Notgedrungen: Infra musste sich von der VAG abkoppeln

6.12.2019, 21:00 Uhr
Notgedrungen: Infra musste sich von der VAG abkoppeln

© Hans-Joachim Winckler

Mit dem Fahrplanwechsel am 3. Dezember hat die Verkehrssparte der infra den Busbetrieb der im Stadtgebiet fahrenden Linien von der VAG übernommen – notgedrungen, wie die Verantwortlichen betonen.

Für Oberbürgermeister Thomas Jung ist es "eigentlich ein trauriger Termin", zu dem er gemeinsam mit infra-Geschäftsführer Marcus Steurer zum zentralen Linienknoten am Rathaus kam. "Ich war ein Fan des gemeinsamen Betriebs mit der VAG", betonte Jung. Gleichwohl sah man sich zu dem Schritt einer kompletten Neuordnung gezwungen, um geänderten EU-rechtlichen Wettbewerbs- und Vergabevorschriften zu entsprechen.

Diese schreiben vor, dass städtische Verkehrsunternehmen nur noch im eigenen Stadtgebiet agieren dürfen, andernfalls müsste eine europaweite Ausschreibung der Linien erfolgen. Und dass "hier französische oder spanische Verkehrskonzerne fahren", dies wollte laut OB Jung niemand.

Überraschend kam die Umstellung – sie betrifft nur den Busverkehr, nicht die U-Bahn – natürlich nicht. "Fast zwei Jahre haben wir uns mit erheblichem Aufwand auf diesen Tag vorbereitet", berichtet Steurer.

Pünktlich um 1.30 Uhr, mit dem Betriebsbeginn zum Fahrplanwechsel, nahmen sowohl die neue Leitstelle als auch die nun gänzlich unter dem Dach der infra agierenden Busfahrer ihren Dienst auf. "Reibungslos" sei dies gelaufen, so Steurer, der weniger von "umstellen" als von "auf den Kopf stellen" sprach.

Eigene Leitstelle

Statt wie bisher sieben Mitarbeiter im Stadtverkehr hat die infra nun rund 230 Frauen und Männer in ihrer Obhut. Alleine der Fahrdienst besteht aus rund 200 Kolleginnen und Kollegen. Hinzu kamen unter anderem der Aufbau einer Leitstelle in der infra-Zentrale, die Anschaffung und Installation neuer IT-Systeme sowie neue Rechner in den Bussen und Vorverkaufsstellen.

Ein gehöriger Aufwand mit dem Ziel, dass die Fahrgäste möglichst nichts von der Umstellung mitbekommen. Und dies sei gelungen, erklärten Jung und Steurer unisono. Man bleibe Mitglied im VGN, dessen Fahrkarten damit weiter gültig sind. Auch stadtgrenzüberschreitende Linien wie etwa die Nummer 33 zum Nürnberger Flughafen fahren weiter wie gewohnt. Der infra-Geschäftsführer dankte dabei besonders jenen Mitarbeitern, die "diese einmalige Aktion nachts und an den Wochenenden erfolgreich vorbereitet haben".

Trotz des angespannten Arbeitsmarktes sei es gelungen, eine ausreichende Personaldecke bei der Belegschaft zu bilden. Ausfälle einzelner Fahrten wegen fehlenden Mitarbeiter, wie unlängst auf Nürnberger Seite zu beklagen waren, befürchtet infra-Verkehrschef Klaus Dieregsweiler jedenfalls nicht: "Wir haben viel getan, um das Soll bei den Fahrern zu erreichen." Künftig werde man zudem selbst Bus-Chauffeure ausbilden und dazu auch eine eigene Fahrschule einrichten.

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