1. Dezember 1968: Meistersingerhalle im Kleinformat

1.12.2018, 07:50 Uhr
1. Dezember 1968: Meistersingerhalle im Kleinformat

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Beide Ereignisse sagen schon alles über das erste Gemeinschaftshaus der Stadt. Es ist eine Begegnungsstätte kulturell, kommunalpolitisch und gesellschaftlich interessierter Männer und Frauen, wobei auch an die Jugend gedacht wurde. Die Stadt hat sich diesen Mittelpunkt für alle, der ein Restaurant, Kegelbahnen, Säle und Gruppenräume sowie eine Bibliothek und eine Mütterberatungsstelle unter seinem Dach vereint, 5,1 Millionen DM kosten lassen.

Dr. Urschlechter tat recht daran, sich bei seiner Eröffnungsansprache auf das Wesentliche zu beschränken, denn die Bürger drängten danach, von dem nach den Plänen der Architekten Werner Böninger und Peter Biedermann (beide München-Grünwald) entstandenen Gebäude Besitz zu ergreifen. Hält die erste Begeisterung an, wird das Haus bald zu klein sein. Vorerst sind jedoch erst einmal die anderen Stadtteile an der Reihe – so versprach es jedenfalls der Oberbürgermeister: "Es ist das erste Nürnberger Gemeinschaftshaus, aber nicht das letzte!" Die Bürger vom Nordostbahnhof bis Reichelsdorf werden seine Worte mit Genugtuung vernehmen.

1957: Eine Baracke

1. Dezember 1968: Meistersingerhalle im Kleinformat

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Kurz rief das Stadtoberhaupt die fünfziger Jahre ins Gedächtnis zurück, um einen Kontrast von damals zu heute zu zeichnen. Schon 1957 kam Dr. Urschlechter nach Langwasser, damals noch als berufsmäßiger Stadtrat für den Wiederaufbau als Begleiter seines Vorgängers Otto Bärnreuther. "Eine Baracke war 1957 die erste Begegnungsstätte", erinnerte sich der Oberbürgermeister. Welch ein Wandel hat sich seit dieser Zeit im Südosten Nürnbergs vollzogen. Moderne Wohnungen für 25.000 Einwohner sind entstanden – später sollen 60.000 Bürger eine Gemeinschaft bilden –, dazu Kirchen und Schulen. Mitten in die neue Stadt wurde nun das Gemeinschaftshaus gesetzt. Der Mehrzwecksaal für 500 Personen muß am Samstagabend beim Eröffnungsball des Gesellschafts- und Turniertanzclubs Rot-Gold-Casino seine erste große Bewährungsprobe bestehen.

Die Jugend wird in zwei Gruppenräumen zu Wort kommen, an Erwachsene und ältere Menschen ist mit vier weiteren Räumen gedacht worden. Wer gern bastelt, findet in den Werkräumen für Foto-, Töpfer-, Papier- und Textilarbeiten im Gebäude an der Glogauer Straße Platz. Ein Restaurant mit Nebenzimmern, eine Bierstube und drei Kegelbahnen laden zu Kurzweil ein, eine moderne Bibliothek mit 10.000 Bänden ist für die Mußestunden bestimmt.

Noch einige technische Taten: der Gebäudekomplex ist an die Fernwärmeversorgung der EWAG angeschlossen, den Strom liefert eine eigene Trafostation. In den Gruppenräumen und im Restaurant kann in die Ferne gesehen werden, der Mehrzwecksaal, der Tischtennis- und der Jugendtanzsaal sind mit kinotechnischen Anlagen für Normal- und Schmalfilmprojektoren ausgestattet.

Die erste Bürgerversammlung

Alles in allem soll das Gemeinschaftshaus mit seiner Ausdruckskraft auch noch die nächsten Generationen erfreuen, wie Oberbürgermeister Dr. Urschlechter betonte. "Die Bürger von Langwasser haben es selbst in der Hand, was sie daraus machen. Mögen sie diese Chance begreifen, zum Nutzen und Frommen aller", stellte er vor den Festgästen fest, darunter Senatoren, Landtagsabgeordnete und die Spitzen der Stadt. Ihnen allen hatte zuvor der Kinderchor der Volksschulen von Langwasser mit dem Lied "Ich gebe mir die Ehre", einen Willkommensgruß entboten.

Ungewöhnlich groß war gestern der Andrang zur Bürgerversammlung in Langwasser. Wenige Stunden nach der offiziellen Eröffnung war diese Zusammenkunft die erste Veranstaltung im neuen Gemeinschaftshaus.

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