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31. August 1971: Weibchen ist ein Männchen

31.8.2021, 07:00 Uhr
31. August 1971: Weibchen ist ein Männchen

© Polit

Bis gestern abend wurden seit Eröffnung des Delphinariums am 14. August rund 60.000 Besucher gezählt.

Charly erhält den Namen Max nach dem Stifter der 1,25 Millionen DM für das Delphinarium, Max Hintermayr. Was lag nun näher, als Nugget frei nach Wilhelm Busch künftig Moritz zu nennen.

Die übrigen drei Tiere sollen fortan Plisch und Plum (ebenfalls nach Busch) und Moby (nach dem legendären Wal Moby Dick) heißen.

Während Charly und Nugget alias Max und Moritz außerhalb der Vorstellungszeiten eifrig neue Nummern proben, begann jetzt ihr Trainer Hans-Jürgen Klinger (27) mit ersten Übungen, um die anderen drei auf ihre künftige Aufgabe vorzubereiten.

Hier einiges zum Lebenslauf von Max und Moritz: beide wurden am 17. Februar dieses Jahres vor der Küste Floridas gefangen und kamen sofort ins Meeres-Aquarium von Miami, wo Anfang Mai mit dem Training begonnen wurde. Wie das Training dieser menschenfreundlichen Wale vor sich geht, schilderte uns Hans-Jürgen Klinger.

Die erste Stufe besteht darin. daß die Delphine entgegen ihrer natürlichen Lebensweise tote Fische als Nahrung annehmen. In der zweiten Phase müssen sie Fische ohne Kopf fressen. Und da beginnt bereits die Schwierigkeit. In der Freiheit tasten die Delphine gefangene Fische blitzschnell ab und schlucken sie dann instinktmäßig mit dem Kopf zuerst; sonst könnten sich im Schlund möglicherweise die Gräten querstellen, und die Tiere müßten ersticken. Erst viel später sind die Delphine bereit, Fisch, bereits entgrätet, in kleinen Stücken zu fressen.

Dieses Stadium hatten Plisch, Plum und Moby, im Frühjahr an der kalifornischen Küste gefangen, erreicht, als sie in Nürnberg eintrafen, während Max und Moritz bereits alle 15 Nummern beherrschten, die sie täglich vor Zuschauern zeigen. Bevor die Tiere jedoch nach Deutschland exportiert wurden, mußten zunächst einige Auflagen erfüllt werden: die Delphine wurden schutzgeimpft, die Ausmaße der Becken im Nürnberger Delphinarium mußten nach Florida eingereicht werden. Früher wurde von seiten des Meeresaquariums auf diese Einzelheiten verzichtet. Heute aber besteht sogar ein Gesetz, wonach Delphine erst von einem bestimmten Alter und einer bestimmten Größe an aus den USA exportiert werden dürfen.

Delphine besitzen eine unterschiedliche Intelligenz, die der Trainer zuerst erkunden muß. Denn das Wichtigste für ihn ist es, die Tiere nicht zu überfordern. „Dann verlieren sie nämlich die Lust daran“, meint Hans-Jürgen Klinger, den bereits eine dicke Freundschaft mit Max und Moritz verbindet.

Was sie in Florida noch nicht erlaubt hatten, gestatten sie ihrem neuen Betreuer in Nürnberg: sie lassen ihn zu sich ins Becken steigen und spielen mit ihm. Plisch, Plum und Moby dagegen schwimmen noch ängstlich davon.

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