Blick hinter die Kulissen

50 Jahre U-Bahn: Nürnberger VAG lädt Bürger in die Werkstatt Langwasser ein

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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28.7.2022, 09:45 Uhr
Die U-Bahn-Wagenwerkstatt in Nürnberg Langwasser aus der Vogelperspektive: Hier erfahren die Besucher am Wochenende alles rund um die nun 50-jährige Geschichte und den Betrieb. 

© Claus Felix/VAG Nürnberg, NNZ Die U-Bahn-Wagenwerkstatt in Nürnberg Langwasser aus der Vogelperspektive: Hier erfahren die Besucher am Wochenende alles rund um die nun 50-jährige Geschichte und den Betrieb. 

Am Samstag, 30. Juli, ist das Publikum von 10 bis 17 Uhr willkommen, am Sonntag, 31. Juli, von 10 bis 16 Uhr. Letzter Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor Veranstaltungsende. Für die An- und Heimfahrt empfiehlt sich eben die U-Bahn. Denn die Besucher werden vom Bahnhof Scharfreiterring aus mit einem Shuttlezug zur Werkstatt und wieder zurück gebracht. Unter anderem im Einsatz ist der Museumszug aus Wagen aus der Anfangszeit. So wird schon auf dem Weg zum Veranstaltungsort über die Geschichte informiert.

Da der Ausstieg im Betriebshof nicht vollständig barrierefrei ist, bietet die VAG Besuchern mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen einen Shuttle-Bus ab Langwasser Mitte an. Dieser pendelt im 10-Minuten-Takt direkt zur U-Bahn-Werkstatt. Der Zugang zum Gelände von der Haltestelle Thomas-Mann-Straße (Buslinie 55) über die Kafkastraße 8 ist jedoch aus Sicherheitsgründen nicht möglich.

In der Wagenwerkstatt erwartet die Gäste zwei Tage lang ein buntes Programm. Natürlich steht das Werkstattgeschehen im Vordergrund, hier wird alles gezeigt, was für den zuverlässigen Einsatz der U-Bahn-Züge notwendig ist. Veranschaulicht werden aber auch Infrastruktureinrichtungen wie die Stromversorgung, der Gleisbau und die Zugsicherungstechnik der U-Bahn.

Stets ein Magnet ist der Fahrerstand einer U-Bahn. Jung und Alt sind eingeladen, einmal Platz zu nehmen. Wem das gefällt, der kann sich gleich vor Ort über die VAG als Arbeitgeber – nicht nur im Fahrdienst – informieren.

Mit einem Stand vertreten ist auch Siemens Mobility. Das Unternehmen hat mit der VAG Deutschlands erste und noch immer einzige automatische U-Bahn-Linien im Jahr 2008 und 2010 realisiert. Siemens liefert gerade die letzten von insgesamt 35 neuen U-Bahn-Zügen der Baureihe G1 an die VAG aus. Die Inbetriebnahme durch Siemens und die VAG erfolgt ebenfalls in der U-Bahn-Wagenwerkstatt.

In einer Festhalle ist nicht nur für Verpflegung und Unterhaltung (mit Pop und Jazz am Samstag und der Straßenbahnerkapelle am Sonntag) gesorgt, hier wird auch eine Ausstellung zum U-Bahn-Bau gezeigt. Und am Samstag ab 13 Uhr geht hier der offizielle Teil der Veranstaltung über die Bühne - mit Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König und VAG-Vorstandsmitglied Technik und Marketing, Tim Dahlmann-Resing, als Rednern. Beide schneiden anschließend auch eine Geburtstagstorte an und geben damit das Startsignal für eine Spendenaktion zugunsten des Vereins Klabautermann. Dieser unterstützt die Kinderklinik am Südklinikum der Stadt Nürnberg.

Apropos Kinder: Für sie tritt unter anderem ein Zauberer auf, auch Schminken steht auf dem Programm. An beiden Nachmittagen gibt es eine Kostprobe des U-Bahn-Musicals „Die phantastische Reise im Zeittunnel“. Es wird in voller Länge vom 15. bis 18. September im Historischen Straßenbahndepot St. Peter gezeigt und lässt die Geschichte der Nürnberger U-Bahn und die kleinen und großen Geschichten des Alltags Revue passieren. Der Vorverkauf dafür startet Anfang August auf eventim.de.

Und das wird im einzelnen gezeigt:

 Die erste Station durchfahren alle Gäste, die mit einer Shuttle-U-Bahn vom Scharfreiterring kommen: Der Weg für alle führt durch die U-Bahn-Waschanlage.

 Vom Kompressor zur Druckluftbremse lautet das Motto der Vorführungen in der Fahrzeugmechanik- und Pneumatikwerkstatt.

Thomas Winter (li.) Reinhard Straka an ihrem Arbeitsplatz in der Unterflur-Radsatzdrehmaschine, die am Wochenende auch vorgestellt wird. Sie haben die Räder der U-Bahn-Züge im Blick und bringen diese wieder in eine optimale Form. 

