Buntes Festprogramm

120-Jahr-Feier: Museum für Kommunikation in Nürnberg blickt zurück und nach vorn

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

E-Mail zur Autorenseite

14.6.2022, 20:00 Uhr
Auch die "Smarte Welten" haben schon Platz im Museum gefunden: Christian Bihn und Direktorin Annabelle Hornung präsentieren einen Pager von T-Mobile und einen Magic Link von Sony.

© Stefan Hippel, NNZ Auch die "Smarte Welten" haben schon Platz im Museum gefunden: Christian Bihn und Direktorin Annabelle Hornung präsentieren einen Pager von T-Mobile und einen Magic Link von Sony.

Was hat es mit der "Nürnberger Schere" auf sich? Was mit einem gut 80 Jahre alten Rundfunkmikrofon? Oder gar einem "Telegrafie-Globus"? Im Nürnberger Museum für Kommunikation, gemeinhin auch einfach Postmuseum genannt, markieren sie mit neun weiteren historischen Stücken einen kleinen Jubiläumspfad durch die Dauerausstellung. Aus den reich gefüllten Depots geholt, stehen sie für jeweils ein Jahrzehnt Museumsgeschichte - und was sie einzelnen zu erzählen haben, erfahren die Besucher über QR-Codes.

Der Anlass: In der kommenden Woche, am 22. Juni, feiert das Haus auf den Tag genau seinen 120. Geburtstag. Auch wenn das kein wirklich rundes Jubiläum ist, ist es doch allemal Anlass für eine Rückschau und Ausblicke. Die Keimzelle des heutigen Museums war damals eine Abteilung zur Geschichte der bayerischen Post und Telegrafie - eingerichtet und eröffnet unter dem Dach des Königlich Bayerischen Verkehrsmuseums, im Vorgängerbau der heutigen Norishalle am Marientorgraben.

Stadt schenkte das Grundstück

Weil jenes Haus bald aus allen Nähten platzte, wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg ein großzügiger Neubau geplant und begonnen. Die Stadt Nürnberg überließ der damals noch im Länderbesitz befindlichen Bahn und Post das große Grundstück an der Lessingstraße - unter der Bedingung, dass die Sammlungen auch "für alle Zeit" in Nürnberg fest angesiedelt bleiben. Damals wie heute steht die Frage im Mittelpunkt, wie die menschliche Kommunikation, entweder im direkten Austausch oder technisch vermittelt, gelingen kann.

Im Jahr 1925 - Post und Bahn waren inzwischen Behörden des Deutschen Reichs - konnte das Domizil endlich bezogen werden. Klar, dass in drei Jahren das !00-Jährige gebührend begangen werden soll. Noch heute teilen sich die gemeinsam entstandenen, aber selbstständigen Museen das Haus. Dabei haben inzwischen, nach der Bahnreform und der Privatisierung der Post, Stiftungen die Trägerschaft des nun schon 140 Jahre alten DB-Museums wie des Museums für Kommunikation übernommen.

Im Museum für Kommunikation geht es nicht nur um Sprache, auch Mimik und Gestik tragen zur Verständigung bei; hier erläutert die Stimm- und Sprechtrainerin Luna Mittag eine Installation. 

Im Museum für Kommunikation geht es nicht nur um Sprache, auch Mimik und Gestik tragen zur Verständigung bei; hier erläutert die Stimm- und Sprechtrainerin Luna Mittag eine Installation.  © Daniel Karmann/dpa

Natürlich sind die schon jetzt in die Vitrinen integrierten zusätzlichen Exponate dort noch länger zu sehen. Anders die ausfallenen und teilweise ziemlich "schrägen" Objekte der kleinen Sonderschau "Kuriose Kommunikation": Die wandern nach der Geburtstagsparty zurück ins Depot der umfangreichen Sammlungen. Für die nächste Wechselausstellung steht dann voraussichtlich deutlich mehr Platz zur Verfügung: Unterm Dachgeschoss wird gerade ein Raum nach Brandschutzvorgabe saniert und neu hergerichtet.

Ebenso tüftelt das Museumsteam um die Leiterin Annabella Hornung bereits an einer Überarbeitung der Dauerausstellung. Sie besteht in der aktuellen Form seit 2010 - damals wurde erstmals der Bogen in die digitale Welt geschlagen. Verschiedentlich wurde die Schau bereits ergänzt, so zuletzt vor einem Jahr durch eine Koje zu "Smarten Welten".

