5. April 1967: Für Tuchergelände fehlt nur der Kaufvertrag

5.4.2017, 07:00 Uhr
5. April 1967: Für Tuchergelände fehlt nur der Kaufvertrag

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Der Entwurf sieht Erweiterungsbauten für die 6. Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg vor. Damit demonstriert die Stadt ihre Bereitschaft, das Tucher-Gelände als endgültigen Standort der seit Jahren nach mehr Raum rufenden Fakultät zu akzeptieren.

Gleichzeitig mit der Freigabe des Bildes wurden Einzelheiten aus einer nichtöffentlichen Stadtratssitzung vom 9. November 1966 bekannt. Damals wurde einstimmig beschlossen, daß die Stadt keine Einwendungen erheben wird, wenn das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die Universität Erlangen-Nürnberg und die 6. Fakultät das Gelände der Tucher-Brauerei für ihre beabsichtigten Erweiterungsbauten auswählen.

Die Brau-AG hatte ihrerseits dem Freistaat Bayern das 24.000 Quadratmeter große Gelände zum Kauf angeboten, jedoch eine Entscheidungsfrist bis zum 31. März 1967 gesetzt. Dieser Termin ist inzwischen verstrichen, und die Grundstücke sind noch nicht Eigentum des Landes. Die Brau-AG wartet jedoch noch ab, so war gestern zu erfahren, "weil die Aussichten, zu einer Einigung zu gelangen, sehr günstig sind". Und aus dem Finanzministerium in München teilte man mit, Finanzminister Dr. Konrad Pöhner habe sich den Kauf persönlich vorbehalten. Er kommt erst nächste Woche aus dem Urlaub zurück.

Das Baureferat der Stadt Nürnberg, das nach dem Erwerb der Grundstücke zusammen mit der Obersten Baubehörde und dem Kultusministerium den Bebauungsplan auszuarbeiten hätte, kann bereits mit einer von vielen möglichen Varianten aufwarten. Die Lösung "Tucher-Gelände" entspricht nach Auffassung des Stadtrats einem bereits 1960 von der Fakultät vorgebrachten Wunsch nach Erweiterungsbauten innerhalb der Altstadt.

Der Stadtratsbeschluß vom 9. November 1966 war gefaßt worden, nachdem Kultusministerium und Universität einmütig den Wetzendorfer Espan als Baugelände für die Fakultät abgelehnt hatten. Man konnte sich außerdem auf eine Erklärung des Staatssekretärs im Kultusministerium, Erwin Lauerbach, berufen, die dieser am 4. November dem Oberbürgermeister abgegeben hatte. Darin versicherte er, daß nur ein Erweiterungsbau, aber kein kompletter Neubau für die Fakultät in Frage komme. Im gleichen Sinn hatte sich der Dekan der 6. Fakultät ausgesprochen.

Alle Augen sind nun auf das Finanzministerium in München gerichtet. Ein glücklicher Abschluß der Kaufverhandlungen würde das Ende eines jahrelangen Streites bedeuten und für Professoren wie für Studenten Hoffnung auf mehr "Luft" bringen. Erst war das Gelände an der Tetzelgasse im Gespräch, das sich aber schon bald als zu klein erwies. Dann folgte der Vorschlag der Fakultät, am Wöhrder Talübergang zu bauen, der vom Stadtrat abgelehnt wurde. Das Angebot der Stadt am Wetzendorfer Espan fand bei der Universität und beim Ministerium keine Gegenliebe und schließlich diskutierte man ergebnislos über ein Gelände an der Scharrerstraße.

Erst die Fusion Tucher-Brauerei und Brauhaus AG eröffnete kaum noch erwartete neue Perspektiven. Die Fakultät erhielt die Chance, der Enge an der Findelgasse zu entfliehen, ohne die liebgewonnenen Mauern Alt-Nürnbergs überspringen zu müssen. Auf Findelgasse und Lange Gasse würde sich künftig das akademische Leben verteilen, dazwischen, auf der Kleinen Insel Schütt, könnte ein Studentenhaus mit Mensa entstehen. Es fehlt nur noch das „grüne Licht“ aus München.

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