10. Januar 1970: Letzte Bayern-Marke

10.1.2020, 07:00 Uhr
10. Januar 1970: Letzte Bayern-Marke

© Kammler

Die Sonderausstellung „50 Jahre bayerische Abschiedsausgabe“ in der Postabteilung des Verkehrsmuseums stellt dennoch eine philatelistische Raritätenschau dar. Sie zeigt – umfassend mit Originalbriefen, Zeichenentwürfen und natürlich Briefmarken illustriert – die Entwicklung der ersten und letzten Briefmarkenserie des Freistaates Bayern.

Preisausschreiben

In der Umbruchzeit nach dem 1. Weltkrieg und dem Ende der bayerischen Monarchie wollte der Freistaat eigene bayerische Marken herausgeben. Zunächst behalf man sich noch mit Aufdrucken „Volksstaat“ und „Freistaat“ auf vorhandenen Ludwigsmarken. Bereits am 17.11.1918 leitete die Tageszeitung „Münchener Neueste Nachrichten“ jedoch ein Preisausschreiben für Entwürfe zu einer neuen Briefmarkenserie ein. Wenig später zog die Postverwaltung nach. Alle bayerischen und in Bayern ansässigen Künstler durften sich am Wettbewerb beteiligen. Er wurde ein voller Erfolg. 350 Künstler reichten 1.800 Entwürfe ein.

Auch die ersten Probedrucke der Sieger Franz Glaß, Julius Nitsche, Ernst Rudolf Vogenauer und Sigmund von Weech sind im Museum ausgestellt. Doch bis die Postwertzeichen „klebefertig“ waren, vergingen noch viele Monate. Bereits am 1. April 1920 wollte die Reichspost die bayerische Staatspost übernehmen. Die Zeit drängte. Doch die eigene Briefmarke war zu einer Prestigeangelegenheit geworden: zum letzten Mal sollte die bayerische Post optisch in Erscheinung treten.

Obwohl man sich bereits für die ausgewählten Entwürfe entschieden hatte, wurde 1920 außer Konkurrenz noch eine alte Vorlage des berühmten Künstlers Friedrich August von Kaulbach akzeptiert.

Wenn auch der Entwurf „Genius huldigt Bayern“ – im Volksmund bald „Maiglöckchengöttin" genannt – selbst zur damaligen Zeit nicht allzu viele Be-wunderer fand, so gab der Tod des Künstlers den Ausschlag. Der Entwurf wurde für die höheren Markwerte bestimmt. Die „Patrona Bavariae“ Sigmund von Weechs dagegen durfte nur die niedrigen Werte zieren.

Erste Freistaat-Marken

Am 14. Februar 1920 wurden schließlich die ersten Freistaat-Marken an den Postschaltern ausgegeben. Weil die Reichspost mit ihren eigenen Marken nicht nachkam, durften die bayerischen Postwertzeichen bis 10.4. verkauft werden. Doch selbst dann konnte der Bedarf an Reichsmarken für Bayern nicht gedeckt werden. Aber das Reichspostministerium verfügte: „Nach Ablauf des Monats Mai dürfen die Marken nicht mehr ohne den Überdruck ,Deutsches Reich‘ verwendet werden.“ Bayern hatte aufgehört, als selbstständiges Postgebiet zu bestehen.

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