Alpha Exec: Hier fliegt der Chef noch selbst

20.8.2009, 00:00 Uhr
Alpha Exec: Hier fliegt der Chef noch selbst

Geschäftsführer Marcus Kaiser erinnert sich: «Das waren Spezialpumpen für ein großes Autowerk nahe Prag. Denen war nachts wegen mangelnder Ersatzteile die Produktion zum Stehen gekommen, die Minute kostete über 1000 Euro.» Daraufhin wurde Alpha Exec engagiert, die mit ihrer Beechcraft King Air sofort zum Düsseldorfer Flughafen aufbrachen, dort die zwei Pakete mit den Ersatzteilen entgegennahmen und diese schleunigst nach Prag beförderten. Wenn solche Frachtflüge die Dienstleistungspalette des Luftfahrtunternehmens auch abrunden, die weitaus größte Zahl der jährlich rund 150 Flüge findet mit Passagieren an Bord statt.

Hauptsächlich Manager und Geschäftsleute schätzen die Verfügbarkeit von Alpha Exec rund um die Uhr, verbunden mit dem hohen Komfort der Beförderung und einer Vielzahl an Start- und Landemöglichkeiten auch abseits der großen Verkehrsflughäfen. Um dieser betuchten Klientel jetzt noch einen zusätzlichen Anreiz zum privaten Geschäftsflug zu bieten, hat Alpha Exec jetzt neben der Propellermaschine King Air auch noch einen Jet in die Flotte aufgenommen: Für den Hawker Beechcraft Premier musste Kaiser, der getreu dem Motto «der Chef fliegt selbst» auch als Pilot tätig ist, rund drei Wochen Schulungen in den USA auf sich nehmen.

Die größere Reichweite bei höherer Geschwindigkeit rechtfertigt die Investition in die Zukunft auf jeden Fall, meint Kaiser mit Blick auf das imposante, rotgeflammte Fluggerät. Die Premier schafft bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 800 Kilometern in der Stunde einen Trip nach Portugal, Irland oder Sizilien in rund drei Stunden. Vor allem VIPs, wie Schauspielerin Veronica Ferres, Musiker Peter Gabriel, den Alpha Exec auf einer Italientournee begleitete, oder der ehemalige Club-Trainer Hans Mayer, der schnell zu einem Interview geflogen werden musste, schätzen Jets natürlich als besonderes Statussymbol.

Alpha Exec ist aber nicht nur für die Stars und Sternchen eine willkommene Abwechslung zum alltäglichen Fluggeschäft. Während Privatleute sich den Luxus eines 2000 bis 3000 Euro teuren Privatfluges eher selten leisten, ist die Propellermaschine King Air vor allem in den Sommermonaten ein stählerner Engel für Notleidende: Gerade in der Ferienzeit übernimmt Alpha Exec nämlich auch Ambulanzflüge für den ADAC. Dann wird aus der edlen Maschine mit Ledersesseln im Handumdrehen eine fliegende Intensivstation für Patienten, die mit einem Schlaganfall oder einer anderen kritischen Erkrankung innerhalb von Europa verlegt werden müssen.

Allerdings macht sich eben in diesem Bereich auch für Alpha Exec die Wirtschaftskrise bemerkbar. «Ich dachte zunächst, die Krise lässt uns im Gegensatz zu den großen Airlines kalt», sagt Kaiser. Aber die Deutschen machten aktuell nun mal mehr Urlaub vor der eigenen Haustüre. Deswegen sei auch der Bedarf an Ambulanzflügen in diesem Sommer nicht so hoch. Einen Umsatzrückgang von rund 20 bis 30 Prozent befürchtet Kaiser im laufenden Geschäftsjahr. Zuletzt lag der Umsatz bei rund 800 000 Euro, mit der Neuanschaffung der Beechcraft Premier wollten Kaiser und seine elf Mitstreiter von Alpha Exec heuer ursprünglich die Umsatzmillion knacken.

Aber als Betreiber einer privaten Fluggesellschaft haben Kaiser und sein Geschäftspartner Manfred Thonius es gelernt, geduldig zu sein. Seitdem sie Anfang 2005 die Betriebserlaubnis für ihr Luftfahrtunternehmen erhielten, hat sich das Mischverhältnis aus den zu beachtenden nationalen Vorschriften und einem Berg EU-Verordnungen ständig neu zusammengesetzt. Dennoch hat Kaiser die Entscheidung, nach abgeschlossenem Ingenieursstudium ein Leben als Unternehmer über den Wolken zu führen, nie bereut: «Dort droben in der Luft fällt die ganze Hektik, die am Boden herrscht, mit einem Mal von einem ab.»

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