Volkskrankheit Depression

21.9.2019, 20:31 Uhr
Am „FAG“ ist Depression in einer Aktionswoche mit vielfältigen Projekten ein sehr ernst zu nehmendes Thema.

© dpa Am „FAG“ ist Depression in einer Aktionswoche mit vielfältigen Projekten ein sehr ernst zu nehmendes Thema.

Versagensangst und Antriebslosigkeit: Eine Depression hat viele Gesichter: Sie beeinflusst das Denken, Empfinden und Handeln und kann neben seelischem Leiden auch zu körperlichen Beeinträchtigungen führen. Eine Depression kann in allen Lebensphasen auftreten, auch im Jugendalter: „Jetzt drückt der sich schon wieder um die Prüfungen!“ oder „Der ist einfach zu faul zum Lernen!“ Solche Mutmaßungen über länger abwesende Schüler stehen dann oft im Raum, von Seiten der Lehrer, aber auch von Seiten der Mitschüler.

Dabei kann sich hinter den Symptomen Versagensangst und Antriebslosigkeit auch die lebensbedrohliche Krankheit Depression verstecken. Aus Furcht vor einer Stigmatisierung suchen sich betroffene Familien beziehungsweise Jugendliche oft aber erst spät Hilfe. Häufig wird diese psychische Erkrankung auch zu spät erkannt und nur jede zweite depressive Erkrankung wird auch richtig diagnostiziert beziehungsweise behandelt.

Forderungen des Landesschülerrates

Deshalb hatten engagierte Schülerinnen und Schüler im April 2019 eine Petition an den Bayerischen Landtag gestellt, dass auch in den Schulen mehr auf dieses Krankheitsbild und auf Hilfsmaßnahmen eingegangen werden sollte. Sie liefen damit bei Kultusminister Prof. Dr. Piazolo – und auch am Friedrich-Alexander-Gymnasium – offene Türen ein: „Die Aufklärung über diese psychische Erkrankung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der auch die Schulen einen wichtigen Beitrag leisten (…) Entscheidend sind eine frühe Diagnose und die entsprechende Therapie“ , so Kultusminister Michael Piazolo anlässlich der Vorstellung eines Zehn-Punkte-Programms zur Aufklärung über Depressionen und Angststörungen an den bayerischen Schulen im Mai dieses Jahres.

Das Projekt „ICEBREAKER“

Am „FAG“ findet deshalb eine Aktionswoche mit vielfältigen Projekten gegen Depressionen statt: Im Projekt „ICEBREAKER“, studieren acht Schülerinnen und Schüler aus der neunten Jahrgangsstufe und der Q11 des Gymnasiums unter der fachkundigen Leitung von Theaterpädagogen Jean-Francois Drozak von „Kunstdünger Nürnberg“ ein Theaterstück ein: In den zum Teil selbst verfassten Dialogen und Szenen werden unterschiedliche Gesichter von Depressionen im Jugendalter gezeigt. Denn es ist manchmal nicht so einfach zu unterscheiden: „Ist meine Freundin nur schlecht drauf? Oder hat sie eine Depression?“ Außerdem wird gezeigt, wie auch Angehörige unter einer Depression eines Familienmitgliedes leiden –und wo die Betroffenen Hilfe finden können, auch direkt vor Ort in der Kreisstadt

„ICEBREAKER“ wird von der AOK Direktion Mittelfranken als Präventionsprojekt finanziert. Eine erste öffentliche Vorführung des Theaterstückes findet am Donnerstag, 26. September von 19 bis 21 Uhr im Pädagogischen Zentrum des Schulzentrums in Neustadt statt: Jugendliche aller Altersstufen, vor allem aber auch Eltern und Lehrkräfte des FAG und der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule sind zu dieser Veranstaltung besonders eingeladen. Im Anschluss an das Theaterstück stehen die beiden Schulpsychologinnen vom Gymnasium und der Realschule auch für zu Fragen der Zuschauer zur Verfügung, etwa wo man in Neustadt und Umgebung Hilfe bei Depressionen finden kann. Am Freitag wird das Theaterstück während des Unterrichts dann vor allen Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe und der 10. Jahrgangsstufe des FAG vorgeführt.

Selbsthilfegruppe „Yes we can live!“

In den Psychologie-Kursen am FAG wird in dieser Projektwoche Martin Alt zu Gast sein. Er ist der sehr engagierte Leiter der Selbsthilfegruppe „Yes we can live!“ für Menschen mit Depressionen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Aus der Sicht eines Betroffenen erzählt er den insgesamt 70 SchülerInnen der Oberstufe, wie er selbst in diese Krankheit schrittweise hineingerutscht ist. „Du musst selbst den ersten Schritt hinausgehen!“: Nur wenn man selbst akzeptiert, dass man krank ist und Hilfe braucht, kann man Unterstützung und Heilung finden, so Martin Alt. Die von ihm geleitete Selbsthilfegruppe kann ein solcher erster Schritt sein, um gemeinsam die Depression zu bewältigen und die Lebensfreude zurück zu gewinnen.

Die Selbsthilfegruppe trifft sich in den ungeraden Kalenderwochen freitags um 18 Uhr im Neustädter Caritas-Haus (Ansbacher Straße 6). Die Kontaktaufnahme kann auch über das über das Selbsthilfe-Büro der Caritas unter 09161/888915 erfolgen.

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