19. Januar 1971: Goppel trotzt den Neidhammeln

19.1.2021, 07:00 Uhr
19. Januar 1971: Goppel trotzt den Neidhammeln

© NN

Die Luftflotte des Prinzen Karneval verlieh Alfons Goppel gestern abend im Deutschen Hof das kostbare Stück aus den Gründen, die XY-Fahnder Eduard Zimmermann als Ordensträger des Jahres 1970 aufzählte:

1. Er hat als erster bayerischer Monarch eine Preußin zur Landesmutter genommen, ohne daß ihm diese Wahl übel genommen wurde;

2. Er hat Hofzeremoniell in das kühle demokratische Protokoll gebracht und so die Landeskinder mit patriotischer Befriedigung erfüllt;

3. Er hat seinen Wahlkreis so kohlschwarz gemacht, daß ihn sogar der Parteivorsitzende beneidet;

4. Er hat mit Präzision Familienplanung betrieben: nur Prinzen und keine überflüssigen Prinzessinnen.

Wen wunderte es bei diesen und anderen guten Eigenschaften schon, daß der Regierungschef bei der Ordensverleihung so etwas wie ein Nürnberger Wunder am Rande vollbrachte: im Saal besaß die CSU diesmal die absolute Mehrheit. Oberbürgermeister Dr. Urschlechter und die Landtagsabgeordnete Lieselotte Seibel von der SPD mußten sich gegen eine Phalanx der Union behaupten.

Unter Tollitäten, Lieblichkeiten, Präsidenten und gewöhnlichem Narrenvolk aus fränkischen Gauen hatten sich Minister Dr. Pirkl, Bundestagsabgeordneter Dr. Oscar Schneider (der beim Schunkellied „Einmal am Rhein ...“ verklärte Züge bekam) und die Landtagsabgeordneten Karl Schäfer und Dr. Sieghard Rost gemischt.

Sie sahen, wie Präsident Edmund Fürnkäs dem Ministerpräsidenten durch einen hübschen Pagen das Schutzschild der Luftflotte gegen alle Neider umhängen ließ und der „Monarch“ die junge Untertanin dafür beherzt-herzlich abbusselte.

Etwas Besonderes hatte Luftflotten-Vorsitzender Alfred Zölls bei der Hand. Er schenkte dem Regierungschef einen „Wandergehwerbeschein“, der ihn zum „goppeln“ berechtigt. „‚Goppeln‛ ist die spezifische Per-Pedes-Bewegung von Ort zu Ort, um Wähler zu gewinnen”, erläuterte Zölls. Vier andere Gehwerbescheine hatte das Stadtoberhaupt dabei, damit die Vier Apostel Dürers am Ende vielleicht doch noch nach Nürnberg „goppeln“.

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