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23. September 1971: Kurort – Ruhe in den Wohngebieten?

23.9.2021, 07:00 Uhr
23. September 1971: Kurort – Ruhe in den Wohngebieten?

© NN

Was noch fehlt – das fiel auch den Stadträten in der gestrigen Sitzung auf – ist eine detaillierte Ausarbeitung über Art, Kosten und Dringlichkeit der notwendigen Maßnahmen. Sie soll in einem zweiten Bericht im Frühjahr vorgelegt werden und noch das neue Umweltschutzgesetz der Bundesregierung und die Analyse der bayerischen Staatsregierung abwarten. „Dann“, so Sozialreferent Dr. Thoma, „können wir wesentlich konkreter sein.“

23. September 1971: Kurort – Ruhe in den Wohngebieten?

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Konkret weiß man schon jetzt: die Pegnitz unterhalb Nürnbergs zählt trotz aufwendiger Kläranlagen noch immer zu den am stärksten verschmutzten Flußabschnitten in der Bundesrepublik. In Trockenzeiten ist die Menge des von der Stadt eingeleiteten Abwassers schon fast so groß wie die des Flußwassers.

Der Staat erlaubt deshalb nur noch, maximal fünf Tonnen Schmutzstoffe täglich in die Pegnitz abzuleiten. Das bedeutet: im Hauptklärwerk der Stadt muß das Abwasser künftig zu 95 Prozent von Schmutzstoffen befreit werden. Um die Kläranlage derart leistungsfähig zu machen, müssen insgesamt 114 Millionen Mark investiert werden.

Der Fleißarbeit der Verwaltung war das Lob der Fraktionen sicher. Aber es gab auch diverse Anregungen und sogar eine sanfte Rüge. Letztere von Dr. Friedrich Bergold, Chef der FDP/CVP-Fraktion: der Bericht suggeriere in seiner Glätte, es sei alles schon wohlgeordnet. Dem Wirtschaftsreferenten Dr. Wilhelm Doni unterstellte er „frommen Kinderglauben“: in Bayern lagerten nämlich viel mehr Zyanide, als Doni vermutet habe.

Dafür wußte Doni zur Lärmbekämpfung in der Stadt Neues zu berichten: eine Projektgruppe des Nürnberg-Planes untersucht derzeit die Möglichkeit, den Verkehr in reinen Wohngebieten kurzzeitig einzuschränken, wie dies beispielsweise auch in Kurorten der Fall sei. Doni: „Die rechtlichen Möglichkeiten müssen noch geprüft werden, aber ich glaube, daß dies möglich ist.“

Nach einstündiger Debatte, wie und wo die Umwelt geschützt werden müsse, fand Sozialreferent Dr. Thoma den allgemein akzeptierten Nenner: „Am besten ist, jeder fängt mit dem Umweltschutz bei sich selbst an.

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