15. Oktober 1970: Von Kopf bis Fuß auf Dürer fixiert

15.10.2020, 07:00 Uhr
15. Oktober 1970: Von Kopf bis Fuß auf Dürer fixiert

© Kammler

Hinzu soll gegen Ende des Jahres noch ein englischer Sprachkurs kommen: ein Service für ausländische Gäste. Wir unterhielten uns mit dem Ausbildungsleiter, Oberamtsrat Willi Jödicke, Leiter des Polizeireviers 3. Bis jetzt haben rund 620 Beamte der Schutzpolizei 16 Kurse mit einem recht umfangreichen Stundenplan durchlaufen, in dem nicht nur Dürer und Nürnbergs Historie sondern gleichermaßen Sport, Psychologie Rechtsfragen des polizeilichen Vollzugsdienstes, Strafrecht und auch Diskussionen enthalten sind. Dia-Vorträge und Stadtrundfahrten mit Besichtigung traditionsträchtiger Stätten runden das Programm ab.

Auch bisher schon wurde Fortbildung für Polizeibeamte betrieben. Die Arbeitszeitverkürzung aber zwang zu neuen Wegen. Was Nürnberg jetzt vorexerziert, ist bisher einmalig in der Bundesrepublik, zumal der Vollzugsdienst fortan über eine ständige Einsatz-Reserve verfügt: die rund 40 Teilnehmer eines jeden Kurses können im Ernstfall jederzeit zu jedem Einsatzort beordert werden, wie dies schon zweimal anläßlich von Demonstrationen geschehen ist.

An den Lehrgängen müssen sich laut Dienstanweisung alle Beamte bis zu 57 Jahren beteiligen. Daneben läuft noch eine weiterführende Spezialausbildung – ein Fünf-Tage-Kurs – an der Bayerischen Verwaltungsschule in Holzhausen, wo vor allem leitende Beamte individuell im Aufgaben-. Sicherheits- und Verkehrsrecht sowie in Staatsbürgerkunde unterwiesen werden.

Im Rahmen der Nürnberger Lehrgänge, so versicherte Willi Jödicke, ist eine echte Mitbestimmung der „Schüler“ gewährleistet. Es liegt sogar ein sogenannter Meckerzettel auf, wobei man auch anonym an der einen oder anderen Ausbildungsmethode Kritik üben kann. Darüber hinaus ist den Lehrgangs-Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, bei einer Aussprache mit ihrem obersten Chef, Polizeidirektor Horst Zeitz, ihr Herz auszuschütten und Neuerungen anzuregen. Bis Ende dieses Jahres sollen alle in Frage kommenden Beamten der Schutzpolizei einen solchen Fortbildungskurs durchlaufen haben.

Daran werden sich weitere Kurse mit neuen Themen anschließen. Außerdem hofft man, daß im November bereits der erste Englischkurs beginnen kann, der jeweils drei Wochen lang je 16 Beamte mit modernsten Methoden in die Fremdsprache einführen soll. Immerhin ist dies der erste Schritt zu einer bereits seit langem angestrebten Polizei-Fachschulreife, die zum Ziel hat: jeder Beamte muß mindestens eine Fremdsprache beherrschen.

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