Neue Anlage

400.000 Euro Projekt: Der Tiergarten Nürnberg bekommt Zuwachs

Hicran Songur

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3.8.2022, 15:58 Uhr
Die neue, mehr als 1 000 Quadratmeter große Anlage der Wasserbüffel besteht unter anderem aus einem großen Wasserbecken, einem Bachlauf, einer Mauer aus recyceltem Sandstein und asiatischen Baum- und Straucharten. 

© Luisa Rauenbusch / Tiergarten Nürnberg, NNZ Die neue, mehr als 1 000 Quadratmeter große Anlage der Wasserbüffel besteht unter anderem aus einem großen Wasserbecken, einem Bachlauf, einer Mauer aus recyceltem Sandstein und asiatischen Baum- und Straucharten. 

Willkommener Zuwachs im Nürnberger Tiergarten: In den mittleren Abschnitt des Tiergartens sind zwei Wasserbüffel eingezogen. Die beiden Bullen wurden in einer neu gebauten Anlage untergebracht. Nach Nürnberg sind sie aus dem Tiergaren Schönbrunn in Wien gekommen.

Die neue Anlage sei ein Teil der sogenannten Mittelspange. Hier sollen in den nächsten Jahren die bestehenden Gehege neu gestaltet und teilweise miteinander verbunden werden. Künftig sollen dort überwiegend bedrohte asiatische Tierarten in einer Art „tierischen Wohngemeinschaft“ leben. In einem ersten Schritt hat der Tiergarten die Anlage der Rentiere umgestaltet und dort die beiden Wasserbüffel angesiedelt.

Bäume, Straucharten und Wasser auf 1000 Quadratmeter

Die neue, mehr als 1000 Quadratmeter große Anlage, besteht aus einem großen Wasserbecken, einem Bachlauf, einer Mauer aus recyceltem Sandstein und asiatischen Baum- und Straucharten. Am Ufer der etwa 350 Quadratmeter großen Wasserfläche und entlang des Bachlaufs wurden unter anderem Schilf und Rohrkolben gepflanzt. Die Pflanzen funktionieren in Kombination mit dem Substrat als natürlicher Filter: Sie nehmen die Nährstoffe auf, die die Tiere einbringen, und reinigen so das Wasser. Über eine Pumpe wird das Wasser wieder nach oben befördert und fließt dann über den Bachlauf zurück ins Becken. So kommt die Anlage ohne Wasseraufbereitungstechnik aus.

Die Wasserbüffel ziehen in ihr frisch angelegtes Gehege. 

Die Wasserbüffel ziehen in ihr frisch angelegtes Gehege.  © Tom Burger / Tiergarten Nürnberg, NNZ

Bei den Hauswasserbüffeln handelt es sich um die domestizierte Form des wilden Wasserbüffels. Er ist in Asien beheimatet und hat dort eine große wirtschaftliche Bedeutung. Auch in Europa halten Landwirte immer häufiger Wasserbüffel – in Italien wird seine Milch beispielsweise zu Mozzarella verarbeitet. Vielerorts sind Wasserbüffel auch als Landschaftspfleger im Einsatz. Sie eigenen sich gut zur extensiven Beweidung und halten ökologisch wertvolle Flächen offen – so auch im Nationalpark Neusiedler See, aus dem einer der beiden Bullen stammt.

Großprojekt Mittelspange

In der Mittelspange sollen die bestehenden Tieranlagen neu gestaltet und die ehemaligen Gehege der Rentiere, Wapitis und Wisente miteinander verbunden werden. „Der Umbau basiert auf dem Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen. Künftig sollen dort überwiegend bedrohte asiatische Tierarten leben. Dabei werden verschiedene Lebensraumtypen Asiens präsentiert – von Feuchtgebieten über Wälder bis hin zu Busch- und Gebirgslandschaften", sagt Tiergartendirektor Dag Encke.

Über dem Gesamtprojekt an der Mittelspange steht das Motto: „Reichswald von morgen und Tiere von gestern“. Dahinter steht die Tatsache, dass sich die Vegetation im Reichswald durch den Klimawandel stark verändern wird.
„So fremd kann die Vegetation Bayerns in wenigen Jahrzehnten aussehen, wenn die Erwärmung zum Dauerzustand wird oder gar fortschreitet“, so Encke.

Einer der beiden Wasserbüffel bei seinem ersten Erkundungsgang über die neue Anlage

Einer der beiden Wasserbüffel bei seinem ersten Erkundungsgang über die neue Anlage © Luisa Rauenbusch / Tiergarten Nürnberg, NNZ

Die Tiere auf den Anlagen der Mittelspange sollen ebenfalls asiatische Lebensräume repräsentieren, aber das Gegenteil verkörpern: Sie sind in ihrer Heimat teilweise stark gefährdet. Die Haltung und Zucht in Zoos ist für den Erhalt dieser Arten deshalb ganz entscheidend.

Umbau weiterer Anlagen läuft bereits

Nach der Fertigstellung der Wasserbüffel-Anlage hat der Tiergarten bereits mit dem Umbau der ehemaligen Wapiti-Anlage begonnen. Auch die neue Anlage der Mishmi-Takine oberhalb des ehemaligen Delfinariums, die derzeit fertiggestellt wird, ist Teil des neuen Asien-Schwerpunkts. Dort sollen künftig auch Blauschafe leben.

Die angrenzende Anlage der stark gefährdeten Prinz-Alfred-Hirsche wurde ebenfalls landschaftlich neu gestaltet und wird an den neuen Bereich angegliedert. Der Prinz-Alfred-Hirsch gilt als Botschafter gegen die gravierende Waldzerstörung auf den Philippinen. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) gab es 2016 bereits in der Natur nur noch wenige hundert Tiere. Die Haltung und koordinierte Zucht in Zoos spielt deshalb eine entscheidende Rolle für den Erhalt dieser Tierart.

Zum neuen Schwerpunkt der Mittelspange passen auch die Nachbar-Anlagen des in Zentralasien beheimateten Schneeleoparden und des Panzernashorns, das in Südasien verbreitet ist. Beide Arten gelten als „gefährdet“.
Mit nahezu allen diesen Tierarten beteiligt sich der Tiergarten an den Europäischen Zuchtprogrammen EEP. In diesen Programmen züchten Zoos und Wildparks koordiniert Tierarten, um stabile Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums aufrechtzuerhalten.

2,3 Millionen Euro Budget

Die Kosten für neue Anlage der Wasserbüffel betrugen rund 400.000 Euro und wurden vollständig vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V. finanziert. Er trägt bisher alle Kosten des Projekts. Insgesamt sind bis zu 2,3 Millionen Euro dafür eingestellt.

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