Jugendgericht

Zuviel Geld vom Jobcenter kassiert

29.7.2021, 10:09 Uhr

Die Jugendgerichtsverhandlung gegen einen 20-jährigen Neumarkter am Mittwoch Nachmittag hätte negativer für ihn nicht beginnen können. Fast alle für die Verhandlung maßgebenden Personen saßen im Gerichtssaal 100 des Neumarkter Amtsgerichts pünktlich auf ihren Plätzen und warteten - wer fehlte? Der wegen Betruges Angeklagte.

Richter Marcel Dumke gab ihm eine Frist von 15 Minuten. Kurz vor Ablauf des akademischen Viertels informierte ein Justizangestellter, dass der junge Mann jetzt da sei, aber noch seine Unterlagen sortieren müsse.

Staatsanwältin Sabrina Mieller verlas die Anklageschrift. Ein Jobcenter-Betrug in Höhe von 526,30 Euro Ende letzten Jahres wurde ihm vorgeworfen.

Der Angeklagte machte einen deutlich relaxten Eindruck, sortierte noch ein wenig seine Unterlagen und zeigte sich im Übrigen auf Nachfrage des Richters geständig, aber, das war ihm wichtig, er wollte nicht betrügen. Über seinen Dolmetscher ließ er mitteilen, dass die fehlende Information an das Jobcenter darüber, dass er jetzt eine berufliche Tätigkeit aufgenommen habe und somit keinen Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung habe, in der Verantwortung seines Arbeitgebers liege. Der Chef war in diesem Zeitfenster gestorben.

Amtsrichter Marcel Dumke entnahm den mittlerweile geordneten Unterlagen, dass der Angeklagte bereits im Vorfeld der Verhandlung einen Brief der Staatsanwaltschaft Nürnberg mit dem Angebot der Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldzahlung von 500 Euro erhalten, aber nicht beantwortet habe.

Die Erklärung des jungen Mannes war einfach und schlüssig. Er hatte das Geld zu diesem Zeitpunkt nicht und hatte dies der Staatsanwaltschaft auch telefonisch mitgeteilt.

Da sowohl der Tatablauf und die Einlassungen des Angeklagten glaubhaft waren, machte auch Richter Marcel Dumke dem Angeklagten ein Angebot: In Abstimmung mit der Staatsanwältin stellte er das Verfahren vorläufig ein unter der Auflage, dass der junge Mann 500 Euro an den Neumarkter Kreisjugendring bezahle. Nach der Begleichung der letzten Rate, 50 Euro pro Monat wird das Verfahren dann endgültig eingestellt. Der junge Mann nahm das Angebot an. „Sollte das wieder nicht klappen, so könne auch ein anderes Zuchtmittel zum Einsatz kommen“, gab Richter Dr. Dumke dem immer noch sehr relaxt wirkenden jungen Mann mit auf den Nachhauseweg.

Dass die Verhandlung für den Angeklagten noch einmal gut ausgegangen war, freute neben dem Angeklagten jungen Mann selbst noch eine weitere Person im Gerichtssaal besonders: Die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe: „Es ist ein ziemlich gutes Gefühl, wenn man sich in der positiven Einschätzung eines Menschen bestätigt sieht – besonders wenn nicht gleich alle Aspekte für ihn sprechen“.

Keine Kommentare