Ausstellung in Neustadt/Aisch

Rudern wie die Römer: Auf den Spuren eines außergewöhnlichen Patrouillenbootes

28.9.2022, 05:55 Uhr
Schon bei deren Eröffnung stieß die Kabinettausstellung Rudern wie die Römer - Der Nachbau eines römischen Patrouillenboots auf großes Interesse. Bis Ende Oktober ist sie in den Neustädter Schloss-Museen zu sehen.

© Jochen Ringer Schon bei deren Eröffnung stieß die Kabinettausstellung Rudern wie die Römer - Der Nachbau eines römischen Patrouillenboots auf großes Interesse. Bis Ende Oktober ist sie in den Neustädter Schloss-Museen zu sehen.

Mit der Kabinettausstellung „Rudern wie die Römer – Der Nachbau eines römischen Patrouillenboots“ geht es in den Neustädter „Museen im Alten Schloss“ nun auch um die nassen Grenzen des alten Rom. Damit werde der römische Grenzverlauf im Museum komplettiert, freute sich Museumsleiter Jochen Ringer. „Denn schon seit August ist im Alten Schloss die Wanderausstellung Limes-Express zu sehen, welche die Landgrenze – den Obergermanisch-Raetischen Limes in Mittelfranken – zum Thema hat.“

Bei der Eröffnung der Kabinettausstellung im Alten Schloss referierte Professor Dr. Boris Dreyer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg über den Bau der Fridericiana Alexandrina Navis, die seit ein paar Jahren den Altmühlsee unsicher macht. Oder eher „sicher macht“? Schließlich dienten in der Antike Römerboote - wie dieser Nachbau der Universität –„zur Sicherung der nassen Grenzen des Imperiums“.

Soldaten rudern sich selbst zur Front

Aber nicht nur das: Sie sorgten auch für Nachschub, transportierten Nachrichten und wurden für Straf-Expeditionen nach germanischen Überfällen eingesetzt, wobei die römischen Soldaten über die Flüsse tief ins germanische Hinterland eindringen konnten. Es waren nämlich keine professionellen Ruder oder gar Galeerensklaven, welche die Boote ruderten, sondern Soldaten, die sich selbst zum Kampfeinsatz brachten, wie Dreyer bei seinem Vortrag ausführte. Mehr noch – die römischen Legionäre waren auch die Baumeister und Handwerker, welche die Patrouillenboote zuvor selbst bauen mussten.

Der Erlanger Althistoriker hatte das Nachbau-Projekt einst initiiert, zum 275. Geburtstag der FAU konnte es dank der Mithilfe vieler verschiedener Akteure realisiert werden. Das waren nicht nur die Studenten des Professors, denen er auf diese Weise einen ganz neuen, lebendigen Blick auf ihr Studienfach bieten konnte. Eingebunden war vielmehr die ganze Metropolregion: Vorschulkinder drehten die Seile zur Abdichtung der Planken, Klassen der Mittelschule hobelten Planken, Schüler und Schülerinnen aus P-Seminaren trieben Holznägel durch die Matrize, Studierende nahmen die Bemalung vor, freiwillige Helfer bogen die Planken.

Beteiligt waren auch professionelle Bootsbauer, Ingenieure und Fachleute für Strömungsmechanik. Alle arbeiteten für ein Ziel, den Bau und den Test des Römerbootes. Als Vorbild dienten die im römischen Kastell Oberstimm bei Manching gefundenen Bootswracks, die dort im „kelten römer museum“ ausgestellt sind.

Buch an der Museumskasse

Nach der Jungfernfahrt ging es auf große Reise, die Donau hinunter bis zum schwarzen Meer. Eine Reise, die einige Schwierigkeiten, viele Anekdoten und wichtige Erkenntnisse brachte. So ist sich Dreyer sicher, dass mit einem Boot dieser Bauart in der Antike rund 30 Kilometer am Tag zu schaffen waren, ohne dass die Bootsmannschaft am nächsten Tag zu erschöpft zur Weiterfahrt war. Die Forschungsergebnisse sind inzwischen publiziert, unter anderem in einem Buch, das den Besuchern am Vortragsabend ebenfalls vorgestellt wurde: „Die Fridericiana Alexandrina Navis (F.A.N.) - Ein Römerboot auf dem Prüfstand bei Bau und Test für Wissenschaft und Öffentlichkeit“. Erhältlich ist es an der Museumskasse.

Und natürlich werden die Erkenntnisse aus dem Projekt in der Kabinettausstellung im Alten Schloss präsentiert, die dort bis zum 30. Oktober zu sehen ist. Auch Werkzeuge und einige Bauteile der Fridericiana Alexandrina Navis sind dort ausgestellt, etwa ein Steuerruder und ein Anker in Originalgröße.

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