10. Dezember 1968: Große Kälte – heißes Blut

10.12.2018, 07:00 Uhr
10. Dezember 1968: Große Kälte – heißes Blut

© Ulrich

Im Gegensatz zu den vor Kälte bibbernden Zuschauern regt die Temperatur unter dem Gefrierpunkt ihr Tiger-Temperament an. Je tiefer das Barometer fällt umso wohler fühlen sie sich; schließlich stammen „Sigir“, „Argun“ und „Seja“ aus Sibirien.

Besucher fehlen

Nur wenige Besucher werden Zeugen des Winterlebens im Tiergarten. Im Dezember scheint der Zoo keine große Anziehungskraft auf die Nürnberger auszuüben, die von der Voraussetzung ausgehen, daß die Tiere ebenso frieren wie sie und sich in die warmen Häuser zurückziehen. Doch nicht nur die Eisbären, Schnee-Eulen und Hochlandrinder fühlen sich im Winter in ihren Freigehegen ausgesprochen wohl.

Auch den Antilopen, Seelöwen, Kamelen und Zebras macht die Kälte nichts. „Bei uns ist noch kein Tier erfroren“ versicherte Tiergartendirektor Dr. Alfred Seitz. Es ist vielmehr die Wärme, die manchem Zoobewohner mehr schadet als die rauhe Luft. Bewußt werden die Zebras und Antilopen an die frische Luft gesetzt; die kühle Witterung fördert das Wachstum ihres Haarkleides, außerdem hat sie sich als beste Therapie gegen Krankheiten erwiesen. Auch die Giraffen und das Baby „Nori“, die Elefanten, Löwen und Watussi-Rinder müssen jeden Tag für einige Stunden frische kalte Luft schöpfen – ob sie wollen oder nicht; denn im Zoo wird nach der Devise gehandelt: kein Tier darf verzärtelt werden.

Dieser „rauhe Ton“ wird allerdings bei allen angewandt. Die Gorillas und Orang-Utans zum Beispiel bleiben auch im Winter ihrer Menschen-Ähnlichkeit treu: sie sind anfällig für Erkältungskrankheiten. Ein Wärter mit Schnupfen kann für sie lebensgefährlich werden. Nur im gutgeheizten Wasser fühlt sich das Nilpferd wohl, das den ganzen Winter nicht seinen Bau verläßt. Ebenso empfindlich sind die Flamingos und die Vogel-Arten aus dem Amazonas-Gebiet, die erst im Frühjahr wieder an die Öffentlichkeit treten.

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