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20. Oktober 1971: Trotz der Notlager für viele kein Platz zum Schlafen

20.10.2021, 07:00 Uhr
20. Oktober 1971: Trotz der Notlager für viele kein Platz zum Schlafen

© Ulrich

Noch bis einschließlich Sonntag, 24. Oktober, sammeln die Schüler und Schülerinnen der Nürnberger Schulen bei ihren Eltern, Verwandten und Bekannten für diesen Zweck.

Umgerechnet auf die Zahl der Einwohner gibt der Nürnberger pro Jahr zwölf Pfennig dafür aus, der Bayer durchschnittlich nur acht. Äußerst spendabel ist im Vergleich dazu der Fürther: er spendet im Jahr 25 Pfennig für das Bayerische Jugendherbergswerk.

In einem zwölf Quadratmeter kleinen, stockdunklen Raum in der Kaiserstallung vertritt Hans Mayer die nordbayerische Geschäftsstelle des Jugendherbergwerkes. Er meint: „Das dringendste Projekt in unserem Raum ist die Errichtung einer neuen Jugendherberge in Pottenstein. Dort besteht zwar schon eine, aber die wurde 1927 errichtet und ist eine der ältesten und überholtesten aller 126 Jugendherbergen in Bayern.“

Aber eine Jugendherberge ist nicht billig. Rund eine Million Mark muß für einen Neubau investiert werden, wenn 100 Schlafstellen eingerichtet werden sollen. Mit allem Drum und Dran kommt ein Bett auf 10.000 Mark. Aber noch ist es nicht so weit. Erst in drei Jahren wird das Projekt Pottenstein aktuell.

Doch auch in Nürnberg wäre einiges vonnöten. Da gibt es für 300 Jugendliche – so viele Schlafstellen hat die Jugendherberge in der Kaiserstallung (230) einschließlich des Gästehauses im Luginsland-Turm (61) – nur einen Aufenthaltsraum, der 50 Personen Platz bietet. Und der liegt so denkbar ungünstig, daß etwa 40 Mann durchgehen müssen, wenn sie in ihre Zimmer wollen.

Frage des Raumes

Aber das ist mehr eine räumliche als eine finanzielle Frage, denn wo soll man einen neuen Aufenthaltsraum einrichten? Im selben Gebäude sind nämlich noch die „Noricama“- Ausstellung, die Musikbücherei, die Dürer-Jahr-Planung und ein Lagerraum für das Spielwaren-Museum untergebracht. Beim Umbau des Gästehauses, das im Frühjahr eingeweiht wurde, gingen ohnehin schon 100 Schlafstellen verloren.

Dafür wurden die Räume moderner und vor allem hygienischer. Im Gästehaus übernachtet man jetzt in Ein- oder Zwei-Bett-Zimmern, während man in der Jugendherberge in der Kaiserstallung in Zwölf- oder 16-Mann-Zimmern schläft. Würden aber auch diese Massenübernachtungsquartiere umgebaut, dann wäre die Bettenkapazität erst recht nicht mehr ausreichend.

Bei 39.000 Übernachtungen in diesem Jahre mußten, um nicht noch mehr Jugendliche abzuweisen, schon Notbetten und Matratzen aufgestellt werden, wie Hans Mayer von der Geschäftsstelle Nordbayern des Bayerischen Jugendherbergwerkes zu berichten weiß. Wilhelm Thietz, seit zehn Jahren Herbergsvater in Nürnberg: „So viele Übernachtungen haben wir hier immer.“

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