31. Mai 1969: Ein Donnerschlag am Zeltnerhügel

31.5.2019, 07:00 Uhr
31. Mai 1969: Ein Donnerschlag am Zeltnerhügel

© NN

Der rund 40 Meter hohe Backsteinkamin des Maschinenhauses der ehemaligen Zeltner-Brauerei an der Ostendstraße – er erinnerte jeden Vorüberkommenden an schlimme Kriegszeiten – legte sich gestern wenige Minuten nach 11.30 Uhr auf die Seite, gefällt durch vier Kilogramm Sprengstoff. Ingenieur Josef Metzner (Bamberg) als Sprengmeister und seine Helfer vom Technischen Hilfswerk Nürnberg leisteten ganze Arbeit. Genau im vorberechneten Gelände blieben die Trümmer unter einer Staubwolke liegen.

31. Mai 1969: Ein Donnerschlag am Zeltnerhügel

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Freilich: ganz ohne Panne ging es nicht ab. Denn als Bürgermeister Franz Haas – „Noricus“-Nachbar aus der Arminiusstraße – den Hebel niederdrückte und zünden wollte, tat sich rein gar nichts. So entschloß sich Josef Metzner nach einer kurzen Leitungskontrolle, den Schornstein selbst in die Luft zu jagen. Viel Prominenz traf sich vor dem großen Knall auf dem ZeltnerhügeI, von dem sich westwärts ein hübscher Blick auf Wöhrd und die Innenstadt bietet. Dr. Otto Erker, kaufmännischer Chef der DEBA Nürnberg, hieß alle willkommen und entschuldigte: viele Ideen hätten noch ausgearbeitet werden müssen, so daß zwischen Grundsteinlegung und Baubeginn ein Jahr verstrichen sei. Doch nun werde es mit Energie ans Bauen gehen, zunächst an die drei Hochhäuser mit 14, 17 und 22 Geschossen.

Die gesamte Anlage – ihr liegt der Entwurf des ersten Preisträgers im Wettbewerb, des Architekten Harald Loebermann zugrunde – umfaßt rund 800 verschiedene Wohnungen für etwa 2.500 Menschen. Außer der Hochhausgruppe als Mittelpunkt werden in den nächsten Jahren fünf Doppelhäuser mit fünf bis 13 Etagen entstehen. Eine dreigeschossige Tiefgarage mit 60 Plätzen im Bereich des Brauerei-Felsenkellers und ein Ladenzentrum samt Kinderspielplatz, Schwimmhalle, Terrassencafé und Restaurant direkt am Gestade des Sees gehören mit zum Vorhaben, das rund 70 Millionen Mark kostet und dessen erster Abschnitt 1971 fertig sein soll.

Nachdem mit der Sprengung des 1911 erbauten Schornsteins – gleichzeitig fielen auch die Mauerreste des Maschinenhauses – der Weg für die Bebauung freigeworden ist, war die Freude groß. Die DEBA ließ Raketen und bunte Luftballons in den Himmel steigen und die Trachtenkapelle Jackl Strobl zur kräftigen fränkischen Brotzeit unter freiem Himmel aufspielen.

An langen Tischen saßen die Gäste und stießen mit den Gastgebern an: auf einen edlen Wettstreit – drunten im Tal beim Bau des Wöhrder Sees und droben auf dem Hügel beim Bau der Wohnanlage, um deren Häuser Baureferent Heinz Schmeißner schon die Möwen kreisen sah.

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