8. Dezember 1969: Ein Wochenende ohne Fußball

8.12.2019, 07:00 Uhr
8. Dezember 1969: Ein Wochenende ohne Fußball

© Kammler

Der Großteil der Bevölkerung suchte jedoch seine bitterkalte Kurzweil auf den „Pisten“ und Eisflächen in der Stadt oder an der Peripherie, so beispielsweise etwa 500 Volkstäufer, die – Start und Ziel Valznerweiher – ihre Raucherlungen im Lorenzer Wald lüfteten. Wer die Begeisterung sah, mit der ganze Gruppen – die Männer trugen meist stilechte Zipfelmützen – auf dem Weiher mit den Eisstöcken gegen die Dauben zielten, kann nur bedauern, daß es in Nürnberg nicht rund um das Jahr spiegelnde Parketts gibt.

Um den Sport ging es auch an der Bertha-von-Suttner-Straße, wo die Versehrtensportgruppe des Versorgungsamtes Nürnberg den ersten Ehrenabend in ihrem 15jährigen Bestehen veranstaltete. Titelwürden im Kegeln in der Stadt sowie auf Bezirks- und Landesebene beweisen, wie gut diese Menschen ihr schweres Schicksal zu meistern verstehen.

Von einem anderen Schicksal, dem des Altwerdens, lassen sich die Mitglieder der Lebensabendbewegung nicht kleinkriegen. Mit einer Ausstellung von Bastelarbeiten im Tagesheim in der Kraußstraße bewiesen sie, daß ihre Fingerfertigkeit noch nicht gelitten hat. Sie setzen sie sogar für einen sozialen Zweck ein: zahlreiche Näharbeiten sind für Lepra-Kranke auf Madagaskar und in Indien bestimmt.

Wer vom Sport nichts wissen wollte und auch Urlaub vom Verein oder Verband machte, der ging entweder in den Tiergarten – rund 900 Zoofreunde passierten die Eingangspforte am Schmausenbuck, wobei manches Fell auf den Gehwegen mit dem eines Tieres im Gehege konkurrierte – oder er folgte den Spuren des Weihnachtsmannes – beim Christkindlesmarkt auf dem Hauptmarkt, in den Kaufhäusern, in den Spezialgeschäften. Freilich, die Kassen klingelten häufig nicht wie in früheren Jahren im Rekord, aber das sagt wenig über die Kauffreudigkeit der Bürger; viele sind nur inzwischen draufgekommen, daß man in der Woche die Geschenke viel betulicher aussuchen kann als an einem verkaufsoffenen Samstag.

Die Polizei war froh darüber, daß sich nicht zu viele Leute durch die Innenstadt zwängten und drängten. Autofahrer waren fürbaß erstaunt, als sie am Samstag um 10.30 Uhr noch freie Plätze vor Parkuhren fanden. Überhaupt scheint die Kälte die Leidenschaft für den fahrbaren Untersatz, zumindest aber den Hang zur Raserei, zu dämpfen. „Das gibt es ja gar nicht“, wunderte und freute sich die Verkehrsstreifengruppe, als die Seiten in ihrem Wachbuch nahezu weiß blieben. Außer Blechschaden nichts gewesen, möchte man sagen.

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