NN-Talk: Im Gespräch mit Zukunftsforscher Bernd Flessner

28.2.2019, 13:57 Uhr
Zukunftsforscher Bernd Flessner ist am 12. März im Planetarium im NN-Talk zu Gast.

© Kurt Fuchs / www-fuchs-foto.de Zukunftsforscher Bernd Flessner ist am 12. März im Planetarium im NN-Talk zu Gast.

Herr Flessner, wie wird man Zukunftsforscher?

Bernd Flessner: Inzwischen bieten auch verschiedene Universitäten in Deutschland Zukunftsforschung als Fach an. Zu meiner Zeit gab es diese Möglichkeit noch nicht. Ich habe ursprünglich Medienwissenschaften und Geschichte studiert, mich aber schon als Teenager mit einschlägigen Fragestellungen beschäftigt. Seit dem Jahr 2011 lehre ich nun als Zukunftsforscher am Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Nichts ist so ungewiss wie die Zukunft. Wie verträgt sich das mit wissenschaftlichem Arbeiten?

Flessner: Sehr gut! Wir arbeiten in der Zukunftsforschung nicht mit Prognosen, die nicht zuverlässig und daher unseriös sind. Stattdessen verwenden wir ausschließlich Szenarien. Zum Einsatz kommt der so genannte Szenariotrichter. Dessen Öffnung ist um so enger je näher das Szenario an der Gegenwart liegt. Um ein Beispiel zu nennen: Wenn wir uns jetzt verabreden, uns in zwei Stunden in New York in einem gewissen Café zu treffen, klappt das zwar räumlich und rein physisch, nicht aber zeitlich. Dafür müssten wir die Verabredung auf nächste Woche verschieben. Unsere Szenarien beziehen sich nicht auf die Situation in 100 oder 200 Jahren, sondern auf die Zeit bis 2050.

Wie sehen Ihre Szenarien für KI aus?

Flessner: Das Zentrale am Wesen der KI sind weniger die einzelnen Lebensbereiche, in denen künftig KI-Anwendungen möglich sind, es ist vielmehr die sich auswirkende Konnektivität, also die Verbindung aller Elemente in einem System. So werden Daten nicht mehr nur zwischen Menschen ausgetauscht, sondern auch zwischen Objekten, Chips, Rechnern – und das ohne das Zutun des Menschens. Generell lässt sich sagen, dass es – wie wir bei vergleichbaren Technologie-Entwicklungen in der Vergangenheit gesehen haben – sehr unwahrscheinlich ist, dass wir die KI-Entwicklungen aufhalten können, unabhängig davon, welche Aspekte wir gut und welche wir weniger gut finden. Gegen Navigationsgeräte oder Sprachassistenten wie Alexa haben ja die wenigsten etwas einzuwenden, auch deshalb nicht, weil sie mit uns sprechen können. Kritischer sehen manche die Automatisierung in der Berufswelt, weil etliche Jobs, die wir heute kennen, wegfallen werden. Es ist an der Politik vorausschauend mit den KI-Entwicklungen umzugehen und gegebenenfalls gesetzgeberisch einzugreifen.

Der NN-Talk zum Thema "Künstliche Intelligenz im Alltag der Zukunft“ beginnt am Dienstag, 12. März, um 19.30 Uhr im Planetarium Nürnberg (Am Plärrer 41, Einlass: ab 18.30 Uhr). Es moderiert NN–Redakteur Daniel Hertwig. Karten für 7,50 Euro und für ZAC-Karteninhaber für 5 Euro gibt es in allen Geschäftsstellen des Verlages Nürnberger Presse und im Ticketshop der NN-Ticketcorner.

Verwandte Themen


Keine Kommentare