2. April 1970: Das Delphin-Paar läßt auf sich warten

2.4.2020, 07:19 Uhr
2. April 1970: Das Delphin-Paar läßt auf sich warten

© NN

Ob allerdings der gute Besuch des Tiergartens am „billigen Mittwoch“ – gestern pilgerten fast 3.000 Menschen durch das Gelände am Schmausenbuck – auch auf die NN-Nachricht vom angeblichen Einzug der beiden ersten Delphine im Seelöwen-Becken zurückzuführen war, ließ sich nicht genau feststellen. „Die Dunkelziffer ist sehr groß“, erklärte Dr. Manfred Kraus und meinte damit, daß sich zahlreiche Neugierige äußerst vorsichtig verhielten und erst gar nicht nach den Neuzugängen zu fragen wagten.

Die Tiergartenbesucher, die nicht schon bei der Zeitungslektüre nach dem Frühstück den Aprilscherz durchschaut hatten, blickten zumindest verstohlen ins Bassin und verdrückten sich, als von Delphinen nichts zu sehen war. Andere sprachen Dr. Manfred Kraus an und erkundigten sich ganz intensiv über die Seelöwen-Haltung. Der Assistent, an solchen Wissensdurst nicht gewöhnt, vermutet: „Die wollten bloß nicht zugeben, daß sie in Wahrheit wegen der Delphine gekommen waren. Sie benutzten das Robben-Thema nur als Vorwand.“

Unter den zahlreichen Anrufen, die die Tiergartenverwaltung erreichten, befanden sich auch solche, in denen sich die Bürger nach den Delphinen erkundigten. Beispielsweise meldete sich eine Hausfrau: sie war drauf und dran, daheim alles liegen und stehen zu lassen, weil ihre Kinder unbedingt die Tiere sehen wollten.

„Wohl ein Aprilscherz“

Selbst am Rande der feuchten Seelöwen-Behausung war noch von den angekündigten Schmausenbuck-Neulingen die Rede. „Delphine, Delphine“, jubelte ein Knirps, bis sich die Verwechslung mit den angestammten Bewohnern herausstellte. „Wißt ihr, wo die Delphine sind?“ forschte bei einer Gruppe Jugendlicher eine ältere Dame, die mit ihrem Enkel in den Tiergarten gekommen war. Als ihr auf die Frage nur erstaunte Blicke zuteil wurden, trat sie unauffällig wieder zurück: „Wird wohl ein Aprilscherz gewesen sein.“

Richtig, die Delphine im Tiergarten waren ein Aprilscherz. Aber Hand aufs Herz: auch ohne die schlanken Meeresbewohner hat sich der Rundgang durch die Gehege des Schmausenbucks sicherlich gelohnt.

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