23-Jährige in Nürnberg getötet: Trauer hinterlässt Spuren am Tatort

13.7.2020, 16:42 Uhr
Kerzen, Blumen und Briefe liegen unweit des Tatortes in der Marienvorstadt.

© Alexander Brock Kerzen, Blumen und Briefe liegen unweit des Tatortes in der Marienvorstadt.

Auf den glatten, schwarzen Wandfliesen neben dem Hauseingang klebt ein blaues Herz aus Papier. In Schönschrift hat offenbar eine junge Frau ihrer Trauer Ausdruck verliehen: "Du warst so ein wunderbarer Mensch, der so vielen Leuten so unfassbar viel gegeben hat [...] Ich kann nicht in Worte Fassen, was Dein viel zu früher Tod für eine Lücke in mein Herz reißt. [...] Du warst wie der Sonnenschein [...] Du hast uns allen so viel Energie geschenkt [...] Ich wünschte mir so sehr, dass ich all das für Dich in diesem grausamen Moment hätte sein können."


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Es sind zahlreiche letzte schriftliche Grüße, die Freundinnen und Freunde hier an diesem Trauer-Ort hinterlassen haben. Kerzen und Blumen stehen auf dem Absatz und säumen die Stufen zum Eingang hin. Die Haustüre steht offen, auf jeder Etage gehen vier Türen ab. Im dritten Stock fällt eine Wohnungstür auf, die Spuren von Gewalteinwirkung aufweist. Dahinter hat sich die grausame Tat am vergangenen Freitag in den frühen Morgenstunden ereignet. Die Feuerwehr hatte noch am Freitag, nachdem die Kripo und die Spurensicherung mit ihrer Arbeit fertig gewesen waren, die Türe notdürftig verschlossen.

"Wohnung musste erst lokalisiert werden"

Rückblick: Freitagfrüh um 4.26 Uhr ging laut Polizeipressestelle der erste Notruf in der Einsatzzentrale ein. Ein Anwohner berichtete von einem Streit in einem Mehrfamilienhaus in der Reindelstraße. "Innerhalb von zehn bis zwölf Minuten war die erste Streife vor Ort", erläutert Elke Schönwald, Leiterin der Polizeipressestelle, auf Anfrage.

Ab 4.26 Uhr meldeten sich immer mehr besorgte Bürger, die im Umfeld des Hauses wohnen. Jetzt ist von einem "Geschrei" die Rede und dass es sich schlimm anhöre. Daraufhin wurden weitere Streifen von unterschiedlichen Dienststellen zu besagter Adresse geschickt. Zunächst sei nicht klar gewesen, woher die Schreie kämen. "Die Wohnung musste in der Straße und dann im Haus erst einmal lokalisiert werden", sagt Schönwald und widerspricht damit dem Verdacht, die Polizei sei nicht schnell genug am Einsatzort gewesen oder habe vor Ort nicht schnell genug gehandelt.

"Als die Wohnung schließlich lokalisiert war, kamen keine Schreie mehr aus den Räumen." Die Polizisten hätten geklingelt, auf die Feuerwehr sei nicht gewartet worden, die Beamten hätten selbst die Türe eingetreten. Dann fanden die Beamten die 23-Jährige tot in der Wohnung, ein 26-jähriger Tatverdächtiger wurde noch vor Ort festgenommen.

Beschuldigter ist nicht vorbestraft

Details zu den Todesumständen gibt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth auch nach der Obduktion auf Anfrage nicht bekannt. Sie geht aber sicher davon aus, dass der 26-Jährige die junge Frau getötet hat und ermittelt gegen ihn wegen Totschlags. Der Mann hat bislang keinen Eintrag im Bundeszentralregister, er ist also nicht vorbestraft.

"Ein Psychiater hat sich ein Bild vom Beschuldigten gemacht und eine Stellungnahme abgegeben", erklärt Philipp Engl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth. Es gebe den "dringenden Verdacht, dass hier Voraussetzungen für eine Schuldunfähigkeit vorliegen." Der Ermittlungsrichter erließ daher anstatt eines Haftbefehls einen Unterbringungsbefehl, das heißt, der 26-Jährige ist einstweilen in einer psychiatrischen Fachklinik untergebracht worden. Engl: "Wir gehen davon aus, dass Drogen oder Alkohol nicht relevant für die Tat waren."