14. Mai 1968: Die Krone über dem Wöhrder See

14.5.2018, 07:00 Uhr
14. Mai 1968: Die Krone über dem Wöhrder See

© NN

Eine Dreiergruppe von 22-, 17- und 16-geschossigen Hochhäusern wird "Noricus" bekrönen und seine städtebauliche Wirkung unterstreichen. Alle Festredner unter den flatternden Fahnen lobten die DEBA-Wohnbau Nürnberg dafür, daß sie erschwingliche Heime für jedermann in der künftig bevorzugten Wohnlage über dem Wöhrder See errichten will. Die Deutsche Baugruppe (DEBA) mit 21 Tochtergesellschaften in der Bundesrepublik und Niederlassungen in der Schweiz und Österreich verkauft die Ein-Zimmer-Appartements mit 29 Quadratmetern für 27.500 Mark bei 2750 DM Anzahlung und einer monatlichen Belastung von 190 DM: die Vier-Zimmer-Wohnung kann für 75.000 DM bei ebenfalls 10 Prozent Anzahlung erworben werden. Luxuswohnungen in bevorzugter Lage kosten 150.000 DM, für die Dachterrassen gelten "besondere Preise".

14. Mai 1968: Die Krone über dem Wöhrder See

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Vor der Festversammlung, darunter viele Nachbarn aus dem angrenzenden Villenviertel, schilderte Architekt Ludwig Sieber, der technische Geschäftsführer, wie schnell angesichts der Schwierigkeiten die Wohnbau geschaltet hat, Im März 1966 kaufte sie das Grundstück der Zeltner-Brauerei, am Gründonnerstag dieses Jahres die restlichen Flächen von der Stadt. Ein Wettbewerb unter vier namhaften Architekten wurde unter dem Vorsitz von Professor Dr. Hillebrecht, Hannover, Mitte 1967 entschieden und sah Architekt Harald Loebermann, den Erbauer der Meistersingerhalle, als ersten Sieger.

Als "wichtigen Tag in der Entwicklung unserer Stadt" feierte Oberbürgermeister Senator Dr. Andreas Urschlechter die Grundsteinlegung von "Noricus" (der Name stammt von Baureferent Heinz Schmeißner), der im Spätsommer bereits der Baubeginn folgen soll. Bundesgesundheitsminister Käte Strobel äußerte ihre Freude darüber, daß hier ein Zentrum entsteht, das nicht nur privilegierten, sondern vielen Familien eine Wohngelegenheit zu Preisen bietet, die ein normaler Bürger bezahlen kann. Die Urkunde verschwand in der Kupferkassette, Geldmünzen dieser Zeit klimperten hinterdrein. Dreimal schwangen der Minister und der Oberbürgermeister samt den beiden Wohnbau-Geschäftsführern den Hammer, um den Grundstein mit guten Wünschen ("unfallfreier Bau, zufriedene Menschen, viel Erfolg für die DEBA und Nürnberg", so Dr. Urschlechter) symbolisch einzumauern.

Einen Vorgeschmack auf die Wohnungen von "Noricus" bot Dr. Otto Erker, der kaufmännische Geschäftsführer, der die Gäste durch zwei voll eingerichtete Muster in einem Zelt schleuste. "Die Leute brauchen also nicht mehr die Katze im Sack zu kaufen!" Die Bauherrschaft stärkte sich hernach mit der festlichen Gesellschaft bei einem Spanferkel-Schmaus für die Aufgaben, die sich bis zum Dürer-Jahr 1971 vor ihr türmen.

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