21. März 1971: Computer steuern Noricama

21.3.2021, 07:00 Uhr
21. März 1971: Computer steuern Noricama

© Ulrich

„Die Symphonie einer Stadt in Licht, Ton, Farbe und Bewegung“, wie der Schöpfer dieses Projekts, Josef Svoboda, es nennt, macht sich die modernsten Projektionstechniken zunutze. Der Prager Bühnenbildner und Szenarist entwickelte das von ihm auf den Weltausstellungen in Brüssel und Montreal erfundene System der Poly-Ecrane für „Noricama“ weiter.

Während Svoboda dort noch bei den Poly-Ecranen stehende Projektionen (Dias) verwendete, setzt er in „Noricama“ erstmals bewegte Projektionen (Filme) ein. Diese Vorführungen werden etwa zwölf Minuten dauern und nach einer Pause neu beginnen.

„Noricama“ hat eine fünffach gegliederte Leinwand, die geschlossen eine sechste, die Cinmascope-Fläche, ergibt. Die Leinwände können auf den Zuschauer zugleiten und sich von ihm wegbewegen. Dadurch entstehen zusätzlich zu der filmischen Handlung dramatische Effekte und der Eindruck dreidimensionalen Sehens.

Dieses System wird durch vier kleinere Bildträger ergänzt, die gestaffelt im Raum angebracht sind und hydraulisch auf- und zugeklappt werden. Zehn Projektoren bestrahlen die Leinwände. Eine 360-Grad-Stereoanlage liefert den Ton, der auch räumlich gesteuert werden kann.

Die Projektoren sind mit einer Computeranlage verbunden, die den Einsatz der Hydraulik für die Leinwand-Wagen und die Bildklappen befiehlt und die auch die Synchronisation der einzelnen Projektoren vollzieht.

Das Szenarium in der Eingangshalle wurde von dem Prager Szenaristen Jindrich Santar und Hendrik Bebber gestaltet. Um eine Plastik mit dem Pop-Dürer Toni Burgharts läuft ein Stelen-Wald mit erleuchteten Darstellungen von Szenen aus der Dürer-Zeit und populären Persönlichkeiten sowie deren Aussagen über Dürer.

Das Projekt kostete 1,75 Millionen Mark, wobei 300 000 Mark auf den Film entfallen. Die Anlage kann ohne weiteres für andere Multivisions-Programme verwendet werden. Kulturreferent Hermann Glaser rechnete bei der gestrigen Kulturausschußsitzung mit 300 000 Besuchern pro Jahr, wobei sich ein Reingewinn von 200 000 Mark ergeben soll. Die Ausführungsfirma, Atelier Ernst von Riesen, wird „Noricama“ auch nach der Inbetriebnahme weiterleiten.

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