600 Ingenieure tüfteln bei Continental an der Elektromobilität

26.3.2015, 21:23 Uhr
600 Ingenieure tüfteln bei Continental an der Elektromobilität

© Foto: Eduard Weigert

Vor dem Firmeneingang parkt ein Fahrzeug der Premiumklasse. Die Nobelkarosse wird angetrieben als Hybrid, eine Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor. Und sie ist ausgestattet mit dem von Continental entwickelten „48 Volt Eco Drive“-System. Die neue Hybrid-Technik wird erstmals 2016 bei europäischen Automobilherstellern in Serie gehen, gibt Jürgen Bilo, zuständig für den Geschäftsbereich Hybrid und Elektroantriebe, einen Ausblick in die nahe Zukunft.

Spritsparendes Segeln

Die neue Hybridtechnik lässt sich mit wenig Aufwand in die Architektur konventionell angetriebener Fahrzeuge integrieren und bietet zugleich Funktionen, die bisher nur bei den Hochvolt-Hybridsystemen zu finden sind: das Abschalten des Verbrennungsmotors während der Fahrt („Segeln“, „Coasting“), einen sehr schnellen, komfortablen Premium-Motorstart und eine effiziente Bremsenergie-Rückgewinnung.

Die Begeisterung für Elektroautos hält sich bei den Verbrauchern hierzulande bisher in Grenzen. Das Image elektrisch betriebener Fahrzeuge ist grün und wenig sportlich und sexy. Warum dafür auch noch mehr Geld hinlegen als für ein konventionell betriebenes Fahrzeug, wenn zudem zu befürchten ist, dass dem Elektroauto bei längeren Fahrten gewissermaßen der Saft ausgeht? Die Reichweitenangst nehmen kann dem Fahrer eine clevere Elektronik. Das neue Konzeptfahrzeug „Simplify your Drive for Electric Vehicles“ — vereinfache dein Fahren durch Elektrofahrzeuge – nutzt beispielsweise Daten von Navigation und Zusatzenergieverbrauchern (etwa Uhr und Radio), um die Reichweite vorausschauend zu berechnen. Der Fahrer weiß damit genau, ob die Batterieladung ausreicht, oder ob er eine der Ladesäulen auf der Strecke anfahren muss.

Der Elektromobilität den Weg ebnen könnte eine Kombination aus hochmodernem Verbrennungsmotor und Elektromotor inklusive der 48-Volttechnik, ist sich Rainer Pühl sicher. Er leitet den Standort Nürnberg mit rund 2500 Mitarbeitern. Nürnberg ist einer von 317 Conti-Standorten und weltweiter Hauptsitz der Geschäftsbereiche Getriebesteuerungen und Hybrid & Elektroantriebe sowie Entwicklungs- und Produktionsfabrik.

Die Treiber der Entwicklung hin zu alternativen Antrieben sind nicht die Kunden, sondern die Gesetzgeber. Eine Million Elektroautos sollen, so hat es die Bundesregierung vor zwei Jahren beschlossen, 2020 über Deutschlands Straßen rollen. Und auch in den USA geraten die traditionellen Verbrennungsmotoren ins Visier des Gesetzgebers. Bereits Ende dieses Jahrzehnts greifen dort Regelungen zum Klimaschutz, die den Verkauf der meisten heutigen Modelle unmöglich machen.

Auf allen Märkten weltweit, selbst in China, sei ein Trend zur Reduzierung der Emission festzustellen und damit zu schadstofffreien und kraftstoffsparenden Fahrzeugen, sagt Pühl. Angesichts der zunehmenden Verstädterung und des wachsenden Individualverkehrs sei es zwingend notwendig, die Technik für die Elektromobilität voranzutreiben. Und dafür brauche es kluge und kreative Köpfe. Am Standort Nürnberg beschäftigen sich 600 Ingenieure mit dem Thema „Elektrifizierung“. Continental ist nach eigenen Angaben einer der führenden Hersteller elektronischer Getriebesteuerungen.

Der alljährlich stattfindende Technologietag sei die Gelegenheit, einmal innezuhalten und das bisher Erreichte zu würdigen, betont Pühl. „Die Innovationen kommen von den Mitarbeitern.“ Sie seien ständig damit beschäftigt, Neues zu entwickeln und bestehende Systeme zu vereinfachen und zu perfektionieren. Drei Teams werden mit ihren Neuheiten vorgestellt und stellvertretend für die anderen ausgezeichnet.

Komfortabel für den Fahrer

Eine der Hauptinnovationen ist die sogenannte Closed Loop Technologie, entwickelt und ständig getestet und verbessert im neuen Test- und Entwicklungszentrum am Standort Nürnberg. Mit diesem System kann in einem geschlossenen Regelkreis sichergestellt werden, dass genau so viel Hydraulikdruck aufgebaut wird, wie das System zum Schalten der Gänge und dem Einlegen der Kupplung jeweils benötigt. Damit werde das Fahren komfortabler und auf ein neues Niveau gehoben, freut sich der Leiter des Geschäftsbereichs Getriebesteuerungen, Rudolf Stark. „Eine perfekte Teamarbeit mit den Kollegen aus den USA, Belgien, Regensburg, Roding und Frankfurt.“

Besonders stolz ist Stark auf die Hardware eines im Getriebe eingebauten Computers. Sie sei äußerst stabil – fast wie eine Black Box und halte 150 Grad Hitze aus. Zusammen mit der Hydraulik ist der Computer das Gehirn des Getriebes. „Wir schalten auf Zukunft“, bringt er die schnellen Entwicklungen am Standort Nürnberg auf den Punkt.

Verwandte Themen


Keine Kommentare