25. November 1970: Mit dem Roten Blitz unterwegs

25.11.2020, 07:00 Uhr
25. November 1970: Mit dem Roten Blitz unterwegs

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Das Ereignis wurde möglich, weil das erste Unterwerk am Scharfreiterring in Langwasser in Betrieb genommen wurde. Dieses Werk übernimmt die Stromversorgung des ersten Streckenabschnittes der Stammlinie 1. In diesem Werk wird der Wechselstrom von 20 000 Volt heruntergespannt und in einen Gleichstrom vom 750 Volt verwandelt.

Der komplizierte technische Vorgang wurde von Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter mit einem Knopf in Gang gebracht.

Zuvor wurden freilich vor der Umspannstation, auch Unterwerk genannt, einige Reden gehalten. Hans Georg Wacher, Direktor der BBC in Mannheim, freute sich, daß nun der Stadtteil Langwasser näher an die Altstadt heranrückt – wenngleich natürlich die praktischen Auswirkungen noch einige Zeit auf sich warten lassen. Es gibt keine Station dieser Art, so sagte er, die besser ausgestattet ist. Alle bisherigen Erfahrungen wurden ausgenützt und in das Unterwerk eingearbeitet.

Der Leiter des Tiefbaumates, Oberbaudirektor Karl Schaller, übernahm den Schalter für die Inbetriebnahme und lobte vor allem die kurze Bauzeit. Die Kosten für die Einichtung und das Gebäude betrugen etwas über eine Million DM, wobei Bund und Land beträchtliche Zuschüsse gaben.

Nach einem längeren Fußmarsch quer über die Gleise kam Nürnbergs erster U-Bahn-Zug angerauscht. Würdevoll wuchtete der Oberbürgermeister als erster seine Figur über steile Treppen in den Triebwagen. Der Rest folgte zuhauf und dann drehte Nürnbergs erster U-Bahn-Führer Jörg Amler den Strom auf.

Mit einiger Beschleunigung setzte sich der Zug in Bewegung und, „weil es so schön war“, wie der Zugführer über Mikrofon verkündet hatte, wurde das Ganze wiederholt und die kurze Strecke noch einmal abgefahren. Am meisten freuten sich die Techniker, daß alles so prächtig funktionierte, und der Oberbürgermeister wollte den Führerstand nicht betreten und den Zug fahren. Das will er sich aufheben, bis die U 1 ganz in Betrieb genommen werden kann.

Die U-Bahn aber ist schon ganz auf die künftige Praxis eingestellt. An den Wänden hängen schon die Tafeln, die das Verhalten bei Betriebsstörungen vorschreiben: „Fordert das Personal zum Aussteigen auf der Strecke auf, so ist es zweckmäßig, sich von der Türschwelle sitzend herabzulassen.“ Und das Personal übernimmt die Führung zur nächsten Haltestelle. Doch noch ist es nicht soweit, daß die Menschen zwischen Nürnberg und Fürth unterirdisch hin- und herwandern.

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