60 Seiten: So sieht Nürnbergs Kulturhauptstadt-Bewerbung aus

30.9.2019, 17:25 Uhr

Damit wird das Thema Kulturhauptstadt nun endlich konkreter und fassbarer. Das wie vom Reglement gefordert in Englisch abgefasste Bewerbungsbuch umfasst 60 Seiten. Das Programm sieht einen Mix aus Mitmach-Programmen und klassischen Formaten wie Ausstellungen, Konzerten oder Festivals vor. "Es geht nicht um eine Leistungsschau dessen, was hier vorhanden ist, sondern um einen Aufbruch in die Zukunft und damit auch um das Infragestellen des Bestehenden", betonte Oberbürgermeister Ulrich Maly bei der Vorstellung des Bewerbungsbuches. Nach der Selbstreflexion in zahlreichen Workshops und Tagungen mit Experten und Kulturschaffenden aus der Region soll nun der Blick geweitet werden und die Expertise und der frische, andere Blick von außen eingeholt werden. Geplant sind bereits ab dem kommenden Jahr diverse Austauschprogramme, sei es mit Literaten, Schülern oder Künstlern.

Was fehlt Nürnberg und seiner Kultur? Diese Frage stand am Anfang der Überlegungen. Schonungslos ging die Stadt mit sich ins Gericht, hörte sich Kritik und Verbesserungsvorschläge an – und benennt im Bewerbungsbuch ihre Mängel. Schließlich sollen die mit dem Titel als Kulturhauptstadt und dem Weg dorthin behoben werden. Zu wenige Teile der Stadtbevölkerung werden bislang mit den Mitteln der Kultur erreicht. Zu stark werde Nürnberg über seine Vergangenheit wahrgenommen. Zu sehr war die bisherige Kulturpolitik auf Institutionen fokussiert und hat die freie Szene zu wenig beachtet. Und ja, auch aus touristischer Sicht, so die Feststellung, brauche Nürnberg den Titel. Die wenigsten Gäste kämen wegen der Kultur nach Nürnberg. Das meiste seien Geschäftsreisende. Der Kulturhauptstadt-Titel soll auch das ändern.

Das Bewerbungsbuch nennt eine Fülle an Maßnahmen und Projekten – allen voran die Umgestaltung der Kongresshalle und der Alten Feuerwache 1 zu neuen Kreativzentren. Auch das Haus des Spielens, das im Pellerhaus eingerichtet wird, und das neu gestaltete Museum Industriekultur haben eine zentrale Rolle in der Bewerbung. Die nennt zudem eine Fülle an Einzelprojekten - von einer "Konferenz der Opfer unserer Lebensweisen" über die Digitalisierung des Gesamtwerkes von Dürer und ein Designertreffen, das sich mit dem Spielzeug von morgen befassen wird, bis zum "Kindertheater der Welt", die in der Kindertheaterhochburg Nürnberg zu Gast sein werden. "Wir haben ein Programm entwickelt, das so nur in Nürnberg, aus dessen DNA heraus entstehen kann", sagt Hans-Joachim Wagner, Leiter des Nürnberger Kulturhauptstadtbüros, bei der Vorstellung des Bewerbungsbuches. Viele Maßnahmen wie die Open Calls haben schon begonnen und werden (in modifizierter Form) bis 2025 weitergeführt. "Es gilt noch immer: Der Weg ist das Ziel", betont Kulturreferentin Julia Lehner.


Das komplette Bewerbungsbuch können Sie hier ab 18 Uhr einsehen.

Am morgigen Dienstag, 1. Oktober, präsentieren sich alle Bewerber ab 10 Uhr in Berlin mit dreiminütigen Kurzstatements. Hier geht es zur Live-Übertragung.


Nach der Bewerbung mit dreiminütigen Kurzstatements am 1. Oktober in Berlin sichtet die zwölfköpfige Jury in den kommenden Wochen Bewerbungen. Mitte Dezember dann stellen sich alle Bewerber ausführlich den Fragen der Jury in der Berlin. Die gibt im Anschluss bekannt, welche vermutlich drei bis vier Städte eine Runde weiterkommen auf die sogenannte Shortlist.

Verwandte Themen


13 Kommentare