Modehäuser planen für die kalte Jahreszeit voraus

23. August 1971: Ohne Maxi und Midi in den Winter hinein

23.8.2021, 07:00 Uhr
23. August 1971: Ohne Maxi und Midi in den Winter hinein

© Volker Ranke

Neben dem „Straßenfeger“ hat auch der Midi in der neuen Herbst- und Winterkollektion kaum noch eine Chance. Der ganz große Hit der kommenden Saison heißt „kniebedeckt“ oder „knieumspielt“. Daneben soll das gute alte Kostüm ein neues Comeback feiern, freilich in abgewandeltem, modischem Gewand. „Rost“ und „Schwarze Tulpe“. nennen sich die aktuellen Farben, wobei man unter letzterem ein dunkles Lila zu vorstehen hat. Cord, Samt und Plaid sind als Materialien der Hit der neuen Mode. Was Nürnberger Mode- und Kaufhäuser im einzelnen über ihre Herbst- und Winterkollektion zu berichten wissen, stellten die NN in einer Umfrage fest:

Wöhrl: Die Länge hat sich ganz allgemein normalisiert. Bei den Mänteln verschwindet der Maxi. Die seriöse Frau geht heuer kniebedeckt, für Jugendliche gibt es noch Mäntel bis zur Wade. Bei Kleidern können junge Mädchen noch kniefrei gehen, aber nur etwas eine halbe bis eine Hand über dem Knie. Das gleiche gilt für Röcke. Jacken kommen im Herbst ganz stark und zwar aus Breitcord, Clenscheck und Gabardine. Aktuelle Farben: Rost, Tannen- und Schilfgrün, Braun, Schwarz – im Hintergrund lauern bereits wieder Schockfarben. Modisch sind Samtanzüge für den Abend in Schwarz, Braun, Grün und Mausgrau.

Dyckhoff: Die Mode ist nicht mehr verrückt. sie ist sehr damenhaft geworden. Maxi wird nur noch am Abend getragen, Midi fast gar nicht mehr. Sowohl Mäntel als auch Kleider und Kostüme gibt es kniebe. Bei den Mänteln findet man neben dem taillierten den Zeltmantel wieder. Kleider gibt es vorwiegend aus Wollmusselin, Flanell, Jersey, Strick und Cord, als Zweiteiler sind sie mit Blouson oder Blazer hochaktuell. Blazer werden überhaupt häufig zu Rock oder Hose getragen. Die Hosenanzüge in den Hauptfarben Rost, Braun und Schwarz erhalten lange Jacken, sportlich aufgemacht mit großen Taschenaufsätzen.

Overbeck: Die kniebedeckten Mäntel haben teilweise ein kleines Cape und sind häufig aus Tweed. „In“ sind Herbstfarben wie Rost und Moosgrün, aber auch Schwarz, ist noch up to date. Bei den Kleidern noch Mini zum kniebedeckten Mantel, daneben auch kniebe und nur noch als Kaminkleider ganz lang. Samt-Blazer und Samthosen für die modisch Orientierten.

Maybach: Zu den neuen Farben „Rost“ und „Schwarze Tulpe“ kommt als Schlager der Saison Cord in jeder Art. Auf Lager sind auch viele gesteppte Sachen, daneben Wildlederimitationen und Kleidung aus echtem Wildleder. Bei den Mänteln ist der Maxi tot, die Länge heißt jetzt „knieumspielt“. Modisch sind Trenchform mit Schulterkoller und der Pellerinenmantel. Beim stark figurbetonten Mantel schwingt der Rock glockig aus. Die junge Mode bietet den Plaidmantel, dem der Film „Love Story“ zum großen Durchbruch verhalf. Bei den Kostümen gibt es ganz knappe Jacken zu Röcken mit Applikationen und das Standard-Kostüm, das sportlich und schick für die Frau zwischen 30 und 50 gedacht ist. Daneben wird auch die extrem lange Jacke wieder modern. Man findet bereits wieder Popfarben, dazu kindliche Bildmotive wie Schiffchen und Bäume. Die Röcke enden oberhalb der Kniescheibe, sind oft aus Patchwork, aber nicht mehr gammelig, sondern es dominiert die „weiche Welle“. Der Pullunder soll heuer seine große Zeit erleben, es gibt ihn in dickerer Qualität und in herbstlichen Farben.

Kaufhof: Die moderne Länge heißt knieumspielt. Der Uniform-look vom vergangenen Jahr ist verschwunden, dafür kommt die beschwingte, romantische Form. Die popigen Kleider für die Jugendlichen haben alle möglichen Applikationen aus Filz und Stoff bis zu künstlichen Früchten. Bevorzugte Materialien sind Jersey, Samt, Cord, Velvet und Flanell. Zum kniebedeckten Rock trägt die modische Frau farbige Blusen und darüber einen Pollunder oder einen gestreiften oder karierten Blazer. Bei Kostümen findet man den „Neo-Klassik-look“ für die Dame. Hosen für das weibliche Geschlecht gibt es im Herrenschnitt mit weichen, flatternden Hosenbeinen unterhalb des Knies. Bei Mänteln findet man schließlich den guten alten Dufflecoat wieder, der sich neben dem Plaid- und dem Pelerinenmantel behaupten wird.

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