Abschiebung trotz Baby? Nürnberger Fall sorgt für Wirbel

13.12.2019, 16:22 Uhr
Die Mutter der Familie mit ihrem Baby.

© privat Die Mutter der Familie mit ihrem Baby.

"Hier wird die Menschlichkeit mit Füßen getreten", sagt Ben Schwägerl von der "Freien Flüchtlingsstadt Nürnberg", der die Familie betreut. Um fünf Uhr früh war die Polizei laut Schwägerl in die Beuthener Straße gekommen, wo Shegun O. mit seiner Partnerin, seinem fünfjährigen Stiefsohn und dem Neugeborenen untergebracht ist.

Die aus Nigeria stammenden Eltern hatten zuvor in Italien gelebt, doch sei die Frau dort von Zwangsprostitution bedroht worden, sagt Schwägerl. "Sie ist von ihrem eigenen Vater verkauft worden." Eine sogenannte "Madame" warte in Italien auf die betroffenen Frauen, "bei ihr müssen sie dann ihre Schulden abarbeiten". Mehrfach sei die Familie dort bedroht worden.

Drohende Abschiebung: Helfer ist entsetzt

Mit Verweis auf diese Bedrohung wehrt sich die junge Mutter auch gegen eine Rückkehr nach Italien. Die ersten acht Wochen nach der Geburt kann sie ohnehin nicht abgeschoben werden, doch auch der Klageantrag habe eine aufschiebende Wirkung, betont Schwägerl. Er ist entsetzt, dass die Zentrale Ausländerbehörde dennoch den jungen Vater aus dem Land weisen will. "Es wäre ein Gebot der Humanität, die Familie zum jetzigen Zeitpunkt nicht auseinanderzureißen."

Schwägerl hofft, dass der Mann vielleicht doch noch bleiben kann. Eine Anwältin will erreichen, dass er wenigstens aus der Abschiebehaft freikommt. Er habe sich ja nichts zu Schulden kommen lassen, so Schwägerl. Die zuständigen Behörden dagegen verweisen auf die Bestimmungen des Dublin-III-Verfahrens.

Auf Anordnung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) müsse der Betroffene deshalb nach Italien "rücküberstellt" werden, so die Regierung von Mittelfranken. "Die Zentrale Ausländerbehörde Mittelfranken hat auf dieses Verfahren des Bamf keinen Einfluss." Der Ehefrau sei in Italien ein Schutzstatus zuerkannt worden, sie könne jederzeit dorthin zurückkehren.

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