13. April 1965: Grüne „Inseln“ im Häusermeer

13.4.2015, 07:00 Uhr
13. April 1965: Grüne „Inseln“ im Häusermeer

© Gerardi

Ein Paradebeispiel dafür bietet der Aufseßplatz in seiner modernen Form, der schon ein wenig ahnen läßt, wie die geplanten Fußgängerstraßen von der Lorenzkirche bis in die Südstadt aussehen sollen. Mit seinem aparten Plattenbelag hält er den Fußgängern alle Wege offen, erfreut sie aber auch mit hübschen Pflanzkästen und Sitzgruppen. Dieser neue Stadtplatz hat nichts mehr mit den alten Anlagen gemein, die oft genug verschmutzt und zertrampelt gewesen sind.

Das Gartenbauamt ist beim Aufseßplatz ganz neue Wege gegangen, um einen Ort der Begegnung im Alltag zu schaffen, der in Nürnberg bisher noch ohne Vorbild gewesen ist. Es hatte erkannt, daß die alte Anlage den Wünschen der Fußgänger längst nicht mehr entspricht, die in diesem Einkaufszentrum möglichst auf kurzem Wege von einem Geschäft zum andern kommen wollen. Der Kinderspielplatz war zweckentfremdet, weil sich in ihm sogar Hunde tummelten, die große Rasenfläche wurde häufig zertreten, überall lagen Reste von Taubenfutter herum, die Papierkörbe liefen vor Küchenabfällen über.

Solche Zustände machten es der Stadt leichter, an eine neue Gestalt zu denken, für die sie immerhin die erkleckliche Summe von 120 000 Mark ausgegeben hat. „Wir wollten einen Stadtplatz schaffen, der den Fußgängern die Wege nach allen Richtungen offenläßt, nicht mehr nur eine Grünanlage im herkömmlichen Sinn, in der die Menschen in langen Bankreihen nebeneinander sitzen“, erklärt Gartenbaudirektor Theo Friedrich. Er rechnet wegen der modernen Form schon jetzt mit Angriffen und Kritik, weil die Nürnberger bei Neuerungen nur selten in Hurra-Geschrei ausbrechen, auch wenn andere Städte solche Einrichtungen bereits besitzen.

Es war von vornherein nicht die Absicht, einen Erholungspark anzulegen, der an den Stadtrand gehört, sondern es sollte ein Platz der Begegnung entstehen, auf dem die Hausfrauen bei ihren Einkäufen zu einem kurzen Klatsch zusammenstehen können, der Sitzplätze zum Verweilen bietet und sogar Standkonzerte möglich macht. Was bei diesen Plänen herausgekommen ist, können die Nürnberger nun fix und fertig mit eigenen Augen sehen. Alles in allem zeigt sich da ein reich gegliederter Platz, der in seiner Architektur gut in eine Stadt von heute paßt.

Da schreitet der Fußgänger auf Platten in verschiedenen Formen und Farben dahin, die dem Auge keinen langweiligen Anblick bieten, da sind die Pflanzinseln so gelegt, daß sie den Platz vom Straßenlärm abschirmen, da sind bewußt kleine Sandkästen, die nicht von Größeren mißbraucht werden sollen. Als bunte Tupfer in dieser Mischung aus Grün und Beton dienen Rosensträucher und Einjahresblumen neben dauerhaften Gehölz. Der neue Aufseßplatz bietet doppelt so viele Sitzplätze wie vorher und ein Vielfaches an Laufflächen. Er ist zweifellos eine Zierde für den Süden der Stadt.

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