Aktivisten schlagen elf Thesen ans Heimatministerium

30.6.2017, 05:53 Uhr
Aktivisten schlagen elf Thesen ans Heimatministerium

© Berny Meyer

Als Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor ein paar Jahren die Welt mit der Erkenntnis beglückt hat, dass Bayern die Vorstufe zum Paradies sei, konnten die fränkischen Patrioten vermutlich nur bitter lächeln. Paradies hin oder her, als Bayern sehen sie sich nämlich nicht.

Und das hat Folgen: Um die ihrer Meinung nach chronisch an den Rand gedrängten Menschen, die nördlich des Weißwurstäquators daheim sind, ins Rampenlicht zu rücken, fordern sie zum Beispiel, dass der Freistaat bitte schön in "Bayern-Franken" umbenannt wird, dass Franken als Region in Europa anerkannt wird und fränkische Kulturgüter zurückgegeben werden.

Weil sie diese Forderungen schon länger nicht mehr artikuliert hatten, dachten sie: "Machen wir mal wieder was", wie Rudolf Kondler erzählt, und zwar im Vorfeld des "Tags der Franken" am 2. Juli. Daraus ist dann, weil ja gerade Lutherjahr ist, ein Thesenanschlag ans Heimatministerium geworden. Wobei die Nägel nur für die Kameras herausgeholt und dann brav wieder eingepackt wurden. "Wir machen keine Revolution. Wir sind gewaltfrei. Wir wollen es symbolisch rüberbringen", ließ Kondler wissen.

Hausherr Markus Söder (CSU), sonst kein Verächter medienwirksamer Auftritte, ließ sich entschuldigen. Stattdessen nahm Harald Hübner, Leiter des Dienstsitzes, die Thesen in Empfang. Hübners Vorschlag, man könne doch vor der großen blauen Stellwand mit Schriftzug des Bayerischen Staatsministeriums ein Übergabe-Foto machen, stieß bei den Franken allerdings auf wenig Gegenliebe.

"Das ist mir zu weiß-blau", konterte Peter Büttner, Franken-Aktivist und in Nürnberg gemeinhin bekannt als Vorsitzender des Bürgervereins Nürnberger Westen. Weshalb der Ministerialdirektor flugs einen Mitarbeiter beauftragte, zwecks Foto fränkische Devotionalien zu besorgen. Der enteilte und rückte mit einer Stellwand als Hintergrund an, auf der immerhin "Mittelfranken" stand. "Wir glauben, dass alle Thesen Franken weiterhelfen", sagte Büttner.

Einer, der die Stärkung der fränkischen Identität subtil hintertreibt, ist nach Ansicht der Frankenfreunde aber der Bayerische Rundfunk. "Franken findet überhaupt nicht mehr statt". Ein anderes Ärgernis ist für sie die ungleiche Verteilung der Fördermittel im Freistaat. Wobei Kondler einräumt, dass Söder "viel tut für Franken".

Dienstsitz-Leiter Hübner betonte, dass man sich im Ministerium Mühe gebe, "Die Franken" und "Die Oberpfälzer" zu sagen; soll heißen, nicht alle in einen Topf zu werfen. Aber man solle doch froh sein, dass man zu Bayern gehöre, einem Land, dem es gutgehe, gab er der Gruppe mit. Zwei Forderungen der Aktivisten sind übrigens gar nicht aus der Luft gegriffen: die nach einer eigenen Uni für Nürnberg und einem Nationalpark in Franken. Kondler: "Das wird bald in Erfüllung gehen." Balsam für die Seelen der "Frankenstimmen".

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