Altstadt ohne Autos? FFF-Aktivisten führen durch Nürnberg

18.9.2020, 10:07 Uhr
Astrid Brixy (18), Clea Braun (21) und Noah Kawohl (17) von "Fridays for Future Nürnberg" sprechen in ihrem Rundgang über die "Klimastadt Nürnberg".

© Stefan Hippel Astrid Brixy (18), Clea Braun (21) und Noah Kawohl (17) von "Fridays for Future Nürnberg" sprechen in ihrem Rundgang über die "Klimastadt Nürnberg".

Zwischen parkenden Autos halten Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, Ausschau nach einer Lücke im Verkehr. Radfahrer versuchen, auf dem schmalen Streifen am Rand halbwegs sicher voranzukommen. Dazwischen immerhin ein paar Bäume und Beete.

In den Augen von Astrid Brixy könnte Nürnbergs Einfallstor in die Innenstadt aber deutlich schöner aussehen. "Wäre es nicht cool, wenn hier gar keine Autos mehr fahren und parken würden?" fragt die 18-Jährige – und gibt im nächsten Atemzug gleich selbst die Antwort. "Das wäre auf jeden Fall ein Gewinn an Lebensqualität." Und es wäre ohnehin in ihren Augen nur ein Anfang, der Einheimischen und Touristen möglichst Lust machen soll auf mehr: Eine autofreie Innenstadt ist nämlich eine der zentralen Forderungen von Brixy und ihren Mitstreitern bei "Fridays for Future Nürnberg".

Nachdem es wegen der Corona-Pandemie vorübergehend still geworden war um die Gruppe, melden sich die Mitglieder jetzt gleich mit mehreren Aktionen zurück. Sie machen nicht nur mit einem Klimacamp auf dem Sebalder Platz auf sich aufmerksam, sondern bieten auch bei den startenden Stadt(ver)führungen (18. bis 20. September) mehrere Rundgänge an. Und wenige Tage später, am 25. September, rufen sie erneut zum "globalen Klimastreik" in Form einer Demonstration auf.

Gründe, aktiv zu werden, gibt es in den Augen der jungen Leute nach wie vor genug. Sie habe immer mehr Angst vor dem, was passieren werde, wenn Gesellschaft und Politik nicht bald umdenken und vor allem auch handeln, sagt Clea Braun, 21 Jahre alt, und wie Brixy Studentin. Irgendwann sei nämlich der Punkt erreicht, an dem sich die Entwicklung nicht mehr stoppen lasse. "Wir können dann nichts mehr tun und es wird 1000-prozentig schlechter." Im globalen Süden könnten die Menschen im Fall einer weiteren Erderwärmung nicht mehr leben, es würde zu einer Bevölkerungswanderung kommen. "Das wäre das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen", sagt Braun.

Gegen den FSW-Ausbau

Dass die Maßnahmen, die nötig wären, um das zu verhindern, nicht mit Verzicht gleichsetzen sind, sondern Nürnberg lebenswerter machen würden, wollen Brixy, Braun und weitere Aktive bei den Stadtrundgängen zeigen. Auf rund 30 Seiten habe die Gruppe ihre Forderungen zusammengefasst, betont Noah Kawohl. Neben einer autofreien Innenstadt steht der Verzicht auf den Ausbau des Frankenschnellwegs weit oben auf der Liste – in den Augen der Gruppe wäre das Großprojekt "klimapolitisch eine Riesenkatastrophe", weil es noch mehr Verkehr verursachen würde. Statt weiter den Autos so viel Raum zu lassen, müsse es mehr Radwege und eine grüne Welle für die Radfahrer geben, sagt Brixy. "Wenn die Radler schneller vorankämen als die Autos, wäre das auch für mehr Menschen ein Anreiz umzusteigen."


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Außerdem fordert die Gruppe repräsentative Bürgerversammlungen. Das Gremium müsse ein Vorschlagsrecht haben, der Oberbürgermeister solle dessen Forderungen nicht einfach so ablehnen dürfen, betont Kawohl. Der 17-Jährige hofft, dass es mit dem Angebot bei den Stadt(ver)führungen gelingt, mal ein anderes Publikum zu erreichen als sonst. Sie freue sich auf viele Diskussionen, sagt Brixy. "Wir wollen dabei die positiven Seiten des Klimaschutzes rüberbringen."

Info

Der Rundgang "Klimastadt Nürnberg – doch nicht nur eine Utopie?" startet am 18. September um 17.15 Uhr, am 19. und 20. September jeweils um 12.05 Uhr, los geht es am Sebalder Platz. Mehr Infos finden Sie hier.

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