Größte und modernste Maschine des Druckhauses

21. August 1971: Die neue Rotation lief an

21.8.2021, 07:00 Uhr
21. August 1971: Die neue Rotation lief an

© Friedl Ulrich

Mit einem Knopfdruck setzte gestern Verleger und „NN“-Mitherausgeber Heinrich G. Merkel die neue Hochleistungs-Rotationsanlage im Erdgeschoß des Gebäudes an der Blumenstraße in Betrieb. „Blumen-Rotation“ heißt nach dem Standort im internen Sprachgebrauch der 30 Meter lange und vier Meter hohe Koloß, um ihn von den drei älteren „Brüder“ im Haus zu unterscheiden. Was er zu leisten vermag, veranschaulicht der Vergleich. Er bedruckt in einer Stunde eine Zeitungspapierbahn, die 32 Kilometer mißt. Das entspricht etwa der Strecke zwischen Nürnberg und dem Happurger Stausee. „Was lange währt, wird endlich gut. Daß es gut geworden ist, freut uns, wenn wir auch zur Zeit den Konjunkturrückgang spüren und gehofft hatten, die Anlage würde besser ausgelastet“, erklärte Heinrich G. Merkel.

Er vermochte Optimisten, die bereits ein „leises Anziehen“ zu erkennen glauben, nicht recht zu geben. Am zuverlässigen Seismographen der Wirtschaft, am Anzeigenumfang, lasse sich eine solche Entwicklung noch nicht ablesen. MAN-Direktor Dr.-Ing. Manfred Mach griff den Gedanken auf. Das Herstellerwerk wisse um das Risiko, das in einem so großen Objekt stecke. Es hoffe aber auch, daß damit dem Druckhaus Nürnberg die nötige Kapazität zur richtigen Zeit zur Verfügung stehe. Der Bedienungsmannschaft, der die komplizierte Anlage neue Aufgaben stellt, wünschte er ein „Herzliches Glückauf!“ An die vielen Schweißtropfen, die bei der Planung flossen, um die Rotationsmaschine allen Wünschen gerecht werden zu lassen, erinnerte Druckhaus-Direktor Karl Reißberg.

Obermaschinenmeister Heinrich Pinsenschaum erging es ebenso: „Auch wenn es ,Blumen-Rotation‘ heißt, es waren nicht nur Blumen. Es waren auch Stacheln dabei.“ Seine Erwartungen, die er in das technische Wunderwerk setzt: „Wenn es bei einer Geburt Schmerzen gibt, wird später meist ein handfester Brocken daraus.“ Übrigens: die heutige Ausgabe der „Nürnberger Nachrichten“ lief bereits über die Anlage, die nicht zuletzt aus Rationalisierungsgründen aufgestellt worden ist. Leser, die es interessiert, können beim Druckvorgang sogar zuschauen. Vor den Fenstern an der Blumenstraße brauchen sie sich nur ein wenig auf die Zehenspitzen zu stellen.

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