74 Menschen starben 2018 auf Mittelfrankens Straßen

25.2.2019, 19:54 Uhr
53.868 Verkehrsunfälle hat es 2018 in Mittelfranken gegeben - 74 Personen starben dabei.

© dpa/ Bodo Schackow 53.868 Verkehrsunfälle hat es 2018 in Mittelfranken gegeben - 74 Personen starben dabei.

Es wird schon gutgehen. Diese Einstellung haben wohl die meisten der sogenannten "High-Risk-Biker" gemein, wenn sie mit ihren PS-starken Maschinen um die Kurve heizen. Ohne Chance, entgegenkommende Fahrzeuge rechtzeitig wahrzunehmen und im Notfall reagieren zu können. Wie gefährlich es auf Landstraßen, aber auch im Nürnberger Stadtgebiet bisweilen zugeht, zeigen Videos von Helmkameras, die das Rasen dokumentieren.

Zu sehen sind nicht nur abenteuerliche Überholmanöver auf unübersichtlicher Strecke, sondern auch spontane Duelle – mit tödlichem Ausgang. Als ein Motorradfahrer auf bis zu 140 km/h auf dem Nordwestring beschleunigt, kann er einem ausparkenden Auto, das plötzlich vor ihm auftaucht, nicht mehr ausweichen. Er prallt frontal gegen die linke Seite des Wagens und stirbt.

"Rasen tötet, das ist nach wie vor die entscheidende Botschaft", sagt Polizeidirektor Werner Meier, im Präsidium für das Sachgebiet Verkehr zuständig, bei der Vorstellung der Unfallstatistik 2018. Insgesamt 74 Verkehrstote (2017: 70) gab es auf Mittelfrankens Straßen zu beklagen. 35 Prozent der tödlichen Unfälle sind auf Raserei zurückzuführen, sie ist die Unfallursache Nummer eins.

Selbstüberschätzung als Ursache

Die Zahl aller Verkehrsunfälle ist um 2,96 Prozent auf 53.868 gestiegen, was auch die gestiegenen Kfz-Zulassungen widerspiegelt. Gleichzeitig sank die Zahl der Schwerverletzten um knapp ein Prozent auf 1419. Erstmals seit 2015 stellt die Polizei eine sinkende Tendenz bei Verkehrsunfällen mit überhöhter Geschwindigkeit fest. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl um 19,53 Prozent.


2018: Mehr Unfälle und Verkehrstote in Bayern – darunter 17 Kinder.


Die überwiegende Mehrheit dürfte ihre Fahrfertigkeiten als gut oder sehr gut einstufen, schätzt Adolf Blöchl. Die Zahlen, die dem mittelfränkischen Polizei-Vizepräsidenten vorliegen, sprechen freilich eine andere Sprache. So zählte die Polizei in Mittelfranken 16 Unfälle mit tödlichem Ausgang für Motorradfahrer, wobei in neun Fällen der Zweiradfahrer selbst der Verursacher war. Die Hälfte der Verstorbenen war 50 Jahre und älter, nur drei Verunglückte waren 20 bis 23 Jahre alt. Als signifikante Unfallursache stellte die Polizei Fehler beim Überholen fest.

Mit Bikern ins Gespräch kommen

Zur Motorradsaison 2019 hat das Polizeipräsidium Mittelfranken reagiert und eine Motorradkontrollgruppe ins Leben gerufen. 20 Beamte sollen vor allem an Wochenenden und je nach Wetterlage zusammengezogen werden, um mit der Biker-Szene ins Gespräch zu kommen. Gleichzeitig sollen sie die Motorradfans an reizvollen Strecken überwachen und kontrollieren und dabei auch unzumutbare Lärmbelästigungen bekämpfen.

Inklusive der Motorräder gab es im vergangenen Jahr 147 Unfälle pro Tag in Mittelfranken; das sind sechs Unfälle pro Stunde. Die alkoholbedingten Unfälle nahmen um 15 Prozent auf 608 (525) zu. Dabei wurden fünf Personen (4) getötet und 340 (257) verletzt.

Die Unfallursache "überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit" steht in der Mittelfrankenstatistik nach ungenügendem Sicherheitsabstand, Fehlern beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie der Vorfahrtsverletzung an vierter Stelle. Bei Unfällen mit Getöteten und Schwerverletzten liegt sie allerdings erneut ganz vorn.

Ein von vielen Autofahrern nach wie vor unterschätzter Risikofaktor ist der Blick auf das Handy. Wer bei Tempo 100 drei Sekunden lang auf sein Mobiltelefon schaut, legt 83,3 Meter im Blindflug zurück, wie Polizei-Vize Blöchl vorrechnet. Das Schreiben einer Kurznachricht oder das Eintippen einer Telefonnummer erhöht das Unfallrisiko laut einer aktuellen Studie um das Sechs- bis Zwölffache.

Sieben Verkehrstote in Nürnberg

In Nürnberg zählte die Polizei 2018 mit 15.320 Unfällen gut sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Mit sieben Verkehrstoten gab es zwei weniger als 2017. Zu den Opfern zählten vier Fußgänger, ein Pkw-, ein Krad- und ein Radfahrer. Mit 22,74 Prozent ist die Zahl derjenigen, die Unfallflucht begehen, zwar um 2,84 Prozent gesunken, aber weiter auffällig hoch.

Die Zahl der Unfälle auf dem Schulweg blieb mit 26 unverändert. Erfreulich ist, dass es im Stadtgebiet seit Jahren keinen tödlichen Schulwegunfall mehr gab. Die Unglücke, an denen Radfahrer beteiligt waren, sind in Nürnberg um 20,32 Prozent gestiegen. 477 der 906 Rad-Unfälle wurden von Radlern verursacht.