26. August 1971: Rauschgifthändler schlagen Wurzeln

Nürnberg - In immer neuen Einsätzen versucht Nürnbergs Polizei, die Kaiserburg, Hauptanziehungspunkt für auswärtige Besucher, von dunklen Elementen zu säubern. Das historische Gelände auf der Anhöhe über der Stadt ist seit einigen Wochen zum Zentrum für Rauschgifthändler, Kiffer und Fixer geworden.

Am Dienstagnachmittag wurden, wie berichtet, drei Verdächtige nach einem anonymen Hinweis vorläufig festgenommen. Zwei von ihnen wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen einen 18-Jährigen der neben Rauschgift auch einen Revolver bei sich trug, hat gestern Nachmittag der Ermittlungsrichter Haftbefehl erlassen.

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Nürnberg

15.8.2021, 08:09 Uhr Historisches aus Nürnberg

Nürnberg im August 1971

Gestern Mittag erhielt die Polizei einen erneuten telefonischen Hinweis, in dem eine Frauenstimme darauf aufmerksam machte, daß drei Amerikaner auf der Toilette der Noricama Rauschgift anbieten. Sofort fuhren zwei Streifenwagen zur Burg und nahmen drei verdächtige GIs fest, die jedoch nach kurzer Überprüfung im Präsidium wieder auf freien Fuß gesetzt wurden. Sie hatten kein Gramm Rauschgift bei sich. Ein Funkstreifenwagen fuhr die GIs sogar wieder zurück zur Burg, wo sie von Gesinnungsgenossen grölend empfangen wurden.

Dick im Geschäft ist derzeit die Kriminalpolizei in Schwabach, wo sie Schritt für Schritt eine gefährliche Rauschgiftbande unschädlich macht.

Wie berichtet, hatten die Schwabacher Beamten am Dienstag die eine langgesuchte 18-Jährige aus dem Landkreis Fürth festgesetzt. Ihr wird die Beteiligung an mehreren Apotheken-Einbrüchen und die Herstellung der Todesdrogen vorgeworfen, die sich 34 Amerikaner bedenkenlos injiziert hatten, bevor sie zum Teil lebensgefährlich erkrankt ins Nürnberger US-Hospital eingeliefert wurden.

Der Ermittlungsrichter hat den gegen die Frau im Juni außer Vollzug gesetzten Haftbefehl wieder wirksam werden lassen. Im Juni war – wie ebenfalls berichtet – die 18jährige nach ihrer Rückkehr aus Pakistan festgenommen worden, von wo aus sie einige tausend Morphium-Tabletten nach Nürnberg geschickt hatte. Ein Teil der Sendung war damals der Polizei in die Hände gefallen.

In einem neuerlichen Verhör erzählte gestern die Frau, wie sie in Pakistan an die Tabletten gekommen sei. „Das sind doch deutsche Tabletten, die im Zuge der Entwicklungshilfe von Deutschland nach Pakistan geschickt worden waren und nun dort in jeder Menge im Schwarzhandel auftauchen.“

Die Schwabacher Kripo kündigte an, daß weitere Festnahmen von Mitgliedern dieses Rauschgiftringes unmittelbar bevorstehen. Erst in der vergangenen Woche waren in der Neustädter Straße in Nürnberg acht Mitglieder wahrscheinlich der gleichen Bande festgenommen worden. Gegen fünf von ihnen hatte der Richter sofort Haftbefehl erlassen.