Thomas Winter (li.) Reinhard Straka an ihrem Arbeitsplatz in der Unterflur-Radsatzdrehmaschine, die am Wochenende auch vorgestellt wird. Sie haben die Räder der U-Bahn-Züge im Blick und bringen diese wieder in eine optimale Form.  © Claus Felix/VAG Nürnberg, NNZ

 Immer gut geprüft – in der Drehgestellwerkstatt werden Ultraschallmessungen an den Radsatzwellen durchgeführt, damit auch kleinste Veränderungen an diesen festgestellt werden können.

 Immer gut bereift – neue Räder für die U-Bahn gibt es im Radbearbeitungszentrum, was die Züge ruhiger und leiser mit wenig Verschleiß fahren lässt.

 Wer treibt die U-Bahn an? U-Bahn-Motoren und viele Dinge mehr werden in der Elektrowerkstatt erklärt.

 Gut informiert – Im Kommunikationslabor prüfen VAG-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter die Fahrgastinformation auf Herz und Nieren, damit die Fahrgäste stets bestens informiert sind.

 Gut gepolstert – die Sattlerei zeigt, welche Reparaturen an den Sitzen notwendig sind; leider nicht nur wegen Abnutzungsspuren.

 Planen, zeichnen, archivieren – das technische Büro stellt sich vor und erläutert, wie wichtig über die gesamte Lebensdauer der Fahrzeuge – immerhin rund 40 Jahre – die Dokumentation für jedes Fahrzeug ist. Rund 200 Mitarbeiter sind alleine in der U-Bahn-Wagenwerkstatt beschäftigt und tragen mit Know-how und Teamgeist das Ihre dazu bei, dass die U-Bahnen über Jahrzehnte tagtäglich zur Verfügung stehen.

Der Betriebshof in Nürnberg-Langwasser wurde übrigens parallel zum ersten Streckenabschnitt gebaut und noch vor der Inbetriebnahme der Strecke am 1. März 1972 bezogen. Hierher wurden die ersten U-Bahnen geliefert und von hier aus machten sie ihre ersten Fahrten auf dem neu gebauten Streckenabschnitt zwischen Langwasser-Süd und Bauernfeindstraße.

Über die Jahre wurde der Betriebshof deutlich vergrößert, um ausreichend Platz für die wachsende Fahrzeugflotte und die sich ändernden Anforderungen zu schaffen – zuletzt wurde für den G1 umgebaut. Ebenfalls ein Bauwerk der ersten Stunde ist das erste Stellwerk in unmittelbarer Nähe zur Werkstatt. Von hier aus wurde der gesamte U-Bahn-Betrieb bis 1980 gesteuert und überwacht. Heute ist es u. a. für alle Zugbewegungen vom Scharfreiterring zur Werkstatt und auf dem Werkstattgelände zuständig. Hier finden noch immer Schulungen statt. Unter anderem wegen seiner Lage zwischen Gleisen und der beengten Raumverhältnisse ist hier eine Besichtigung allerdings nicht möglich.

Der Zentralbereich Personal und eine ganze Reihe von Beschäftigten der VAG laden die Gäste ein, die VAG als Arbeitgeber kennenzulernen: In der VAG-Arbeitswelt gibt es Informationen zur Zukunft der Mobilität, eine Bewerber-Lounge und den Azubi-Club. Ausgebildete Elektroniker, Mechatroniker und Mechaniker - Frauen wie Männer - sowie Interessierte an einer Fahrertätigkeit können am Samstag, 30. Juli zwischen 12 und 17Uhr vor Ort Job-Interviews führen und verkürzen so das Bewerbungsverfahren.

Wer sich bereits vorab einen Termin sichern möchte, kann dies unter www.vag.de/stellen tun. Im Azubi-Club können Schülerinnen und Schüler, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, herausfinden, welcher Beruf zu ihnen passen könnte. Die VAG bietet fast 40 Lehrstellen in verschiedenen Fachrichtungen an.

Eine interaktive Ausstellung zur Zukunft der Mobilität steht unter dem Motto „Frauenpower für den ÖPNV“. Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie das Geschlecht das Mobilitätsverhalten beeinflusst und was Stadt- und Verkehrsplaner von Frauen lernen können, damit die urbane Mobilität für alle besser wird. Frauen erzählen von ihrem Arbeitsalltag und beantworten Fragen der Besucherinnen.

Wer sich für die Geschichte der Nürnberger U-Bahn interessiert, findet eine umfassende Darstellung in der Ausstellung des Nürnberger U-Bahn-Bauamtes, die dieses zum 50-jährigen Baubeginn 2017 erstellt hat. Ein exzellenter Ansprechpartner für die Geschichte sind die Mitglieder der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn, die nicht nur die Straßenbahngeschichte erzählen können.

In einem Buch zum 50-jährigen Jubiläum machen sie die Geschichte der Nürnberger U-Bahn nachvollziehbar. Und noch ein Tipp: Wer sich aufs Wochenende einstimmen möchte, hört sich das neueste „Gschichtla“ von Kübi & Kurt an. Kurt Gottschalk war als junger VAG-Mitarbeiter Anfang der 1970er Jahre in der U-Bahn-Wagenwerkstatt tätig.

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