Hochwasser bleibt das beherrschende Thema

"Das Wasser hat alles verändert."

Bastian Lauer

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21.2.2022, 06:00 Uhr
Der Oberndorfer Stefan Schmidt bezog im Mai 2020 sein Büro im Ipsheimer Rathaus. 

© Bastian Lauer, NN Der Oberndorfer Stefan Schmidt bezog im Mai 2020 sein Büro im Ipsheimer Rathaus. 

„Das Wasser hat alles verändert.“ Ein Satz, der wirkt. Zwar gab es durch den Starkregen am 9. Juli 2021 in der Gemeinde Ipsheim keine katastrophalen Zustände, doch schlagartig haben sich mögliche Gefahren durch Überschwemmungen in die Köpfe der bei uns in der Region mit am stärksten betroffenen Bürger gebrannt. Der Druck ist groß, und er wächst. Eine weitere komplizierte Aufgabe für Ipsheims Bürgermeister Stefan Schmidt.

Schuldenproblem

Denn über allem schwebt seit Schmidts Amtsantritt im Mai 2020 ein Schuldenproblem, das damals noch im Haushalt des Kommunalunternehmens für die Abwasserbeseitigungsanlagen abseits der öffentlichen Wahrnehmung geparkt war. Ende 2021 wurde dieses aufgelöst, übrige Verbindlichkeiten von 2,35 Millionen werden in diesem Jahr erstmals im Haushalt der Marktgemeinde auftauchen.
Es gebe deshalb keine Probleme mit dem Landratsamt, doch mit einer nun auch so klar benannten Hypothek von rund 4,5 Millionen Euro an Schulden muss die Kommune die kommenden Monate und Jahre gestalten. Am heutigen Montag (19 Uhr im Kastenbau) finden im Gemeinderat erste Vorberatungen zum Haushalt für 2022 statt. „Es ist nicht viel Spielraum“, stellt Schmidt klar.
So gilt es, sich – nach Abschluss von Terroir f-Punkt, Dorferneuerung in Kaubenheim und Kanalbau in Weimersheim – auf das Abarbeiten weiterer laufender Projekte und Aufgaben zu konzentrieren. „Das ist momentan der Fokus schlechthin.“ An den sichtbaren Dingen heißt das dann beispielsweise, den Anbau an die Schule zu Ende bringen, ein bisschen Feldwege zu sanieren und die letzten Spielplätze neu zu bestücken.

Planung für die Dorferneuerung

Darüber hinaus werden die Planungen für die Dorferneuerung in den übrigen Ortsteilen Fahrt aufnehmen. In 2022 sollen noch die Teilnehmergemeinschaften gebildet werden, die Bauphase wird aber noch auf sich warten lassen müssen.
Ebenfalls eher im Hintergrund muss sich die Verwaltung mit zwei Themen beschäftigen, die teilweise in der öffentlichen Wahrnehmung vermengt werden, und tatsächlich auch etwas miteinander zu tun haben: eben jene Hochwasserthematik und das Baugebiet Etzwiesen. Bei beiden Themen laufe sehr viel im Hintergrund, der Bürgermeister würde hier gerne mehr die Öffentlichkeit suchen, doch die Corona-Pandemie habe dies zuletzt nahezu unmöglich gemacht. Terminierte Infoveranstaltungen wurden mehrfach verschoben.

Etzwiesen wäre ein Gewinn

Was Schmidt betont, ist, dass man hinsichtlich der Überschwemmungsgefahr „viele einzelne Maßnahmen“ plant oder teils schon ausgeführt hat. Ganz aktuell sollen die Regenrückhaltebecken in den Weinbergen hergerichtet werden und man bemühe sich um Mittel aus dem bayerischen Sonderförderprogramm gegen Sturzfluten. Der Bürgermeister hob auch positiv hervor, dass einzelne Bürger seit Juli private Vorsorgemaßnahmen getroffen hätten.

Ein ganz wichtiger Baustein solle aber das Wohnbaugebiet Etzwiesen sein, das nun schon jahrelang in der Planung ist und bei dessen Verzögerungen das Thema Wasser eine große Rolle gespielt hat. Da sei man nun guter Dinge, bald grünes Licht geben zu können, sagt Schmidt. Für ihn sei es eines der wichtigsten Projekte. „Mit der Umsetzung von Etzwiesen können wir eigentlich den besten Hochwasserschutz garantieren“, betont der 47-Jährige. Es sei also genau andersherum, als so mancher Bürger befürchtet. Umso mehr Überzeugungsarbeit werde für ihn in den kommenden Monaten nötig sein, glaubt Schmidt.

Wohnungen sind gefragt

Apropos Bauen: Momentan laufen bereits zwei Wohnbauprojekte in der Gemeinde. Etzwiesen wäre ein drittes. Zu viel? Der Bedarf sei da, meint Schmidt. Die Projektidee eines Investors an der Hohenecker Straße habe man quasi umsetzen müssen, betont er. Allein der Abriss des alten Firmengeländes hätte die Gemeinde 1,5 Millionen Euro gekostet. Darum musste sich nun der Investor kümmern.
Keine Einnahmen für die Gemeinde, aber zumindest Geld gespart. Mit dem Verkauf von Bauplätzen in den Etzwiesen würden die hohen Ausgaben dafür, die sich über sieben Jahre aufgehäuft haben, auch endlich eine Refinanzierung erfahren. Der Gemeindekasse würde es gut tun. Und Stefan Schmidt hätte nach mittlerweile bald zwei Jahren im Amt einen echt großen Brocken aus dem Weg geräumt.

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