Mobiler Markt und Online-Treff

Abgesagte Adventsmärkte: Alternativen in den Nürnberger Stadtteilen

22.11.2021, 09:50 Uhr
Der Adventsmarkt im Kulturladen Zeltnerschloss fällt heuer zum zweiten Mal wegen Corona aus. 

© Eduard Weigert Der Adventsmarkt im Kulturladen Zeltnerschloss fällt heuer zum zweiten Mal wegen Corona aus. 

Die Lampen hängen schon in den Bäumen rund um den Kirchenplatz vor der Dreieinigkeitskirche im Stadtteil Gostenhof, die Verkaufsstände sind prall gefüllt. Alles ist vorbereitet, die Besucher können kommen. Nur wenige Stunden vor der Eröffnung des Gostenhofer Adventsmarkts verkündet Ministerpräsident Markus Söder am Freitag verschärfte Corona-Regeln und damit auch das Aus für Weihnachtsmärkte. Für Stefan Stretz von Schanzenbräu, aber auch für die Schaustellerfamilie Grauberger, die den Platz bespielen, ist das ein heftiger Schlag: „Ich erkenne schon den Sinn der Maßnahmen, aber für uns geht es jetzt ans Eingemachte“, so der Schanzenbräu-Geschäftsführer.

Seine Brauerei hat extra Glühbier produziert. „Wer soll das jetzt trinken?“, fragt er. Überhaupt waren die vergangenen 20 Monate alles andere als erfreulich für das Unternehmen: „Wir hatten mindestens 30 Prozent Einbußen, weil viele Feste ausfielen“, berichtet er. Die Brauerei musste sogar Personal entlassen. Stefan Stretz appelliert an die Nürnbergerinnen und Nürnberger, auch Nürnberger Bier zu trinken und so die hiesigen Brauereien zu unterstützen.

Die neuen Regeln gelten wohl erst am Mittwoch. Bis Dienstag wollen Stretz und seine Mitstreiter den Adventsmarkt in Gostenhof weiterlaufen lassen – mit 2G-Konzept und Einlasskontrollen. „Wir ziehen es durch, solange es geht“, sagt Stretz.

Auch Alternativ-Programm platzte

Schon im September entschloss sich das Team vom Kulturladen Zeltnerschloss im Stadtteil Gleißhammer, den beliebten Markt im Schlosshof abzublasen. „Bei uns ist es doch sehr eng“, sagt Kulturladen-Leiterin Isolde Ebert. Alternativ sollte es eine wesentlich kleiner dimensionierte Einstimmung auf den Advent am 27. November geben. „Wir haben nur einen Eingang, da wäre eine 2G-Kontrolle gar kein Problem gewesen“, sagt Ebert.

Aber dann sagten Musikgruppen und auch einige Ehrenamtliche ab, die Benefiz-Stände bestücken wollten. „Wir haben uns dann schweren Herzens entschlossen, auch diese Veranstaltung abzusagen“, so die Kulturladen-Leiterin. Sie ist froh, dass keiner der Beteiligten auf die Einnahmen aus dem Marktverkauf angewiesen ist.

Fensterkonzert für Senioren

Für die Kinder der Scharrer-Schule, die extra für den Adventssamstag Lieder geprobt hatten, habe sich mittlerweile auch eine Lösung gefunden: Sie treten nun im Hof eines Seniorenheims auf und geben ein Fensterkonzert für die Bewohnerinnen und Bewohner, berichtet Isolde Ebert.

Viel Bedauern, aber auch Unverständnis, dass es wegen zuvieler Ungeimpfter so weit kommen konnte, hat Barbara Porst von Pfarramt der evangelisch-lutherischen Gemeinde Eibach in den letzten Tagen vernommen. Der Adventsmarkt auf dem Kirchplatz der Johanneskirche ist eine Institution im Stadtteil: Posaunenchor und Chöre treten auf, die örtlichen Vereine bestücken ihre Buden. Angesichts der Corona-Lage und wegen der Befürchtung, dass der kleine Markt überrannt wird, wenn anderswo nichts stattfindet, habe sich das Adventsmarkt-Team zur Absage entschlossen. Alternativ soll nun eine Online-Veranstaltung stattfinden. Auch ein Familiengottesdienst im Freien ist geplant.

Markt kommt zu den Menschen

Auf Alternativen baut man auch im Stadtnorden: Bereits im Oktober sagte das Team um Joachim Brutsche den ökumenischen Ziegelsteiner Adventsmarkt ab. „Unser Markt lebt auch davon, dass das Christkind kommt und dann Hunderte Menschen bei dem Auftritt dabei sind. Das war in diesem Jahr nicht vorstellbar“, sagt Brutsche.

Stattdessen setzen die Ehrenamtlichen auf ein Konzept, das 2010 hervorragend ankam: Beim Ziegelsteiner Advent kommen Ehrenamtliche zu den Stadtteilbewohnern. „Wir haben zum Beispiel Sachen, die die Pfadfinder gebastelt haben, verkauft und sogar heiße Bratwürste nach Hause geliefert“, berichtet Joachim Brutsche. Besonders beliebt war eine Wunschzettelaktion, bei der die Kinder eine Großbotschaft vom Christkind bekamen.

Die Erlöse kommen wie immer einem Sozialprojekt in der brasilianischen Stadt Sao Paulo zugute.

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