Blick nach vorn

Tatsächlich will das Nürnberger Kommunikationsmuseum nicht nur mit spannenden Schaustücken aus der Vergangenheit begeistern, von alten Briefen bis zur Entwicklung des Telefonwesens. "Mit unserem Motto 'Entdecken - Verstehen - Gestalten' richten wir den Blick auch nach vorn und setzen auf die verstärkte Verquickung von real und virtuell", unterstreicht Museumssprecherin Vera Losse. Wie in vielen Bereichen der Gesellschaft hat die Corona-Pandemie auch hier den Ausbau der digitalen Angebote massiv beschleunigt. "Unser Raum hat sich so stark erweitert, durch die Online-Angebote können sich auch Interessenten in weit entfernten Orten beteiligen. Das kommt sehr gut an."

Letztes Jahr "nur" bei einem Korso von Kultureinrichtungen im Einsatz, um in der Corona-Zeit für die Kultur zu demonstrieren - jetzt auch wieder regulär unterwegs: eine historische Postkutsche des Museums. 

Letztes Jahr "nur" bei einem Korso von Kultureinrichtungen im Einsatz, um in der Corona-Zeit für die Kultur zu demonstrieren - jetzt auch wieder regulär unterwegs: eine historische Postkutsche des Museums.  © Daniel Karmann/dpa

Das gilt zum Beispiel für die monatlichen Expressführungen via Internet, für weitere digitale Führungen und nicht zuletzt den "Daten-Dienstag" zu Themen rund um Daten und Datenschutz: 2015 ins Leben begründet, läuft er aktuell sowohl in Präsenz wie über das Netzt - am 28. Juni steht schon die 50. Ausgabe an. Und im Rahmen einer digitalen Expedition ins Alte Ägypten lässt sich die Grabkammer des Sennedjem nun in einem interaktiven 360-Grad-Audiopanorama vollständig virtuell erkunden. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass sich das Haus auch an der bevorstehenden Digital Week beteiligt.

Mit Kutsche und Oldtimerbus

"Gleichzeitig freuen wir uns natürlich, dass auch so beliebte Angebote wie Fahrten mit historischen Fahrzeugen wieder möglich sind", fährt Losse fort. So werden die Postkutschenfahrten durch das Knoblauchsland ebenso wieder aufgenommen wie die Einsätze eines "Kraftpostbusses" von 1956: Er steuert im Sommer verschiedene befreundete Museen an - während die Kutschpferde schon zum Geburtstag am 22. Juni wieder eingespannt werden. Und schließlich sollen, so hoffen alle, die nostalgischen 2 PS-Touren auch zum Christkindlesmarkt wieder angeboten werden.

Und was erwartet das Publikum zum Geburtstag? Die Geburtstagsparty läuft am 22. Juni von 15 bis 17 Uhr - bei freiem Eintritt. Die Programmpunkte im einzelnen:

Mitmachaktion "Trara, wir machen Töne! Baut Euer eigenes Posthorn" (2.Etage, Schreibwerkstatt, 15 – 17 Uhr)

Führung "120 Jahre Entdecken - Verstehen - Gestalten" zu zwölf ausgewählte und zum Teile "kuriosen“ Objekten aus zwölf Jahrzehnten Mediengeschichte und Museumsarbeit (Treffpunkt Museumseingang, 15 Uhr).

Familienrundgang "Voll cool oder sehr komisch?" Von Telefonen, wie sie Opa oder Uroma genutzt haben, einem „Handy“ aus Postkutschenzeiten, einem Riesen-TV-Gerät aus einer öffentlichen Fernsehstube über eine chinesische Schreibmaschine bis zum ältesten, 3.500 Jahre alten Objekt. Bei Teamwork am Kran oder an der Rohrpost wird auch manches ausprobiert - und erklärt, warum anderes nicht berührt werden darf (für Groß-/Eltern und Kinder ab 5 Jahren, Treffpunkt Museumseingang, 16 Uhr).

Postkutschenfahrten (Museum - Färberstraße - Kornmarkt - Grasersgasse - Museum, von 15 bis 17.30 Uhr jeweils zur vollen und halben Stunde).

Finissage´: Letzter Tag der Ausstellung „Kuriose Kommunikation“ mit Objekten, die durch eine ungewöhnliche Nutzung überraschen, eine ausgefallene Geschichte oder ein besonderes Design haben, von "verrückten" Telefonen bis zu ungewöhnlichen Sendungen, etwa einer Kokusnuss. Sie erzählen von Kreativität und Witz, mitunter auch von Not und Mangel. Exponate aus allen Standorten der 150 Jahre alten Sammlung der , aus unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen.

Weitere Informationen: https://www.mfk-nuernberg.de

Keine Kommentare