdings schon Mitarbeiter in Quarantäne, die getestet wurden und auf ihren Befund warten. Auch im Caritas-Heim St. Johannes gab es schon coronabedingte Ausfälle beim Personal. "Wir hoffen, dass dieser Kelch an uns vorüber geht", sagt Reichert.

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