Dressur und Springen: 422 Starts bis zur Klasse M*

Mit Parcoursbau-Legende: Windsheimer Reitertage zwischen New York und Mexiko

5.10.2021, 06:00 Uhr
Aufmarschieren: Elina Knoblich mit A beautiful Mind und Isabell Poschner (links) Lara Schorr mit Wildfang und Tatjana Herbst (Mitte) Paula Schwab mit Antonette und Laura Beck

© Stefan Blank, NN Aufmarschieren: Elina Knoblich mit A beautiful Mind und Isabell Poschner (links) Lara Schorr mit Wildfang und Tatjana Herbst (Mitte) Paula Schwab mit Antonette und Laura Beck

Paula Schwab, Lara Schorr und Elina Knoblich strahlen um die Wette, während „Toni“, Wildfang und „Schnucki“ vorsichtig, aber dynamisch von Schritt in Trab wechseln. „Unsere Kleinsten präsentieren sich“ war eine stimmungsvolle Einlage überschrieben, die ihren Teil dazu betrug, dass die Bad Windsheimer Reitertage ein dreitägiges Turnier der Besonderheiten wurde. Weitere Faktoren: 422 Starts, viele Schleifchen für den heimischen Reitverein, eine bewegende Rede für den Ehrenvorsitzenden, eine Parcoursbau-Legende, die Bad Windsheim zwischen New York und Mexiko einschob, die „nette, familiäre Atmosphäre“, wie es Richterin Anne Haag bilanzierte, und sichtbar enge Verbindungen von Reitern zu ihren Pferden.

Traben, Winken, Loben und das alles schon mit einer guten Haltung und Körperspannung im Sattel. „Ihr macht das supertoll“, rief Anna Haag den drei Windsheimerinnen bei dem Wettbewerb am Sonntagmittag, der wie ein Ponyführzügel-Prüfung mit Großpferden aufgebaut war, begeistert zu. „Wichtig ist es, den Start zu erleichtern, Spaß zum Tier zu vermitteln, aber auch Verantwortung und das Miteinander.“

"Sehr gute Bedingungen"

Emotional war die Einlage wohl einer der Höhepunkte bei den Oktober-Reitertagen, zu denen mehrere Hundert Zuschauer am Wochenende kamen. „Es ist schön, dass im ländlichen Raum so ein Turnier geboten wird“, lobte Haag, die selbst schon im Großen Boden geritten ist, wie sie erzählte. „Die Bedingungen sind für Pferde und Reiter sehr gut.“

Winken für die Zuschauer: Lara Schorr mit Wildfang und Tatjana Herbst

Winken für die Zuschauer: Lara Schorr mit Wildfang und Tatjana Herbst © Stefan Blank, NN

Außergewöhnlich ist in jedem Fall der Parcourschef: Werner Deeg zeichnet für die Wahl der Hindernisse bei internationalen Top-Turnieren der Weltspitze verantwortlich. Doch von Allüren ist in der Kurstadt nichts zu spüren. „Ich fühle mich jedes Jahr geehrt, nach Windsheim kommen zu dürfen“, sagte Werner Deeg. „Ich liebe die Infrastruktur hier, der Boden ist super“, lobte der Experte, der „seit gefühlt 500 Jahren“ mit der im Reitverein sehr aktiven Familie Poschner befreundet ist. Heute fliegt Deeg übrigens zum nächsten Turnier nach Mexiko. Windsheim ist für ihn „back to the roots“ und das einzige Turnier, das er heuer in Deutschland „baut“. Deeg: „Es ist schön zu sehen, was an der Basis geleistet wird.“ Das Niveau am Wochenende bezeichnete er als „überraschend gut“.

Goldenes Schleifchen für Valentina Poschner

Großer-Preis-Siegerin Stefanie Fraunholz (Pferdefreunde Dinkelsbühl) mit Coleen bei der fehlerfreien Siegerrunde.

Großer-Preis-Siegerin Stefanie Fraunholz (Pferdefreunde Dinkelsbühl) mit Coleen bei der fehlerfreien Siegerrunde. © Stefan Blank, NN

Beachtliche Leistungen haben Reiterinnen des Heimvereins gezeigt: So holte sich Valentina Poschner mit Kumatillo das Goldene Schleifchen bei der Springpferdeprüfung der in Bad Windsheim höchsten Klasse M* , Rang vier bei der Springpferdeprüfung L und acht bei der Springprüfung L. Auf Pferd Fifty Five gab es für Poschner noch Platz fünf bei der Springpferdeprüfung Klasse A*, zehn beim Punktespringen A** und fünf bei der Stilspringprüfung Klasse A*. „Es ist schon etwas Besonderes, hier zu reiten. Alle kennen mich, alle schauen zu“, sagte Poschner, die über ihr Pferd Kumatillo beim Springpferde-M*-Sieg meinte: „In der Kombination hat er mich gerettet.“

Isabell Poschner (RFV Bad Windsheim) mit A beautiful Mind beim Loben nach der M*-Dressur, bei der sie als Siebte platziert wurde.

