21. November 1968: Ausschuss tagte ohne Gutachter

21.11.2018, 07:00 Uhr
21. November 1968: Ausschuss tagte ohne Gutachter

© Kammler

Dabei war der bekannte Verkehrsplaner gestern zu einem Bericht über die Untersuchungen erwartet worden, die er wegen des Omnibus-Bahnhofes und dessen Auswirkung:auf das benachbarte Straßennetz angestellt hatte.

Nun will die Stadt versuchen, bis zum 29. November – dem Tag, an dem im Rathaus eine Ausstellung über den; vorläufigen Entwurf eröffnet wird – entweder noch eine Zusammenkunft einzuschieben oder wenigstens schriftlich das begehrte Gutachten zu bekommen.

21. November 1968: Ausschuss tagte ohne Gutachter

© Kammler

„Einen für uns so wichtigen Termin einfach vom Kalender zu streichen!?“ wunderte sich CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Oscar Schneider und mit ihm andere Ausschußmitglieder. Doch damit bekam er freilich keine Antwort auf Fragen wie „Welchen Nutzen bringt der Bus-Bahnhof?“ oder „Wie macht sich die Station unter der Erde im Verkehrsfluß über Tage bemerkbar?“

Ein zweiter Tunnel

Auch Professor Gerhard G. Dittrich und Dipl.-Ing. Eduard Kappler konnten den Ausgebliebenen nicht ersetzen, obwohl sie durch ihre Kontakte mit ihm das Ergebnis seiner Arbeit in groben Umrissen kennen. „Das zusätzliche Verkehrsaufkommen kann bewältigt werden“, erklärte Architekt Kappler, der noch am Vortag mit Prof. Schaechterle zusammengetroffen war. Prof. G. G. Dittrich konnte außerdem über einige Änderungen berichten,, die inzwischen vorgenommen worden sind.

So wurde in der Lorenzer Straße der Stauraum für die Autos um 60 Meter verlängert. Zur Entlastung der Kreuzung Lorenzer Straße/Marienstraße/Ring ist außer dem Fußgänger-Tunnel unter der Lorenzer Straße eine weitere Röhre vorgesehen, die in Höhe der heutigen Kunsthalle den Königstorgraben unterquert. Außerdem wußte der Architekt von Untersuchungen, die wegen der Ausfahrt an der Marienstraße laufen.

Trotz dieser Aufklärung trat der Ausschuß in den Verkehrsfragen auf der Stelle und beschäftigte sich dafür mit dem Kultur- und Bildungszentrum, das am Gewerbemuseumsplatz zu liegen kommt. „Ich sehe zu meiner Freude, daß der Bau jetzt ruhiger und flächiger wirkt“, meinte Baureferent Heinz Schmeißner, ehe Prof. Dittrich die Änderungen an den Stellen erläuterte, an denen bei der letzten Sitzung Kritik geübt worden war.

Der Treppenturm am Eingang der Lorenzer Straße verschwand. Das Kultur- und Bildungszentrum präsentierte sich diesmal nicht mehr als horizontal gegliederter Baukörper, sondern als wuchtiges Gebäude mit mehr senkrechten Linien und einem Eingangsgeschoß, das wie ein Sockel wirkt. Außerdem waren die Teile, die als Museum und Galerie verwendet werden sollen, von den Planern abermals umgemodelt worden.

In der Sitzung selbst gab es darüber keine großen Diskussionen mehr. Aber hinterher standen zahlreiche Ausschußmitglieder noch lange um das Modell herum, stellten Tische aufeinander, um das Werk in Augenhöhe vor sich zu haben, und tauschten die vorhandenen Varianten des Kultur- und Bildungszentrums aus, damit sie vergleichen konnten.

Die Uhrzeiger rückten schon der Mittagsstunde nahe, als sich die Beiräte noch immer unschlüssig trennten. Manchem kam die jüngste Lösung wie ein monumentaler Koloß in der Landschaft vor, so daß sich die Waage langsam wieder der ersten Form zuneigte.

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