Aktion: "Söder-Bucht" wird zu "Kapitän-Reisch-Bucht"

4.8.2018, 17:01 Uhr
Die Demonstranten benannten die sogenannte "Söderbucht" in "Kapitän-Reisch-Bucht" um.

© Edgar Pfrogner Die Demonstranten benannten die sogenannte "Söderbucht" in "Kapitän-Reisch-Bucht" um.

Es ist ein skurriles Bild, das sich den Badegästen am Wöhrder See bietet: Große weiße und rosa Plastik-Schwäne, besetzt mit Badenden, gleiten über das Wasser als plötzlich einige Schlauchboote mit orangen Plakaten auftauchen. "Seebrücke - schafft sichere Häfen" und "Kapitän Reisch Bucht" ist auf den Plakaten zu lesen. 

Am Ufer haben sich etwa 200 Menschen versammelt, die für die Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer und für die Aufnahme von Asylsuchenden demonstrieren. Neben ihnen liegen Sonnenanbeter im Rasen und betrachten erstaunt das bunte Treiben, Badende tummeln sich im Wasser.

Weitere Aktionen in anderen Städten

Es ist eine Aktion der "Seebrücke", einer Initiative, die erst vor kurzem mit einer spektakulären Aktion in Nürnberg auf sich aufmerksam machte. Damals warfen die Aktivisten Puppen in die Pegnitz, die orange Rettungswesten trugen - ein Sinnbild für das Sterben auf dem Meer vor unserer Haustür.

Auch diesmal geht es um die europäische Flüchtlingspolitik, um die Abschottung Europas und die zunehmend aufgeheizte Debatte rund um die Asylsuchenden. In 25 deutschen Städten gehen laut einer Sprecherin an diesem Samstagnachmittag Menschen auf die Straße, um für eine humanere Flüchtlingspolitik zu demonstrieren. Ihre Erkennungsfarbe ist Orange - das Orange der Rettungswesten, die zu einem Symbol der verfehlten und hochgefährlichen europäischen Flüchtlingspolitik geworden sind.  

Für ihren Protest haben sich die Aktivisten einen durchaus symboträchtigen Ort ausgesucht. Die neue Badebucht unterhalb der Norikus-Hochhäuser wird im Volksmund auch "Söder-Bucht" genannt, weil der damalige Finanzminister und heutige bayerische Ministerpräsident Markus Söder das Geld für die Neugestaltung des Strands bereitstellte.

Eine völlig unverdiente Ehre, meinen die Seebrücke-Aktivisten, schließlich ist Söder auch derjenige, der in ihren Augen zusammen mit CSU-Chef Horst Seehofer erheblich zur aufgeheizten Asyldebatte und zur Abschottung Deutschlands beigetragen hat. "Wir benennen deswegen die Söder-Bucht in Kapitän-Reisch-Bucht um", ruft eine Sprecherin unter dem Applaus dem Demonstrierenden.

Gemeint ist Claus-Peter Reisch, der Kapitän des Seenotrettungsbootes "Lifeline", der im Mittelmeer Flüchtlinge rettete und sich deswegen jetzt vor Gericht auf Malta als Schlepper verantworten muss. Das sei ein Skandal, meinen die Aktivisten, ebenso, dass die Seenotretter und die Aufklärungsflugzeuge, die nach Bootsflüchtlingen Aussschau halten, am Auslaufen und Starten gehindert werden. 

Die Bundesregierung müsse diesen untragbaren Zustand, dass Menschen in Not nicht mehr geholfen wird, beenden, fordern die Protestierenden. Und auch für die Stadt Nürnberg haben sie eine Botschaft: "Wir fordern die Stadt, die sich selber Stadt der Menschenrechte nennt, auf, Asylsuchende aufzunehmen." 

Denn im Slogan der Seebrücke heißt es: "Schafft sichere Häfen" - und das beziehe sich eben nicht nur auf die Häfen am Mittelmeer, sondern auch auf Städte wie Nürnberg, in denen Asylsuchende "selbstbestimmt und in Würde" leben können sollen.