19. April 1965: Volkstänze für die Türken

19.4.2015, 07:00 Uhr
19. April 1965: Volkstänze für die Türken

© NN / Helmut Launer

Etwa 800 Gastarbeiter hatten sich eingefunden, und Cahit Turan, ihr Betreuer für den nordbayerischen Raum, hatte alle Hände voll zu tun. Er kümmert sich ständig um mehr als 6000 seiner Landsleute, die in diesem Bereich als Gastarbeiter tätig sind. Allein 1000 arbeiten in Nürnberg-Fürth.

Die Türkdanis wurde von der Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium eingerichtet. Sie empfängt die Neuankömmlinge und hilft ihnen beim Eingewöhnen in die für sie oft sehr ungewohnte neue Umgebung. Die meisten Gastarbeiter kommen aus Provinzen, die wirtschaftlich noch sehr darniederliegen. So ist es fast selbstverständlich, daß diese Orientalen sehr sparen, um ihren Familien möglichst viel nach Hause schicken zu können. Zum Aufgabenbereich der Türkdanis gehört jedoch auch das Einrichten von geselligen Veranstaltungen, auf denen den Gastarbeitern etwas heimatliche Atmosphäre vorgezaubert wird.

Dies gelang der Folklore-Gruppe vorzüglich. Eine „Mehter“-Kapelle in farbenprächtigen Gewändern spielte die historische Militärmusik der osmanischen Fürsten. Ein Volkstanzpaar in der Tracht vom Schwarzen Meer zeigte Tänze aus den Provinzen der Türkei. Das temperamentvolle Publikum war begeistert. Die Gäste – viele waren aus der Oberpfalz und sogar aus Schweinfurt gekommen – erleben es ja auch nicht alle Tage, daß eine über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannte Schar von Künstlern ihnen ihr Können zeigt.

Eine Besonderheit war der Schwerttanz. Zwei Männer zeigten den Kampf der Gegner so realistisch, daß sogar eine Schwertklinge zerbrach. Für die Gastarbeiter jedoch war der Höhepunkt des Abends die Sängerin Nezahat Bayram, die Volksliedgesang und anschließend Wünsche ihrer Landsleute nach türkischen Schlagern erfüllte.

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