1200 Menschen demonstrieren im Marienbergpark gegen Rassismus

13.6.2020, 20:40 Uhr
Viele hatten Schilder mit klaren Statements dabei.

© Ella Schindler Viele hatten Schilder mit klaren Statements dabei.

Es sind vor allem junge Menschen, die an diesem Nachmittag auf die durch die Rot-Weißen-Bänder markierte Wiese im Nordosten des Marienbergs strömen. "Es ist zu viel passiert. Wir müssen etwas gegen Rassismus tun. Und es ist gerade unsere Generation, die es deutlich machen will", sagt die 16-jährige Jasmin Aoune im Vorfeld der Demo und fügt hinzu, "Wir Weiße haben auch eine Verantwortung."

Bereits am vergangenen Wochenende demonstrierten rund 5000 Menschen auf der Wöhrder Wiese gegen den Rassismus. Der Anlass dazu war der durch einen weißen Polizisten in den USA verursachte gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd. Wie letzte Woche, so auch heute ging es den Demonstrierenden aber auch um den Rassismus in Deutschland.

"Haben das Recht, glücklich zu sein"

"Ich habe mit meinen 15 Jahren viel mehr erlebt als viele anderen Menschen. Vor allem, weil ich viel Rassismus erfahren habe", sagt Chioma Ngadi als erste Rednerin. Vor allem im Kindergarten und in der Grundschule hat sie viele rassistische Erfahrungen wegen ihrer Hautfarbe gemacht, erzählt sie weiter. "Wir Schwarze haben nicht nur das Recht zu überleben, sondern auch zu leben, glücklich zu sein."


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Bei der Demonstration kommen ausschließlich Schwarze Menschen zu Wort. "Es war uns wichtig, dass nicht über sie gesprochen wird, sondern sie selbst die Stimme erheben", erzählt Ayse Serif. Für die 19-Jährige und ihre Mitstreiterin Ariana Kulcsar ist es die erste Demonstration, die sie organisiert haben.

"Sie hat mir viel Liebe gegeben"

"Wir waren bei der Demo am letzten Samstag dabei. Es war gut, aber da ging es um einen stillen Protest. Wir haben jedoch gemerkt, dass in unserem Umkreis viele Betroffene gibt, die das Bedürfnis haben, sich zu äußern", so Ayse Serif. Dazu zählt auch Verena Frazier. "Ich wurde von einer weißen Familie adoptiert. Sie hat mir viel Liebe gegeben. Worauf sie mich nicht vorbereitet hat, war der Rassismus, der mir begegnet", sagt die 30-Jährige in ihrer emotionalen Rede, die sie teils auf Englisch, teils auf Deutsch hält.


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Ihren achtjährigen Sohn, der bei der Demo ebenfalls auf den mobilen Rednerpodest kommt, kann sie auch nicht vor den rassistischen Erfahrungen schützen: "Die Kinder haben zu ihm gesagt, er wäscht sich nicht, deswegen hat er schwarze Hautfarbe." Verena Frazier appelliert: "Kinder sind nicht von Geburt an rassistisch, man erzieht sie dazu.

Appell auch an Eltern

Erzieht eure Kinder so, dass es klar wird: Deutsch ist eine Nationalität und keine Rasse." Immer wieder ruft die junge Frau die Demonstrierenden zu Sprechchören auf: "Black Lifes Matter", also "Schwarze Leben zählen" zu Deutsch, so auch die Aufforderung zur Zivilcourage durch den Satz "You see something, you say something" (zu Deutsch: "Du siehst etwas, du sagst etwas"). Am Ende der Demonstration spielen die Organisatorinnen drei Lieder, unter anderem das Lied "Oh, Freedom", das eines der Symbole der Schwarzen Protestbewegung in den USA in den 1960er Jahren ist.

Mit einer Schweigeminute für George Floyd und andere ermordete Schwarze Menschen geht die Demonstration zu Ende. Sie verlief gut organisiert und friedlich, auch die vorgeschriebenen Richtlinien zur Coronavirus-Prävention wurden weitgehend eingehalten, sagt Marc Siegl, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken.

Wie berichtet, gab es nach der Demonstration am vergangenen Wochenende Kritik bezüglich der Nichteinhaltung der Abstände zwischen den Demonstrierenden. Bei der Demonstration heute haben die Organisatorinnen während der Veranstaltung immer wieder die Menschen dazu aufgerufen, auf die Abstände zu achten. "Es hat weitgehend geklappt und fast alle trugen auch Masken", so Polizeisprecher Siegl.

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