22. August 1969: Auf dem Weg zur Allwetterlandung

22.8.2019, 07:00 Uhr
22. August 1969: Auf dem Weg zur Allwetterlandung

© Ulrich

Das bedeutet, daß er mit seinen technischen Einrichtungen zu den ersten 20 Flughäfen der Welt zählt. In der Bundesrepublik sind außer Nürnberg nur noch die Flughäfen Hannover, Hamburg und Köln-Bonn, in Europa außerdem Paris-Orly, Amsterdam und Zürich für diese Betriebsstufe zugelassen, die anderen "K II"-Häfen – wie Washington, Detroit, New Orleans oder Chicago – liegen alle in den USA.

Die Betriebsstufe II stellt einen weiten Schritt auf dem Weg zu der angestrebten vollautomatischen Allwetter-Landung dar. Gegenwärtig sind fast alle internationalen Flughäfen nur für die Betriebsstufe I zugelassen, bei der Landungen nur mit einer Mindestsichtweite von 800 Meter und einer Wolken-Untergrenze von mindestens 60 Meter durchgeführt werden dürfen. Sonst muß ein Ausweichhafen angeflogen werden.

Anflug auch bei 400 m Sicht

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Bei Betriebsstufe II ist der Anflug noch bei doppelt so schlechtem Wetter möglich, also bei 400 Meter Sichtweite und 30 Meter Wolken-Untergrenze. In Nürnberg sind auch schon versuchsweise im Ausbildungsbetrieb vollautomatische Landungen bei Sichtweite 0 und aufliegenden Wolken durchgeführt worden, doch wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis diese erwünschten Betriebsstufen III a-c auch für den Linienverkehr zugelassen werden können. Dem Flughafen ist die hohe technische Auszeichnung der Betriebsstufe II nicht umsonst in den Schoß gefallen, wie Flughafendirektor Helmut Müller-Gutermann gestern bei einer Besichtigung der neuen Anlagen erläuterte. Es waren zahlreiche Voraussetzungen zu erfüllen: Verlängerung der Landebahn um 400 Meter auf 2.7 Kilometer, ein erweitertes Anflug- und Startbahn-Befeuerungssystem, die Einschaltdauer der Notstromanlage mußte von bisher 15 auf 0.2 Sekunden verkürzt werden. Insgesamt wurden für die Betriebsstufe II etwa 1,2 Mill. DM ausgegeben.

250 000 Mark für Geräte

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Auch der Deutsche Wetterdienst hat sich die Sache rund 250 000 DM kosten lassen und für die Flugwetterwarte Nürnberg drei Sichtmeßgeräte und zwei Wolkenmeßgeräte angeschafft. Diese Instrumente messen, wie der Leiter der Flugwetterwarte, Oberregierungsrat Dipl. Met. Hellmuth Pufe mitteilte, fortlaufend durch Ultrakurzwellen die Sichtweite entlang der Rollbahn und die Wolkenhöhen, die bisher durch schlichte Augenbeobachtung und durch Auflassen von roten Wetterballons festgestellt wurden. Jetzt werden die wesentlich genaueren Meßdaten fortlaufend registriert und innerhalb von wenigen Sekunden dem Flugzeugführer übermittelt.

Die K II-Zulassung für den Flughafen fällt nur zufällig mit dem Ausweichbetrieb für München-Riem zusammen, der übrigens, wie Direktor Helmut Müller-Gutermann feststellte, kein Geschäft für den Flughafen bedeutet.

In der ersten Woche der Münchener Sperre sind zwar in Nürnberg 28 000 Passagiere, etwa doppelt so viel wie sonst, angekommen oder abgeflogen, so daß man nach aus Ablauf der drei Wochen mit etwa 90 000 Passagieren rechnen kann.

Die zusätzlichen Landegebühren dürften etwa 400 000 DM ausmachen, doch hat der Flughafen vorher etwa 100 000 DM für Umbauten und Provisorien ausgeben müssen. Nürnberg erhält nach einem "fairen Abkommen" mit München Ersatz für die Kosten des Ausweichbetriebs. Ein eventueller Überschuß fließt nach München.

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