Isabell Poschner (RFV Bad Windsheim) mit A beautiful Mind beim Loben nach der M*-Dressur, bei der sie als Siebte platziert wurde. © Stefan Blank, NN

Platz eins holten sich auch Michelle Lungrin mit Caltano und Katharina Schmidt mit Anorah beim Reiter-Wettbewerb Schritt-Trab, bei dem Hanna Thauer mit Goldi in der anderen Abteilung Dritte wurde. Eifrig war Sophia Rabenstein mit Lara Croft, sie sicherten sich das Silberne Schleifchen beim Punktespringen A**, wurden 14. bei der Springprüfung A**, 18. beim Punktespringen L und 22. bei der Springprüfung L. Silber gab es ebenfalls für Luna Schorr mit Wildfang beim Springreiter-Wettbewerb, sie platzierte sich auch als Achte beim Stilspring-Wettbewerb und wurde 11. beim Standard-Springwettbewerb. Platzieren konnte sich auch Anne Schuster mit Fifty Five beim Dressur-Wettbewerb, wo Jule Wiesinger mit Wildfang auf Position 16 landete. Die Springprüfung M* am Samstag gewann übrigens Jana Scheiderer (RV Arberg) mit Nepton.

Wie berichtet hatte der Freitag im Zeichen der Dressur gestanden, weitere Prüfungen gab es am Samstag in der Halle. Für den größten Erfolg sorgte Isabell Poschner, die es mit ihrem „Schnucki“ genannten Pferd A beautiful mind in die Platzierung schaffte. Die Besonderheit dabei: „Schnucki“ war bis vor zwei Jahren ein fast reines Springpferd. „So oft waren wir bei der Dressur noch nicht dabei, gerade nicht auf diesem Niveau“, sagte Isabell Poschner daher. Sie war „sehr zufrieden“ mit Platz sieben und der Wertungsnote 6,7, sah aber Verbesserungspotenzial bei Trabverstärkung und Rechtstraversalen. Ihren Start bei der M*-Dressur kurzfristig absagen musste Lokalmatadorin Petra Horbaschk, Sieger wurde Christoph Schönherr mit Quuno (RSG Weiden) mit der Wertnote 7,6.

Eine Doppel-Null beim Großen Preis

Emotional wurde es auf der Anlage vor dem als Alois-Zimmermann-Gedächtnisspringen titulierten Großen Preis, einem M*-Springen mit Siegerrunde, da die Vereinsspitze um Sven Finnberg, Monika Rabenstein und Laura Beck mit Ehrenvorsitzendem Günter Poschner an den „wohl größten Unterstützer des Reitvereins“ gedachten. Danach wurde es ohne Bad Windsheimer Beteiligung noch einmal spannend im von Werner Deeg kreierten Parcours. Die Reitsport-Legende genoss mit einem Weißbier und den Poschners auf einer Zuschauerbank. Fachsimpeln sei eben auch eine wichtige Besonderheit bei einem Reitturnier.

Valentina Poschner (RFV Bad Windsheim) mit Kumatillo holten sich das Goldene Schleifchen bei der Sprinpferdeprüfung M*

Valentina Poschner (RFV Bad Windsheim) mit Kumatillo holten sich das Goldene Schleifchen bei der Sprinpferdeprüfung M* © Stefan Blank, NN

Peter Poschner, der mit Deeg den Parcourschef gab, hatte sich vor der Siegerrunde auf seine Favoritin festgelegt. Doch eine Stange fiel – vier Strafpunkte. „Siehste, Du hast ja keine Ahnung“, foppte Werner Deeg lachend. „Stefanie Fraunholz macht Doppel-Null“ – der Mann aus der Weltspitze sollte Recht behalten und die Reiterin von den Pferdefreunden Dinkelsbühl-Lohe mit Coleen holte sich strahlend den Übernachtungs-Sonderehrenpreis vom Hotel Pyramide und das Goldene Schleifchen ab.

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